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Die Ketzerbibel

Die Ketzerbibel

Titel: Die Ketzerbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Klee
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Frau geheim gehalten?»
    «Wir haben sie nicht geheim gehalten. Sie wäre, sobald sie wieder besser laufen kann, auch in die Kirche gekommen.»
    «Es scheint mir doch eher so, als hättet ihr sie versteckt. Nicht einmal der Mönch Calixtus, der euer Seelsorger ist, hat von ihr gewusst. Was ist das denn, wenn nicht Geheimhaltung und ein schlechtes Gewissen?»
    «Da sie gebrechlich ist, hatten wir das Recht, sie ins Hospital aufzunehmen, ohne vorher jemanden um Erlaubnis zu fragen. Es schien mir nicht dringend geboten, Calixtus zu ihrem Krankenlager zu führen. Sie lag ja nicht im Sterben. Er hätte sie zu gegebener Zeit noch getroffen», erwiderte Juliana gemessen.
    «Hm! Merkwürdig, dass sie bereits im Krankenhaus gearbeitet hat, da sie doch selber noch so schwach und bettlägerig war. War es nicht vielmehr so, dass ihr verurteilten Ketzerinnen die Gelegenheit zur Flucht geben wolltet?», bohrte Grégoire.
    «Da offenbar die Stadtwache von der Anwesenheit fremder Beginen vor dem Tore wusste, war es ja nicht unsere Sache, irgendetwas zu vermuten oder irgendwen anzuzeigen.»
    «Du hast jeden Fremden, der bei euch aufgenommen wird, sofort zu melden. Wenn ihr das in Zukunft noch einmal versäumt, werden wir euch das Recht aberkennen, ein Hospital zu führen.»
    Damit war nun Herr Bonnefoy ganz und gar nicht einverstanden, denn die Stadt müsste sonst selbst für die Armenpflege sorgen. Er sagte leise etwas zum Abbé. Der winkte ärgerlich ab und wandte sich wieder den Beginen zu.
    «Es ist doch merkwürdig, wie – immer wenn du fremde und verdächtige Weiber in euer Haus aufnimmst – sie entwederkrank sind oder das Gedächtnis verloren haben. Lasst die vortreten, die sich Danielle nennt.»
    Danielle gab sich herzlich Mühe, ruhig und gefasst zu erscheinen, doch als sie da stand und die Blicke dieser Männer auf sich spürte, trat ihr der Schweiß in dicken Perlen auf die Stirn. Der Abbé sah es wohl. Er beschloss, seine Taktik zu ändern, denn oft bringt ein Wechsel von Drohung und danach unerwarteter Freundlichkeit die besten Ergebnisse.
    «Garsende, Ehefrau von Maudru, hat ausgesagt, dass du im Schlaf stöhnst und weinst und von einer Schuld sprichst. Willst du nicht dein Gewissen erleichtern und uns sagen, wessen du dich schuldig gemacht hast, meine Tochter? Willst du nicht deine Seele endlich erleichtern? Welche Schuld trägst du mit dir herum? Lass dir doch helfen!», sagte er in sanftem Ton.
    «Ich bin ja offenbar für etwas verurteilt und gestraft worden», stammelte Danielle, die im Gesicht und an den Händen immer noch die Narben dieser Strafe trug. «Und hier vor euch zu stehen, macht mir Angst. Doch nur, weil ich nicht weiß, wie ich mich verteidigen soll und wogegen. Und weil ich schon einmal zu Unrecht angeklagt worden bin. Wozu sind Strafen gut, wenn einer hinterher noch ebenso schuldig ist wie vorher und man ihm nicht vergeben will?»
    «Zur Abschreckung und zur Warnung! Denn hättest du diese Narben nicht, dann könntest du dich als einen vertrauenswürdigen Menschen ausgeben!», bellte jetzt gegen seine Absicht der Abbé, aber Jean de Meaux zog ihn am Ärmel und redete auf ihn ein, und Marius verlangte lautstark ein Ende dieser unnützen Befragung.
    Der Abbé hatte aber von seiner Rolle als Inquisitor noch längst nicht genug und ließ verschiedene Zeugen auftreten. Doch keiner von ihnen konnte etwas anderes als Tratsch und Mutmaßungen vorbringen. Herr von Bonnefoy begannsich gelangweilt in den Zähnen zu stochern. Zwei Zeugen sprachen über merkwürdige Stimmen, die sie des Nachts am Beginenhof gehört haben wollten.
    «Die haben beträchtliche Schulden bei uns, und was sie in der Nacht gehört haben, war sicher ihr Gewissen!», rief Anne.
    Eine Nachbarin beschwerte sich bitterlich, dass ihre Milchkuh keine Milch mehr gab, seit Auda sie wegen einer Entzündung behandelt hatte.
    «Das ist normal. Wärt Ihr nicht so geizig gewesen und hättet mich früher gerufen, hätte ich noch was machen können. Nächstes Jahr gibt sie wieder welche», sagte Auda ärgerlich.
    Carolus bestätigte es: «Das stimmt. Ist die Milch einmal versiegt, dann ist es erst einmal damit vorbei. Das ist bei Tieren nicht anders als bei Menschen. Im Übrigen hatte ich im Hospital der Beginen Gelegenheit, Auda bei der Arbeit zu beobachten. Sie ist eine geschickte Heilerin und gewiss keine Hexe. Was für eine alberne Anschuldigung!»
    Übrig blieb noch die Angelegenheit mit dem Teufelskuss. Ein Gerichtsdiener brachte auf Grégoires

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