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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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und an einem anderen Tag zur Beichte bestellen, und dann musste sie das Haus erneut heimlich verlassen.
    Abgehetzt schlüpfte sie durch die Seitenpforte in die Kirche und sah sich um. Neben dem Altar brannte eine einzige Kerze, die das Kirchenschiff kaum zu erhellen vermochte. Dennoch konnte Rosi feststellen, dass außer ihr niemand anwesend war. Auch war der einzige Beichtstuhl leer. Aufatmend kniete sie nieder und sprach ein leises Gebet, in dem sie die Mutter Gottes bat, ihr beizustehen.
    Ein mahnendes Räuspern ließ sie innehalten. »Seid Ihr es, hochwürdiger Herr?«, fragte sie halb erschrocken, halb erleichtert.
    »Ich bin es, meine Tochter. Komm nun und beichte deine Sünden!«
    Rasch schlüpfte Rosi in den Beichtstuhl. Kaum kniete sie in dem finsteren Alkoven, hörte sie den Pater vor Erregung keuchen. Gleichzeitig kam sein Gesicht dem ihren so nahe, dass sie seinen heißen Atem spürte.
    »Und nun beichte deine Sünden, meine Tochter. Unter welchem Mann bist du gelegen?«
    »E… Ernst Rickinger!« Rosi zögerte zunächst, stieß dann aber den Namen rasch aus, um den Pater nicht zu erzürnen.
    »Also diesem Hurenbock Rickinger hast du deine Tugend geopfert? Damit hast du schwere Schuld auf dich geladen, und du wirst eifrig sühnen müssen, um diese wieder loszuwerden. Aber nun berichte, wie Rickinger dich genommen hat. Bist du auf dem Rücken gelegen, wie es einer christlichen Frau zukommt, oder hast du dich ihm wie ein Tier angeboten oder dich gar auf ihn gesetzt?«
    »Nein, ehrwürdiger Vater. Ich lag im Heu und er auf mir, so wie es sich gehört.«
    »Wie es sich bei einem vom Priester gesegneten Ehepaar gehört. Du aber hättest tugendsam sein und ihm das, was Eva dir vererbt hat, verweigern müssen. Er selbst hätte zu den willigen Mägden im Frauenhaus gehen müssen, um seine Lust zu stillen. Dafür sind diese Weiber schließlich da. Sich zu einer Magd zu legen heißt, die Huren um den ihnen zustehenden Lohn zu betrügen und unsere Stadt München und Seine Gnaden, den Herzog, um die Steuer, die die Huren für jeden, der zu ihnen kommt, bezahlen müssen. Doch nun sprich, wie es war, als du bei ihm gelegen bist?«
    Rosi musste seine Fragen beantworten, welche Gefühle sie beim Beischlaf mit Ernst Rickinger erlebt hätte. Obwohl sie damals vor Lust fast vergangen war, schämte sie sich, davon zu berichten, und gab nur ein leichtes Wohlbefinden zu.
    Obwohl sie gehofft hatte, auf möglichst einfache Art zu ihrem Beichtzettel zu kommen, ekelte sie sich nun vor sich selbst. Es war etwas anderes, mit einem Mann, der ihr gefiel, im Heu zu liegen und ihn in sich zu spüren, als Fragen darüber beantworten zu müssen. Doch was blieb ihr anderes übrig? Ohne Beichtzettel konnte ihre Meisterin sie jederzeit auf die Straße setzen. Da sie sonst niemand in seine Dienste nehmen würde, lief sie Gefahr, als arbeitsscheu bezeichnet und mit Ruten aus der Stadt getrieben zu werden. Diesem Schicksal konnte sie nur entgehen, wenn sie ins Frauenhaus ging, in dem sie sich unter jeden stinkenden Bock legen musste, der ein paar Pfennige dafür aufwenden konnte.
    Es gab noch eine andere Möglichkeit, die sogar mit einer Heirat verbunden war, doch die erschien Rosi ebenso schlimm wie das Hurenhaus. Sie konnte das Weib des Henkers werden, aber das war gleichbedeutend mit einer Ächtung durch die ganze Stadt. Dabei sah Meister Hans nicht einmal so übel aus, und in seinem Beutel klimperten mehr Gulden als bei den meisten Bürgern, die die Straßenseite wechselten, um ihn nicht begrüßen zu müssen oder gar sein Gewand zu streifen.
    »Du hast wacker gebeichtet, meine Tochter. Doch deiner Sünden sind zu viele, als dass sie mit diesem einen Mal abgebüßt wären. Daher wirst du zur Strafe jede Woche einmal hierherkommen.«
    Mit einem Mal verspürte Hilarius den Wunsch, mehr mit ihr zu tun. Bisher hatte er wohlweislich darauf verzichtet, eine Frau wie ein angetrauter Gatte zu nehmen. Was er trieb, war eine lässliche Sünde, die ihm der Herr gewiss verzieh. Doch einem Weib beizuwohnen galt als offene Unkeuschheit. Außerdem wollte er nicht so enden wie sein Amtsbruder Remigius, der von frechen Burschen bei seinem Tun erwischt und samt seiner Buhle nackt aus dem Haus geschleift worden war. Doch seine Sehnsucht, Rosi richtig zu besitzen, wurde größer und größer.
    Hilarius spürte, wie ihm bereits bei dem Gedanken daran das Blut wieder in die Lenden schoss, und stieß die Magd mit einer heftigen Gebärde zurück. »Verschwinde

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