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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Versprechen gegeben hatte. Rickinger war der Einzige, dem er Veva auf eine solch beschämende Weise hatte anbieten können. Außerdem mochte er Ernst trotz aller Fehler des Burschen.
    »Du wirst von mir hören, wenn Ernst zurückgekommen ist. Müsste ich dir dann absagen, täte es mir leid, aber …« Rickinger beendete den Satz nicht, denn in seiner Brust stritten sich zwei Seelen. Zum einen reizte ihn Vevas Erbe, das wesentlich höher war als die Mitgift, die Antscheller seinen Töchtern mitgab. Zum anderen aber wäre ihm eine jungfräuliche Tirolerin für seinen Sohn lieber gewesen.
    Leibert begriff, welche Gefühle seinen alten Freund bewegten, und überlegte, ob er nicht auf eine andere Weise zu einem Schwiegersohn kommen konnte. Doch der Einzige, der Veva unbesehen nehmen würde, war Benedikt Haselegner, und gerade dem wollte er sie auf keinen Fall geben.

12.
    V eva war froh, als sie das Isartor und die Brücke über die Isar hinter sich gelassen hatten und den Gachen Steig nach Ramersdorf hochstiegen. Hier zeigte sich, dass sie die richtige Kleidung gewählt hatte, was ihre Kleidung betraf. Die derben Schuhe und der weite, dunkle Rock waren bequem genug für einen langen Fußmarsch. Ihr rotes Mieder hatte sie nach den Erfahrungen während der Wallfahrten nicht zu straff geschnürt. Auch führte sie einen Wanderstab mit sich und trug ihr Bündel in der anderen Hand.
    Neben ihr ging der Schwab und pfiff eine fröhliche Melodie. Der Knecht freute sich, wieder einmal aus der Stadt herauszukommen und etwas von der Welt zu sehen, wie er Veva nach einer Weile mitteilte. »Weißt du, Jungfer, die Stadt ist schön und gut, aber man muss auch mal wieder frische Luft atmen können!«
    Veva schnupperte ein wenig und zog die Nase kraus. »Die Luft hier ist mir ein wenig zu frisch.« Dabei wies sie auf einen Acker neben der Straße, auf dem ein Bauer Mist von einer Schubkarre lud.
    »In der Stadt riecht es doch viel schlimmer«, behauptete der Schwab, der zu seiner Abneigung gegen die Residenzstadt zurückgefunden hatte.
    So ganz konnte Veva das nicht abstreiten, denn in Isarnähe stank es tatsächlich manchmal wie die Pest. »Das sind halt die Gerber, die Urin für ihre Häute brauchen.«
    »Nicht nur! Etliche Ställe stinken zum Himmel, und einige Straßen ebenfalls, weil sie nicht richtig gereinigt werden. Aber jetzt haben wir den Bauern-Gestank hinter uns und können wieder beschwingt ausschreiten. Hast du was dagegen, Jungfer, wenn wir unterwegs einkehren und einen Becher Bier trinken? Wir kommen durch mehrere Dörfer, und in den meisten gibt es neben der Kirche auch eine Einkehr. Das Bier schmeckt dort gewiss nicht schlechter als das in München, und ich hätte auch nichts gegen einen Kanten Brot und vielleicht ein Stück Selchfleisch einzuwenden. Zeit haben wir genug.«
    Der Schwab zwinkerte Veva zu. Zu Hause gab es zumeist nur Brei und gekochtes Fleisch zu essen, und da käme ihm ein schönes Stück Schinken gerade recht.
    Nicht viel später verspürte auch Veva Hunger und sah sich im nächsten Dorf nach einer gastlichen Stätte um. Tatsächlich gab es bei der Kirche einen Ausschank mit ein paar grob gezimmerten Tischen im Freien.
    Als sie sich setzten, kam eine ältere Frau aus dem Haus. Missmutig musterte sie die beiden Gäste und stufte Veva wegen ihrer schlichten Kleidung als ärmere Bürgerstochter ein. Den Knecht beachtete sie gar nicht.
    »Was wollt ihr?«, fragte sie nicht besonders freundlich.
    Veva überlegte schon, ob sie nicht besser weitergehen sollten, doch der Schwab kannte diesen Menschenschlag besser als sie. »Wir hätten gerne zwei Krüge Bier und etwas zu beißen.«
    »Wenn es nicht mehr ist!« Mit diesen Worten drehte die Wirtin sich um und verschwand wieder im Haus.
    »Sind die Leute auf dem Land immer so unfreundlich?«, fragte Veva den Knecht.
    »Im Allgemeinen nicht. Aber wir sind Fremde und könnten daher Diebsgesindel sein. Das fällt nämlich öfter über diese Dörfer her.«
    »Also gibt es hier doch Räuber!«, rief Veva erschrocken aus.
    Inzwischen war die Wirtin mit zwei vollen Krügen zurückgekehrt und hatte ihren Aufschrei gehört. »Räuber hat es bei uns schon länger keine mehr gegeben. Da passen die Knechte des Landrichters schon auf. Aber im Gebirge soll es schlimm hergehen, und in dem großen Wald weiter im Osten kann es schon passieren, dass einen ein paar Galgenstricke abpassen.«
    »So weit gehen wir nicht«, versuchte der Schwab die verängstigte Veva zu

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