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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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beruhigen.
    Dann wandte er sich wieder der Wirtin zu. »Wir wollen nach Pewing. Dort hat der Herr einen Meierhof.«
    »So, nach Pewing wollt ihr. Da habt ihr aber noch ein schönes Stück zu gehen.« Jetzt war die Neugier der Wirtin erwacht. Als sie das nächste Mal kam und einen halben Laib Brot und ein Stück geräuchertes Schweinefleisch mitbrachte, setzte sie sich mit an den Tisch.
    Veva beantwortete ihre Fragen nur einsilbig, der Schwab hingegen berichtete, dass die Jungfer die Tochter eines reichen Bürgers sei und sich wegen des schönen Wetters entschieden habe, zu Fuß nach Pewing zu gehen.
    Die Wirtin hörte aufmerksam zu, warf hie und da ein Wort ein und füllte die Bierkrüge immer wieder nach. Während der Schwab in seinem Element war, wurde Veva allmählich ungeduldig. »Müssen wir nicht langsam weiter?«
    Der Schwab blickte bedauernd in seinen noch fast vollen Krug, sah dann zum Himmel auf, um den Sonnenstand zu schätzen, und nickte. »Ich glaube schon. Es liegt noch ein gutes Wegstück vor uns, und zu spät sollten wir nicht ankommen. Lass mich nur noch austrinken.«
    Es war bereits sein vierter Krug, und Veva hatte den ihren ebenfalls schon dreimal geleert. Mittlerweile spürte sie die Wirkung. »Hast du einen Abort?«, fragte sie die Wirtin, weil sie nicht auf freiem Feld die Röcke schürzen wollte.
    »Links ums Haus herum neben dem Misthaufen!«, erklärte ihr die Frau.
    Veva bedankte sich und stand auf. Doch als sie um die Ecke bog, sah sie einen oben offenen, hölzernen Verschlag, der über den Misthaufen ragte und von unzähligen Fliegen umschwärmt wurde. Es stank zum Gotterbarmen, und so beschloss sie, doch den Schutz des nächsten Wäldchens zu suchen.
    Der Schwab hatte unterdessen seinen Krug ausgetrunken, und nun wartete die Wirtin darauf, dass jemand die Zeche beglich. Sie verlangte nur ein paar Pfennige für das Bier und das Essen und freute sich riesig, als Veva ihr einen ganzen Groschen gab. Diese schnitt ihre Danksagungen ab und drängte zum Aufbruch. Unterwegs nahm sie die erste Gelegenheit war, um zwischen einigen Büschen zu verschwinden. Auch der Schwab stellte sich an den Straßenrand und schlug sein Wasser ab.
    Als Veva auf die Straße zurückkehrte, grinste er breit. »Es ist doch ein Unterschied zwischen einem richtigen Abtritt und einem Misthaufen auf dem Dorf, nicht wahr?«
    »Das kannst du laut sagen!« Veva schüttelte es bei dem Gedanken an den Abort der Wirtschaft, und sie hoffte, in Pewing bessere Verhältnisse vorzufinden. Ihr Begleiter war durch das genossene Bier noch gesprächiger geworden. »Weißt du, Jungfer, es nützt nichts, über das, was geschehen ist, lange zu sinnieren. Das macht deinen Bruder auch nicht mehr lebendig. Du musst nach vorn schauen! Wie es aussieht, hält dein Vater nach einem neuen Hochzeiter für dich Ausschau. Der Tiroler wäre eh nichts für dich gewesen. Dafür ist der Kerl viel zu sehr von sich eingenommen! Für den gilt ein Knecht wie ich nicht einmal als richtiger Mensch. Zum Beispiel hat er mir kein Trinkgeld gegeben, wie es sich für einen Gast gehört, obwohl ich ihm sein Ross versorgt und die Stiefel geputzt habe. Bei dem hättest du kein schönes Leben gehabt. Da gibt es Bessere, glaub mir!«
    »Wen denn?«, fragte Veva mit leichtem Spott.
    Zum ersten Mal seit Tagen fühlte sich der Ring um ihre Brust nicht mehr so fest und kalt an, und der Gedanke an ihren toten Bruder trieb ihr nicht gleich wieder die Tränen in die Augen.
    Der Schwab wiegte den Kopf. »Na, den Haselegner zum Beispiel. Obwohl … so richtig gefällt mir der auch nicht. Ich kann zwar nicht sagen, warum, aber bei dem hab ich ein komisches Gefühl. Da wär sogar der Rickinger Ernst besser, auch wenn der nicht gerade ein Kind von Traurigkeit ist.«
    »Ernst ist ein Suffkopf und ein Hurenbock!«, stieß Veva empört aus.
    »Ist das nicht ein zu hartes Urteil? Das meiste wird ihm bloß nachgeredet. Du weißt doch, dass die Herren Geistlichen nicht gerade gut Freund mit ihm sind, seit er damals den Pater Remigius blamiert hat. Mit einer verheirateten Frau hat er selbst noch nie was angefangen, und den Bürgerstöchtern schaut er, soweit ich weiß, auch nicht unter die Röcke.«
    »Ich habe anderes gehört.« Veva erinnerte sich an Gespräche mit ihren Freundinnen vor ihrem Aufbruch nach Innsbruck. Damals hatten sie sich die Mäuler über Ernst Rickingers Lebenswandel zerrissen. Doch das schien in einer anderen Zeit gewesen zu sein. Die Frauen, die sie einmal

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