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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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suchten, sodass er gleich nach ihrer Ankunft mit den meisten der Flüchtlinge loszog, um ihnen eine Anstellung zu vermitteln. Peyres verschwand ebenfalls, ohne Adelind irgendein Ziel zu nennen. Sie selbst schritt mit Olivette auf die Grafenburg zu, wo sie sogleich Einlass fanden, nachdem der Wächter ihre Geschichte erfahren hatte.
    Diener führten sie in ein kleines Turmzimmer, in dem Raimond-Rogièr de Foix allein vor einem Weinkrug saß. Er blickte kurz auf, wies sie dann beide auf eine schmale Bank, ohne seiner Nichte besondere Beachtung zu schenken.
    » Nun, erzählt mir, was geschehen ist. Carcassona ist gefallen, das habe ich gehört. Was wurde aus dem Vescomte? «
    » Er sitzt in einem Verlies « , erwiderte Adelind, denn weitere Erklärungen schienen ihr überflüssig. Sie bemerkte zum ersten Mal die Ähnlichkeit zwischen dem Comte de Foix und seiner Schwester. Beide hatten hohe Wangenknochen und pechschwarzes Haar, doch deuteten bei dem Grafen nur noch ein paar Strähnen auf die ursprüngliche Farbe hin. Sie hatte ihn jünger und selbstbewusster in Erinnerung, einen stolzen Adeligen, der das Leben in vollen Zügen genoss, während seine fromme Schwester sich von den Freuden der Welt abgewandt hatte, um für ihre Kirche zu kämpfen. Nun saß ein müder alter Mann vor ihr, dem selbst sein Wein kein Trost zu sein vermochte.
    » Carcassona ist eine der größten Festungsanlagen der christlichen Welt. Es galt als uneinnehmbar. Und schon nach zwei Wochen hat es sich ergeben « , sagte er an niemand Bestimmten gewandt.
    » Das Wetter meinte es nicht gut mit uns. Es war ungewöhnlich trocken. Das Wasser ging aus « , erklärte Adelind. Sie wollte nicht erzählen, wie der Vescomte betrogen worden war. Vermutlich wusste der Graf de Foix es ohnehin.
    Er hatte ein kleines Jagdmesser von seinem Gürtel gezogen und ritzte damit Muster in die hölzerne Tischplatte.
    » Und wie soll ich ihnen Widerstand leisten, ganz allein, wenn mein Lehnsherr ihr Gefangener ist und der Comte de Tolosa sich ihnen angeschlossen hat? « , fragte er an die Klinge des Messers gewandt. Adelind glaubte nicht, dass er von ihr wirklich eine Antwort hören wollte, aber sie sprach trotzdem ihre Gedanken aus.
    » Versucht zu verhandeln. Sie wollen einen schnellen Sieg ohne großen Widerstand. Tut, was sie in Carcassona taten. Macht Versprechungen, die Ihr nicht halten werdet. «
    » Ach das « , meinte der Graf müde. » Das versuchte schon Raimond de Tolosa, aber es brachte ihm keinen Erfolg. Obwohl er sich den Kreuzfahrern anschloss, wird er weiterhin verdächtigt, ein Ketzerfreund zu sein, die Exkommunizierung wurde nicht wirklich aufgehoben, und er hat sich jetzt wieder auf den Heimweg gemacht. Früher oder später fallen sie auch über seine Ländereien her. «
    Dann stützte er sich mit beiden Armen am Tisch auf und sah Adelind an, als würde ihm erst jetzt wirklich bewusst, wer vor ihm stand.
    » Ihr wollt vermutlich zu meiner Schwester Esclarmonde. Sie versteckt sich in Dun, bei meiner Frau. Sie wissen beide, dass ich sie nicht mehr schützen kann. Geht am besten auch dorthin. «
    Er machte eine Handbewegung, die wohl andeuten sollte, dass sie beide entlassen waren. Olivette wandte sich mit gesenktem Blick zum Gehen, Adelind wollte ihr zunächst folgen, doch hielt ein Gefühl von Unzufriedenheit, ja, beinahe Ärger sie zurück.
    » Wollt Ihr denn einfach warten, bis sie kommen, und Euch dann ergeben? « , fragte sie scharf, und ihr wurde bewusst, dass sie sich nun ebenso dreist benahm wie einst Rosa.
    Der Comte hob nochmals den Kopf. Seine Augen waren rot vom vielen Wein, den er bereits getrunken haben musste, doch blitzte nun ein Funken des alten Stolzes in ihnen auf.
    » Natürlich nicht. Wir werden uns verteidigen. Jede Burg in der Gegend wird dies tun, bis zum letzten Mann. So leicht wird dieser Simon de Montfort es hier nicht haben. «
    Adelind nahm es nickend hin, zögerte dann noch einen Augenblick, bevor sie aussprach, was sie die ganze Zeit beschäftigt hatte.
    » Warum konnten die Fürsten dieses Landes sich nicht alle rechtzeitig vereinen und den Angreifern geschlossen entgegentreten? Vielleicht hätten sie abgewehrt werden können. «
    Hinter ihr sog Olivette laut die Luft ein, doch sah sie nicht so entsetzt aus, wie sie es angesichts Adelinds Frechheit noch vor einem Monat gewesen wäre. Die Flucht aus Carcassona hatte Esclarmondes Tochter in kurzer Zeit sehr erwachsen werden lassen.
    » Ach ja, was wir alles hätten tun sollen!

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