Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
Rotschopf rechts von ihm.
Er war betrunken wie ein Rossknecht, lang wie eine Bohnenstange und wohl auch
nicht übermäßig intelligent. Eine gefährliche Mischung, vor der es sich zu
hüten galt.
    »Was soll denn sein?!«, lallte Wigbert zurück, mit
dessen Schauspielkünsten es allerdings nicht zum Besten stand. Er hatte das
Gefühl, als beobachte der Rotschopf jede seiner Bewegungen genau, und das seit
geraumer Zeit. »Jetzt tu nicht so!«, raunzte er den Totengräber an. »Ich merk
doch genau, dass irgendwas mit dir nicht stimmt!«
    »Nicht dass ich wüsste!«, gab Wigbert zurück, eine
Spur zu lässig, denn die Replik seines jugendlichen Zechkumpans ließ nicht
lange auf sich warten: »Wenn du denkst, ich bin besoffen, täuschst du dich!«,
fuhr der Rotschopf Wigbert mit ungeahnter Heftigkeit an. »Rotwein hin oder her
– mir entgeht so schnell nichts!«
    »Und was sollte ich deiner Meinung nach auf dem
Kerbholz haben?«, zahlte Wigbert mit gleicher Münze heim.
    »Genau das möchte ich ja von dir wissen. Besser, du
packst aus, sonst –«
    »Jetzt mach aber mal halblang, Krätze!«, mischte sich
Skrofulus ein, ein untersetzter Kahlkopf, der an unheilbarem Hautausschlag
litt.
    »Halts Maul, Narbengesicht!«, stauchte ihn der
Rotschopf, höchstens halb so alt wie er, zusammen. »Sonst kannst du was
erleben!« Dann winkte er ab und wandte sich den übrigen Zechern zu.
    Nicht so der Kahlkopf. Er wollte eine abfällige Geste
machen, sah jedoch davon ab und rückte so nah wie möglich an Wigbert heran.
»Bis vor Kurzem konnte man noch mit ihm auskommen!«, flüsterte er dem
Totengräber ins Ohr. »Aber dann ist ihm dieser Bockmist passiert. Seitdem ist
nicht mehr gut Kirschen essen mit ihm.«
    Wigbert wurde hellhörig. Einem angeborenen Instinkt
folgend, trug er zwar nach außen hin Gleichgültigkeit zur Schau. Insgeheim aber
war er voll konzentriert. »Bockmist? Welcher Bockmist denn?«, fragte er und
nippte gelangweilt an seinem Wein.
    Erst jetzt, als er bemerkte, dass er sich verplappert
hatte, wurde sich Skrofulus seines Versprechers bewusst. Da er Wigbert jedoch
vertraute, redete er gar nicht erst um den heißen Brei herum. Stattdessen
senkte er die Stimme, packte den Zwerg am Ellbogen und sprach: »Damit wir uns
recht verstehen: Die Sache bleibt unter uns. Ist das klar?!«
    Wigbert, dem in dieser Situation nichts anderes übrig
blieb, nickte devot. »Ich kann schweigen wie ein Grab!«, war er sich der
Doppelbödigkeit seiner Antwort durchaus bewusst. Dann sagte er: »Jetzt aber
raus mit der Sprache – wovon redest du?«
    »Von der Nacht von Freitag auf Samstag!«, gab der
Kahlkopf zurück.
    »Samstagnacht, soso.«
    »Sonderlich interessiert hörst du dich ja nicht gerade
an.«
    »Jetzt hab dich nicht gleich so!«, grunzte Wigbert und
schenkte sich nach. »Also – ich bin ganz Ohr: Welche Laus ist dem Rotfuchs über
die Leber gelaufen?«
    »Du hast gut lachen! Ich selber hätte nicht in seiner
Haut stecken wollen. Nicht für viel Geld.«
    »Jetzt mach’s nicht so spannend! Was war Samstagnacht
los?«
    Skrofulus dämpfte die Stimme, setzte eine
Verschwörermiene auf und sah sich unauffällig um. Erst als er sich vergewissert
hatte, dass die allgemeine Aufmerksamkeit immer noch den drei Musikanten galt,
wandte er sich Wigbert zu und flüsterte: »Stell dir vor: Er hat eine Leiche
entdeckt! Und weißt du auch, wo?«
    »Nee.«
    »Jetzt hör mir mal gut zu: Wenn du nur rumsitzen und
deine Ruhe haben willst, dann …«
    »Eine Leiche, soso. Und wo?« Wigbert schluckte, und
ein riesengroßer Kloß saß ihm im Hals. Er wusste, was gleich kommen würde. Das
Problem war nur, es den Kahlkopf nicht spüren zu lassen.
    »Auf seinem Karren! Als er den Müll in die Grube
hinter dem Haus kippen wollte.«
    »Und wie ist sie dort hingekommen? Die Leiche, meine
ich?«
    »Gute Frage!«, antwortete Skrofulus und rülpste laut.
»Krätze jedenfalls schwört jeden Eid, dass er nichts mitgekriegt hat.«
    »Wer weiß!«, wandte Wigbert listig ein. »Bekanntlich
hat man schon Pferde vor dem Pfarrhaus kotzen sehen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nichts!«, tat Wigbert die Frage seines Tischnachbarn
mit einem Achselzucken ab. »Und was dann?«
    »Wir haben den Müll wieder auf den Karren
geschaufelt.«
    »Ihr habt was?!«
    »Was hast du denn gedacht, Klugscheißer? Bist du
wirklich so naiv oder tust du nur so? Der Kerl ist erstochen worden, kapiert?
Und zwar von hinten! Verblutet wie ein Schwein. Blieb uns ja wohl nichts
anderes

Weitere Kostenlose Bücher