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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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wiederhergestellt.
    Allseitige Zufriedenheit. Wenn nur diese
herumschnüffelnde Ordensschwester nicht wäre. Wenn ihn jemand um die Früchte
seines Triumphes bringen konnte, dann sie. Zu dumm, dass es nicht die geringste
Spur von ihr gab. Zu dumm auch, dass Demetrius nicht aufzufinden war.
    Doch daran wollte Johann von Brunn jetzt lieber nicht
denken. »Wie hieß doch gleich der Kerl, der das Versteck dieser Bastarde
ausfindig gemacht hat?«
    »Thankmar, Herr!«, ließ die Antwort seines wie ein
Kaninchen auf die Schlange starrenden Kammerherrn nicht auf sich warten. »Ein
herumstreunender Vagant, der es sich in der Ruine des Fronhofes bisweilen bequem
zu machen pflegt. Zusammen mit seinem Köter, der so lange an der Jauchegrube
herumgeschnüffelt hat, bis sein Herr darauf aufmerksam geworden ist.«
    »Wisst Ihr eigentlich, was das zutiefst Befriedigende
an dieser Angelegenheit ist?«, ging Johann von Brunn auf die Ausführungen
seines Kammerherrn mit keinem Wort mehr ein, sondern wandte sich seinem reich
gedeckten Frühstückstisch zu.
    »Was denn, Euer Gnaden?«
    »Dass ich auf die Hilfe eines gewissen Hilpert von
Maulbronn samt der seines tölpelhaften Gefährten nicht mehr angewiesen bin.
Höchste Zeit, den beiden den Laufpass zu geben!«
     
    *
     
    ›Haus der sieben
Sünden‹, kurz vor dem Mittagsläuten
     
    Für ihn, den Todgeweihten, gab es weder Tag noch
Nacht, weder Wachheit noch Traum. Es gab nur noch eins: dieses Gefühl, noch
nicht tot, aber am Ende der Kräfte zu sein. Ein Gefühl, das ihn in einen wahren
Höllenschlund stürzte. Zumindest dann, wenn er für kurze Zeit aus seinen
Fieberfantasien erwachte. Denn noch gab es eine Mission für ihn zu erfüllen.
Wenngleich er an ihren Erfolg schon fast nicht mehr glaubte.
    Das Fieber jedoch war bei Weitem nicht das Schlimmste.
Verglichen mit dem Gefühl, innerlich zu verrotten, fühlte es sich wie ein
Spaziergang durch den Garten Eden an. Welche Pein, dem Wüten der Krankheit
hilflos ausgeliefert zu sein. Diese grenzenlose Mattigkeit, immer wieder
unterbrochen von Albträumen, die ihn langsam, aber sicher an den Rand des
Wahnsinns trieben. Und dann erst dieser Durst! Unstillbar wie die Sehnsucht
nach einem Trugbild, das seinen Blicken längst entschwunden war.
    Doch so sehr er sich danach sehnte,
dem irdischen Jammertal für immer zu entsagen, so sehr klammerte er sich daran
fest. Demetrius hatte Angst vor dem Sterben, fast ebenso sehr wie vor
Kardinaldiakon Oddo di Colonna, der ihn bis in die schlimmsten Albträume
verfolgte.
    Demetrius zerrte am Kragen seiner Tunika, aber das
Feuer in seinem Inneren loderte nur umso heftiger empor. Zwischen den
Hautfetzen, die sich von seinem Körper schälten, stauten sich Eiter und
Schweiß, doch im selben Moment, als er sich in sein Schicksal fügen wollte, war
da wieder dieser Mann mit den scharfkantigen Zügen, der Hakennase und dem
Kardinalshut auf dem Kopf. Wahn und Wirklichkeit waren verschwommen, Tag und
Traum eins. Das Traumbild indes blieb. Und siehe da, plötzlich öffnete es den
Mund und sprach: »In diesem Zeichen wirst du siegen! Darum erhebe dich und
wandle immerdar!« Doch der Körper von Demetrius rührte sich keinen Zoll weit
vom Fleck. Er gehorchte ihm einfach nicht mehr, allen Bemühungen zum Trotz. Da
streckte ihm Colonna den Rücken seiner rechten Hand entgegen. Der Ring! Wie von
einer Legion Dämonen gepeinigt, fuhr Demetrius in die Höhe und riss die Augen
auf.
    Und prallte fast ebenso entsetzt zurück.
    Den Mann am Fußende seiner Bettstatt hatte er noch nie
gesehen. Das stand ihm deutlich vor Augen. Ebenso wie die Tatsache, dass dies
kein Albtraum, sondern Wirklichkeit war. Wie um dies zu bestätigen, drang der
dumpfe Klang der Domglocken und das Rattern eines Fuhrwerks drunten auf der
Straße an sein Ohr.
    Und der gleichmäßige Atem des Mannes, der die Tracht
der Zisterzienser trug.
    Den ergrauten Schläfen, überschatteten Augenhöhlen und
asketischen Zügen nach zu urteilen, war der ungebetene Besucher im Mönchshabit
schon recht alt, aber sein wachsamer Blick verriet, dass er womöglich nicht
einmal 40 war. Ein Blick auf seinen hoch aufragenden Körper und die aufrechte
Haltung schien diesen Eindruck zu bestätigen. Der Grund, weshalb Demetrius
instinktiv zurückzuweichen begann.
    Der Ordensbruder nahm anscheinend keine Notiz davon.
Er stand einfach nur da. Starr. Regungslos. Wie in Erz gegossen. Mit einem
Blick, der sich wie eine glühend heiße Nadel bis in den hintersten Winkel
seiner

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