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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Fürchten!«
    »Wie kommt es eigentlich, dass Ihr mitten in der Nacht
noch auf den Beinen wart?«, wollte Hilpert wissen.
    Der Mesner lief vor Verlegenheit rot an. »Ich … äh …
also, das war so: Ich musste mitten in der Nacht noch mal raus. Auf die
Latrine. Der Hund nichts wie hinter mir her. Hat mich halb wahnsinnig gemacht
mit seiner Kläfferei. Was hat der Köter bloß!, hab ich mir gedacht. Ich also
nichts wie hinter ihm her und wie eine gesengte Sau den Kreuzgang entlang. Und
dann hab ich diesen Kapuzenmann gesehen. Und mir … und mir …«
    »… prompt in die Hosen geschissen!«, vollendete
Berengar todernst.
    »Woher wisst Ihr das, Herr?«, fragte der Mesner
verblüfft.
    »Der Herr Vogt ist nun einmal ein einfühlsamer
Mensch!«, machte Bruder Hilpert den Hänseleien seines Freundes ein Ende und
warf ihm einen strafenden Seitenblick zu. »Bleiben wir beim Thema: Was, Meister
Kärrner, ist dann passiert?«
    »Etwas Sonderbares, Bruder. Ich kann’s immer noch
nicht recht begreifen. Wenn ich nur dran denke, schlottern mir die Knie. Sogar
jetzt noch, während ich mit Euch spreche.«
    »Nur ruhig Blut. Schließlich sind wir ja unter uns«,
sagte Berengar.
    »Mit Verlaub – Ihr habt gut reden, Herr Vogt.
Schließlich habt Ihr mit diesem Kerl noch nichts zu tun gehabt!«
    Berengar räusperte sich, sagte aber nichts.
    »Würdet Ihr mir jetzt freundlicherweise sagen, was Ihr
gesehen habt?«
    »Was ich gesehen habe, Bruder?«, keuchte der Dickwanst,
noch immer unter Schock. Und geriet jetzt erst richtig in Fahrt: »Einen
Sendboten der Hölle – und nichts anderes! Bei den drei Heiligen – hab ich
vielleicht eine Angst gehabt! Da steht also dieser Kerl mit dem schwarzen
Mantel und der Kapuze, die ihm fast bis runter zur Nase reicht.«
    »Ist Euch irgendetwas Besonderes an ihm aufgefallen?«
    »Nicht, dass ich wüsste, Bruder. Nein, da war nichts.
Außer seinen Augen. Die hatten so etwas … so etwas durch und durch Diabolisches
an sich.«
    »Und weiter?«
    »Kann sein, dass ich mich irre, Bruder, aber …«
    »Ich höre!«
    »… ich hatte so das Gefühl, dass mit dem Kerl
irgendwas nicht in Ordnung war. Abgesehen davon, dass er wie ein Dämon aussah.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Schwer zu sagen. Wie der Gesündeste hat er jedenfalls
nicht ausgesehen. Bleich wie der Tod. Mir wurde allein schon vom Hinsehen
schlecht!«
    »Sonst noch was?«
    »Gewiss doch, Herr Vogt. Das Beste kommt noch.«
    »Hat er irgendetwas zu dir gesagt?«
    »Nein Herr. Er ist einfach nur
dagestanden. Stocksteif, wie in Erz gegossen.« Der Mesner wischte sich den
Schweiß von der Stirn. »Was mich wirklich verblüfft hat, war etwas ganz
anderes.«
    »Und was?«
    »Mein Hund, Herr. Normalerweise das reinste
Höllenvieh. Bringt es glatt fertig, jemanden in Stücke zu reißen, wenn er ihn
nicht kennt.«
    »Will heißen?«
    »Auf die Gefahr hin, dass Ihr mir nicht glaubt,
Bruder: Der Hund liegt einfach nur da und leckt sich die Pfoten. Sanft wie ein
Lamm. Als sei nicht das Geringste passiert.«
    »Und dann?«
    »Dann hat der Kerl den Zeigefinger vom Mund weggenommen
und gegrinst. Gegrinst wie Luzifer höchstpersönlich. Und dann war er weg. Auf
einmal! Als hätte sich der Erdboden aufgetan und ihn verschluckt.«
     
    *
     
    »Dein Name, mein Sohn?«
    »Bertram von Klingenberg«, flüsterte der Jüngling mit
dem markanten Kinn und tat so, als gäbe er ein streng gehütetes Geheimnis
preis. Er war überhaupt nicht bei der Sache und sah sich beinahe nach jedem
Satz um. Die Angst vor dem Zisterzienserbruder und seinem Begleiter saß
offenbar tief. Dies umso mehr, da er mit ihnen allein war.
    Die in Leder gefasste, meisterhaft illuminierte und
mit farbenprächtigen Blütenranken verzierte Bibel lag immer noch auf dem
Katheder, wobei die rechte Seite einen tiefen Riss aufwies. Es war so still,
dass man eine Stecknadel zu Boden fallen hören konnte, und als Bruder Hilpert
das Wort ergriff, hallte seine Stimme wie fernes Donnergrollen durch den Chor:
»Nur keine Scheu: Was hast du uns zu sagen, mein Sohn?«
    »Nicht viel, fürchte ich!«, antwortete der Domschüler,
senkte den Blick und trat auf der Stelle.
    Bruder Hilpert ließ sich davon jedoch nicht
beeindrucken. »Wann genau hast du zusammen mit Fredegar von Stetten Samstag
früh die Kirche betreten?«
    »Etwa eine halbe Stunde vor der Prim.«
    »Und wann habt ihr den Diebstahl bemerkt?«
    »Kurz darauf.«
    »Wie hat der Chorherr auf diesen Frevel reagiert?
Anders ausgedrückt: War er bestürzt,

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