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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Domkapitels und Erzdiakon.«
    Hieronymus von Weißenfels hatte noch nicht geendet,
als ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Kurz darauf war ein
verzweifelter Aufschrei zu hören, untermalt vom Geräusch eines Weinkruges, der
in tausend winzige Scherben zerbarst.
     
    *
     
    Haus von
Berengars Schwager in der Dominikanergasse,
    Ende der achten
Stunde (14.20 Uhr)
     
    Die Stimmung bei Tisch war gedrückt. Um nicht zu sagen
schlecht. Schuld daran waren jedoch nicht Sieglindes Kochkünste. Es war der
Gemütszustand ihrer Gäste, und dafür konnte sie nichts.
    Dabei hatte sich die Hausherrin wieder einmal selbst
übertroffen. Die Vorspeise, Mandelsuppe mit Zimt, war ein Gedicht. Die
Hauptspeise nicht minder. Der Duft von gebratenem Spanferkel zog durch die
Stube, mit reichlich Zwiebeln, Lauch und Mangold garniert. Und mit ihm der von
Fladenbrot, Dinkelpfannkuchen, Schweinekoteletts und in Bier gesottenem Lachs.
    Derlei Köstlichkeiten, selbst die zur Feier des Tages
aufgestellten Duftkerzen mit Fliedergeruch, konnten die gedrückte Stimmung
jedoch nicht heben. Der Einzige, der dem opulenten Mal nach Kräften zusprach,
war Berengars Schwager Heribert. Sehr zum Verdruss seiner Gattin, die Bruder
Hilpert wiederholt verstohlene Blicke zuwarf. Doch der war überhaupt nicht bei
der Sache. Schlimmer noch, er rührte kaum etwas an. Und das, obwohl er auf dem
Ehrenplatz am Kopfende der Tafel saß.
    »Greift zu, Bruder!«, erriet Heribert, der am anderen
Ende des Tisches thronte, die Gedanken seiner Frau und prostete Bruder Hilpert
mit einem Humpen Starkbier zu. »Damit Ihr wieder zu Kräften kommt!«
    Erst jetzt, da der Hausherr das Wort an ihn richtete,
wurde der Angesprochene richtig wach. »Habt Dank, Meister!«, erwiderte er in
ehrerbietigem Ton und nippte an dem Becher Leisten, der ihm von Sieglinde,
seiner Verehrerin, eigens kredenzt worden war. »Und Ihr, edle Frau, natürlich
auch!«
    »Was ist denn eigentlich los?«, fragte der Hausherr
und sah Bruder Hilpert, Berengar und Bruder Wilfried der Reihe nach an.
»Irgendwas nicht in Ordnung mit euch?«
    »Wie man’s nimmt!«, murmelte Berengar mit
verdrießlicher Miene und kaute lustlos auf einer Blutwurst herum. »War eben
kein sonderlich erfolgreicher Tag. Zumindest bis jetzt.«
    »Und warum?«
    »Geht dich nichts an!«
    »Jetzt komm schon, Berengar – mir kannst du nichts
vormachen! Dass du und Bruder Hilpert und Bruder Wilfried für den Bischof die
Kohlen aus dem Feuer holen sollt, pfeifen die Spatzen bereits von sämtlichen
Dächern!«
    »So leid es mir tut, Schwager: Ich kann dir nicht
folgen.«
    »Und ob! Ihr drei sollt die geklauten Reliquien wieder
herbeizaubern, stimmt’s?«, trompete der Hausherr und warf seinem Hund, einem
schwanzwedelnden Wollknäuel, einen abgenagten Kotelettknochen zu. »Apropos! Was
meinst du: Haben die Morde an diesem Agilulf und seiner Frau etwas damit zu
tun?«
    Berengar warf Bruder Hilpert einen verdutzten
Seitenblick zu. Doch der war mit den Gedanken woanders und schien sich für
seine Umgebung nicht zu interessieren.
    »Keine Ahnung!«, log Berengar, leider aber nicht
besonders gut. »Und selbst wenn – was kümmert’s dich?«
    »Eine Menge!«, trumpfte Heribert auf und nahm einen
weiteren Schluck, was von der Hausherrin mit einem höchst ungnädigen Blick
quittiert wurde.
    »Und wieso?«
    »Weil ich mir nach unserem gestrigen Gespräch die Mühe
gemacht habe, etwas über diesen Abdecker …«
    »Sag das noch mal!«
    »… in Erfahrung zu bringen. Wieso zum Teu… – verzeih
mir, Sieglinde! Wieso in der drei Heiligen Namen regst du dich eigentlich so
auf?«
    »Weil dich die ganze Sache nichts angeht, darum!«,
polterte Berengar und schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass sämtliche
Teller, Schüsseln und sogar die Karaffe mit dem Spätburgunder bedenklich ins
Wanken gerieten. »Warum zum Teu… – nichts für ungut, Schwesterherz! Musst du
deinen Rotzerker eigentlich laufend in anderer Leute Angelegenheiten stecken?«
    »Nicht so hitzig, mein Freund!« Durch den sich
anbahnenden Disput wieder bei der Sache, legte Bruder Hilpert die Hand auf
Berengars Unterarm und zwinkerte Heribert versöhnlich zu. »Wenn er sich schon
die Mühe macht, uns unter die Arme zu greifen, würde ich vorschlagen, deinen
Schwager erst einmal ausreden zu lassen, findest du nicht auch?«
    Berengar hob den Blick zur Decke und spülte seinen
Ärger mit einem Becher Steinwein hinunter. »Ganz wie Eminenz wünschen!«,
grummelte er und schob eine

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