Die Kinder aus Bullerbü
Bosse zu mir: »Heute Nacht wollen
E Lasse und ich auf dem Heuboden schlafen. Und Ole
auch, wenn er darf.«
»Nur Landstreicher schlafen auf dem Heuboden«, sagte ich.
»Das ist nicht wahr«, sagte Bosse. »Wir haben Mama gefragt,
und wir dürfen.«
Ich lief hinüber und erzählte es Britta und Inga. »Dann
wollen wir auf unserem Heuboden schlafen«, sagten sie.
»Und du auch, Lisa.« Und so beschlossen wir es.
Das würde lustig werden! Es war bloß ärgerlich, dass die
Jungen auf diesen Einfall gekommen waren und nicht wir.
Ich lief sofort zu Mama und fragte, ob ich dürfe.
Mama fand, dass kleine Mädchen nicht auf Heuböden
schlafen dürften, aber ich sagte, Mädchen müssten doch auch
manchmal ein bisschen Spaß haben, nicht immer nur die
Jungen. Und da durfte ich.
Wir konnten fast nicht erwarten, dass es Abend wurde.
Lasse sagte: »Die Mädchen wollen auch auf dem Heuboden
schlafen? Unmöglich! Das wagen die doch gar nicht. Wenn
nun ein Gespenst kommt?«
»Und ob wir es wagen«, sagten wir. Und dann begannen wir,
Butterbrote zu streichen, die wir essen wollten, wenn wir in
der Nacht Hunger bekämen. Und da mussten die Jungen
natürlich auch Butterbrote streichen.
Um acht Uhr gingen wir hinaus. Die Jungen wollten auf dem
Heuboden des Mittelhofes schlafen und wir Mädchen auf
dem Heuboden vom Nordhof. Jeder hatte eine Pferdedecke
mitgenommen. Ole nahm auch Swipp mit. Der Glückspilz
hatte einen Hund!
»Gute Nacht, ihr kleinen Landstreicher«, sagte Papa. Und
Mama sagte: »Morgen früh kommt ihr wohl und kauft Milch.
Das tun alle Landstreicher.«
Als wir den Jungen gute Nacht sagten, rief Lasse: »Schlaft
gut! Wenn ihr könnt. Voriges Jahr haben sie auf dem
Heuboden vom Nordhof eine Kreuzotter gefunden. Ich
möchte wissen, ob in diesem Jahr auch eine da ist.« Und
Bosse sagte: »Vielleicht - vielleicht auch nicht. Aber eine
Masse Feldmäuse sind auf jeden Fall da. Hu, richtig eklig!«
»Ach, ihr armen Würmer!«, sagten wir zu den Jungen. »Ihr
habt vor Feldmäusen Angst? Da geht ihr besser nach Hause
und legt euch in eure Betten.«
Dann gingen wir mit unseren Pferdedecken und unseren
Butterbroten auf den Heuboden. Draußen war es hell, aber da
oben war es fast dunkel.
»Erster! Ich liege in der Mitte!«, rief ich.
Dann gruben wir uns in das Heu ein. Es roch herrlich, aber
es pikste auch. Nachdem wir uns in die Pferdedecken
eingewickelt hatten, lagen wir aber richtig gut.
Wir sprachen davon, wie es wohl wäre, wenn man ein
richtiger Landstreicher wäre, der immer in Heuschobern
schliefe. Inga sagte, sie glaube, das müsse ganz lustig sein.
Wir waren kein bisschen müde. Bloß hungrig.
Wir aßen unsere Butterbrote auf, ehe es zu dunkel wurde.
Aber schließlich war es so dunkel, dass wir nicht einmal mehr
unsere Hände sehen konnten, wenn wir sie vor das Gesicht
hielten.
Ich war froh, dass ich in der Mitte zwischen Britta und Inga
lag. Es raschelte so komisch im Heu. Britta und Inga krochen
näher an mich heran.
»Wenn nun ein richtiger Landstreicher kommt und sich im
Heu schlafen legt«, flüsterte Britta. »Ohne um Erlaubnis zu
fragen.« Wir lagen still und überlegten eine Weile. Und
dann hörten wir plötzlich ein Geheul. Ein furchtbares,
unheimliches Geheul. Es klang, als ob tausend Gespenster
gleichzeitig heulten. Dass wir nicht vor Schreck gestorben
sind! Das taten wir nicht. Aber wir schrien. Nein, wie Lasse
und Bosse und Ole lachten! Denn sie waren es, die so
geheult hatten. Und natürlich waren auch sie es, die im Heu
geraschelt hatten, als sie herangekrochen waren. Britta sagte,
dass es gefährlich sei, Leute so zu erschrecken. Dann könnte
dem, der so erschrocken sei, das Blut in den Adern gefrieren,
und sie sagte, das würde sie ihrer Mama erzählen.
Aber da sagte Lasse: »Das war doch nur Spaß!«
Und Bosse sagte: »Altes Klatschmaul!«
Inga sagte, sie habe ein Gefühl, als ob das Blut in ihren
Adern schon ein ganz kleines bisschen gefroren sei.
Schließlich gingen die Jungen auf ihren Heuboden zurück.
Wir dachten schon daran, hinüberzuschleichen und sie auch
zu erschrecken, aber wir mochten es doch nicht tun, denn wir
waren müde geworden.
Wir erwachten davon, dass der Hahn auf dem Nordhof krähte,
und dadurch, dass wir froren. Huh, war das kalt! Wir
wussten nicht, wie spät es war, aber wir dachten, es müsse
wohl Zeit sein aufzustehen.
Gerade als wir die Nasen aus dem Scheunentor steckten,
kamen Lasse, Bosse und
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