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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Ole aus der Mittelhofscheune. Sie
    froren auch. Wir liefen in unsere Küche, um uns
    aufzuwärmen. Aber da war noch keine Menschenseele! Sie
    schliefen alle noch, denn es war erst halb fünf. Gleich darauf
    klingelte jedoch Agdas Wecker. Sie musste aufstehen und
    melken. Und sie gab uns allen warme Milch und Brötchen.
    Oh, wie das schmeckte!
    Nachher kroch ich schnell ins Bett, denn ich wollte gern noch
    ein bisschen schlafen. Es muss ein sehr kluger Mensch
    gewesen sein, der das mit den Betten erfunden hat, denn man
    schläft in seinem Bett tatsächlich besser als im Heu.

    Als Inga und ich weglaufen wollten
    ch finde, mit keinem lässt es sich so gut spielen wie mit
    I Inga. Wir haben viele So-tun-als-ob-Spiele, die nur wir
    beide kennen. Manchmal spielen wir, dass wir zwei Frauen
    sind, die sich gegenseitig besuchen. Dann heißt Inga Frau
    Bengtsson und ich Frau Larsson. Inga sieht sehr vornehm aus,
    wenn sie Frau Bengtsson ist, und sie spricht auch so
    vornehm. Ich spreche auch vornehm, wenn ich Frau Larsson
    bin. Manchmal tun wir, als ob Frau Bengtsson und Frau
    Larsson sich erzürnt haben, und dann sagt Inga:
    »Gehen Sie bloß nach Hause mit Ihren ungezogenen
    Kindern, Frau Larsson.«
    Das sind meine Puppen, die sie ungezogene Kinder nennt.
    Und dann sage ich:
    »Ich finde, Ihre Kinder sind ungezogen, Frau Bengtsson.«
    Gleich danach sind wir gute Freunde und spielen, als ob wir
    in Geschäfte gehen und Seide und Samt und Bonbons
    kaufen. Das Geld, mit dem wir bezahlen, ist kein richtiges
    Geld. Wir haben es selber oben bei Großvater gemacht. Wir
    haben Angst, Lasse und die anderen könnten hören, dass wir
    so tun, als ob wir feine Damen wären, denn dann lachen sie
    nur über uns. Dass Großvater es hört, schadet nichts. Denn er
    tut auch manchmal, als ob er etwas wäre, was er gar nicht
    ist. Bei ihm können wir ruhig etwas für unser Spielgeld
    kaufen.

    Bei Regenwetter sitzen Inga und ich oft beim Großvater und
    lesen ihm aus der Zeitung vor. Als Großvater klein war,
    starben seine Eltern, und er kam zu fremden Menschen, die
    gar nicht gut zu ihm waren. Er musste viel arbeiten, obwohl
    er so klein war, und er bekam so viel Prügel und so wenig zu
    essen, dass er schließlich das Ganze satt hatte und davonlief.
    Und er erlebte so viele Abenteuer, dass man es fast nicht
    glauben kann, bis er schließlich zu netten Menschen kam, bei
    denen er bleiben konnte. An einem Regentag, als Inga und ich
    bei Großvater saßen und ihm die Zeitung vorgelesen hatten,
    sagte Inga:
    »Großvater, erzähl von damals, als du weggelaufen bist.« »Ach,
    ach«, sagte Großvater. »Das habt ihr doch schon so oft
    gehört.«
    Aber wir lagen ihm so lange in den Ohren, bis er uns wieder
    davon erzählte.
    Als er fertig war, sagte Inga:
    »Es muss lustig sein wegzulaufen. Ich möchte auch mal weglau-
    fen.«
    »Aber dann musst du doch erst böse Menschen haben, von
    denen du wegläufst«, sagte ich.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Inga. »Man kann ja auch so
    weglaufen. Bloß ein kleines bisschen. Und dann bald wieder
    zurückkommen.«
    »O ja, das machen wir«, sagte ich, »aber nicht sehr weit.« »Was
    meinst du, Großvater«, fragte Inga, »findest du, dass wir es tun
    sollen?«
    Und Großvater sagte, wir könnten es ja tun, bloß ein bisschen.
    Und da beschlossen wir wegzulaufen. Es musste natürlich
    nachts geschehen und kein Mensch durfte es wissen. Wir baten
    Großvater, es niemandem zu erzählen, und das versprach er. Ich
    kann abends immer so schwer wach bleiben. Ich wusste also
    nicht, was ich tun musste, um nicht einzuschlafen, bis es Zeit
    zum Weglaufen wäre. Aber Inga sagte:
    »Schlaf du nur! Wir binden einen Bindfaden an deinen großen
    Zeh und lassen ihn aus dem Fenster hängen, und dann komme
    ich und ziehe daran, und du wachst auf.«
    Sie sagte auch, sie wolle Wacholdergrün pflücken und in ihr
    Bett legen, dann werde sie sicher wach bleiben können, bis die
    anderen eingeschlafen wären.
    Dann fragten wir Großvater, was man mitnehmen müsse, wenn
    man wegliefe, und er sagte, man müsse etwas zu essen mitnehmen
    und vielleicht etwas Geld, wenn man welches habe. Wir wollten
    schon in derselben Nacht weglaufen, so dass wir furchtbar
    viel zu tun hatten, alles zu besorgen. Ich ging zu Mama und bat
    um ein paar Butterbrote und sie sagte: »Was, bist du schon
    wieder hungrig? Wir haben doch eben erst Abendbrot
    gegessen.«
    Ich konnte ihr ja nicht erzählen, wofür ich die Butterbrote
    brauchte, und deshalb

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