Die Kinder aus Bullerbü
alle Großvater und erzählten ihm, dass wir
uns verkleidet hätten. Er konnte es ja leider nicht selbst
sehen. Aber wir spielten ihm Theater vor, ein Theaterstück,
das wir uns selber ausdachten. Lasse spielte eine giftige Tante.
Nein, wie haben wir über ihn gelacht! Großvater lachte auch,
obwohl er nicht sehen konnte, sondern nur hören.
Der große Schneesturm
etzt will ich von dem großen Schneesturm erzählen,
den wir kurz vor Weihnachten hatten. Es war der
J schlimmste Schneesturm, den Papa erlebt hat, sagte er.
Von Anfang Dezember an sagte Lasse jeden Tag, wenn wir in
die Schule gingen:
»Passt auf, es gibt keinen Schnee zu Weihnachten.«
Ich wurde jedes Mal ganz traurig, wenn er das sagte, denn
ich wollte so gern, dass Weihnachten Schnee läge. Ein Tag
nach dem ändern verging, ohne dass auch nur die kleinste
Schneeflocke fiel. Aber gerade in der Weihnachtswoche, als
wir in der Schule saßen und rechneten, rief Bosse plötzlich:
»Guckt mal! Es schneit!«
Und es schneite wirklich. Wir freuten uns so, dass wir alle
»hurra« riefen. Und Fräulein Lundgren sagte, wir sollten alle
aufstehen und singen: »Schneeflöckchen, Weißröckchen, nun
kommst du geschneit.«
Als wir in der Pause hinausgingen, lag im Schulhof eine
dünne weiße Schneeschicht. Wir liefen in einer langen Reihe
hintereinander und trampelten eine große Acht in den Schnee.
So liefen wir die ganze Pause über im Schnee herum und
riefen und schrien vor lauter Freude.
Nur Lasse sagte:
»Ja, aber mehr Schnee als diesen gibt es bestimmt nicht.«
Als wir am nächsten Tag in die Schule gingen, war aber
jedenfalls schon so viel Schnee gefallen, dass wir richtig
hindurchstapfen mussten, denn es schneite immer noch. Aber
Lasse sagte:
»Mehr Schnee als diesen hier gibt es bestimmt nicht, und der
kann noch bis Weihnachten wegschmelzen.«
Er sollte sich wundern. Als wir gerade in der Schule
angelangt waren, begann es noch viel stärker zu schneien. Es
schneite so, dass es ganz weiß war vorm Fenster. Man
konnte nicht einmal quer über den Schulhof sehen. Es
schneite und schneite. Und dann wurde es auch windig. Es
stürmte und schneite und schneite und stürmte. Fräulein
Lundgren wurde schließlich unruhig und sagte:
»Ich weiß wirklich nicht, wie ihr Kinder aus Bullerbü heute
nach Hause kommen sollt.«
Sie fragte, ob wir nicht bei ihr übernachten wollten, und das
hätten wir eigentlich sehr gern getan. Aber wir wussten,
dass alle in Bullerbü sich Sorgen machen würden, wenn wir
nicht nach Hause kämen. Wir sagten also, es ginge wohl nicht,
dass wir hierblieben, und da sagte Fräulein Lundgren, dann
sollten wir lieber gleich nach Hause gehen, bevor es dunkel
würde.
Es war ein Uhr, als wir von der Schule fortgingen. Nein, waren
das Schneewehen! Und wie es stürmte! Wir mussten uns beim
Gehen richtig zusammenducken.
»Na, hast du jetzt bald genug Schnee?«, sagte Britta ärgerlich
zu Lasse.
»Noch ist nicht Weihnachten«, sagte Lasse.
Aber wir konnten beinahe nicht hören, was wir selber
sagten, so stürmte es. Wir gingen und gingen und gingen. Wir
hielten uns alle
an den Händen, um uns nicht zu verlieren. Der Schnee reichte
mir bis über die Knie, und da kommt man nicht schnell
vorwärts, kann ich euch versichern. Der Sturm durchpustete
uns, bis wir froren, dass wir unsere Zehen und Finger und
Nasen nicht mehr fühlen konnten. Schließlich waren meine
Beine so müde, dass ich zu Lasse sagte, ich wollte mich etwas
ausruhen.
»Kommt nicht in Frage«, sagte Lasse.
Inga war auch müde und wollte sich ausruhen. Aber Lasse
sagte, das dürften wir nicht, das wäre gefährlich. Da fingen
Inga und ich an zu weinen. Denn wir glaubten nicht, dass wir
jemals wieder heim nach Bullerbü kommen würden. Wir
hatten noch nicht einmal den halben Weg hinter uns. Aber
plötzlich sagte Ole:
»Wir gehen zum Schuhmacher hinein. Er kann uns ja nicht
den Kopf abreißen.«
Inga und ich wollten zum Schuhmacher, auch wenn er uns
den Kopf abreißen würde. Es stürmte so heftig, dass wir
geradezu durch die Tür des Schuhmachers in seine Werkstatt
hineingeweht wurden. Er war nicht gerade erfreut, als er uns
sah.
»Was haben Kinder bei solch einem Wetter draußen zu
suchen?«, fragte er.
Wir wagten nicht zu sagen, dass nicht solches Wetter gewesen
sei, als wir von zu Hause fortgingen. Wir zogen unsere Mäntel
aus und setzten uns und sahen zu, wie er Schuhe flickte. Wir
waren sehr hungrig, aber
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