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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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alle Großvater und erzählten ihm, dass wir
    uns verkleidet hätten. Er konnte es ja leider nicht selbst
    sehen. Aber wir spielten ihm Theater vor, ein Theaterstück,
    das wir uns selber ausdachten. Lasse spielte eine giftige Tante.
    Nein, wie haben wir über ihn gelacht! Großvater lachte auch,
    obwohl er nicht sehen konnte, sondern nur hören.

    Der große Schneesturm
    etzt will ich von dem großen Schneesturm erzählen,
    den wir kurz vor Weihnachten hatten. Es war der
    J schlimmste Schneesturm, den Papa erlebt hat, sagte er.
    Von Anfang Dezember an sagte Lasse jeden Tag, wenn wir in
    die Schule gingen:
    »Passt auf, es gibt keinen Schnee zu Weihnachten.«
    Ich wurde jedes Mal ganz traurig, wenn er das sagte, denn
    ich wollte so gern, dass Weihnachten Schnee läge. Ein Tag
    nach dem ändern verging, ohne dass auch nur die kleinste
    Schneeflocke fiel. Aber gerade in der Weihnachtswoche, als
    wir in der Schule saßen und rechneten, rief Bosse plötzlich:
    »Guckt mal! Es schneit!«
    Und es schneite wirklich. Wir freuten uns so, dass wir alle
    »hurra« riefen. Und Fräulein Lundgren sagte, wir sollten alle
    aufstehen und singen: »Schneeflöckchen, Weißröckchen, nun
    kommst du geschneit.«
    Als wir in der Pause hinausgingen, lag im Schulhof eine
    dünne weiße Schneeschicht. Wir liefen in einer langen Reihe
    hintereinander und trampelten eine große Acht in den Schnee.
    So liefen wir die ganze Pause über im Schnee herum und
    riefen und schrien vor lauter Freude.
    Nur Lasse sagte:
    »Ja, aber mehr Schnee als diesen gibt es bestimmt nicht.«
    Als wir am nächsten Tag in die Schule gingen, war aber
    jedenfalls schon so viel Schnee gefallen, dass wir richtig
    hindurchstapfen mussten, denn es schneite immer noch. Aber
    Lasse sagte:
    »Mehr Schnee als diesen hier gibt es bestimmt nicht, und der
    kann noch bis Weihnachten wegschmelzen.«
    Er sollte sich wundern. Als wir gerade in der Schule
    angelangt waren, begann es noch viel stärker zu schneien. Es
    schneite so, dass es ganz weiß war vorm Fenster. Man
    konnte nicht einmal quer über den Schulhof sehen. Es
    schneite und schneite. Und dann wurde es auch windig. Es
    stürmte und schneite und schneite und stürmte. Fräulein
    Lundgren wurde schließlich unruhig und sagte:
    »Ich weiß wirklich nicht, wie ihr Kinder aus Bullerbü heute
    nach Hause kommen sollt.«
    Sie fragte, ob wir nicht bei ihr übernachten wollten, und das
    hätten wir eigentlich sehr gern getan. Aber wir wussten,
    dass alle in Bullerbü sich Sorgen machen würden, wenn wir
    nicht nach Hause kämen. Wir sagten also, es ginge wohl nicht,
    dass wir hierblieben, und da sagte Fräulein Lundgren, dann
    sollten wir lieber gleich nach Hause gehen, bevor es dunkel
    würde.
    Es war ein Uhr, als wir von der Schule fortgingen. Nein, waren
    das Schneewehen! Und wie es stürmte! Wir mussten uns beim
    Gehen richtig zusammenducken.
    »Na, hast du jetzt bald genug Schnee?«, sagte Britta ärgerlich
    zu Lasse.
    »Noch ist nicht Weihnachten«, sagte Lasse.
    Aber wir konnten beinahe nicht hören, was wir selber
    sagten, so stürmte es. Wir gingen und gingen und gingen. Wir
    hielten uns alle
    an den Händen, um uns nicht zu verlieren. Der Schnee reichte
    mir bis über die Knie, und da kommt man nicht schnell
    vorwärts, kann ich euch versichern. Der Sturm durchpustete
    uns, bis wir froren, dass wir unsere Zehen und Finger und
    Nasen nicht mehr fühlen konnten. Schließlich waren meine
    Beine so müde, dass ich zu Lasse sagte, ich wollte mich etwas
    ausruhen.
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Lasse.
    Inga war auch müde und wollte sich ausruhen. Aber Lasse
    sagte, das dürften wir nicht, das wäre gefährlich. Da fingen
    Inga und ich an zu weinen. Denn wir glaubten nicht, dass wir
    jemals wieder heim nach Bullerbü kommen würden. Wir
    hatten noch nicht einmal den halben Weg hinter uns. Aber
    plötzlich sagte Ole:
    »Wir gehen zum Schuhmacher hinein. Er kann uns ja nicht
    den Kopf abreißen.«
    Inga und ich wollten zum Schuhmacher, auch wenn er uns
    den Kopf abreißen würde. Es stürmte so heftig, dass wir
    geradezu durch die Tür des Schuhmachers in seine Werkstatt
    hineingeweht wurden. Er war nicht gerade erfreut, als er uns
    sah.
    »Was haben Kinder bei solch einem Wetter draußen zu
    suchen?«, fragte er.
    Wir wagten nicht zu sagen, dass nicht solches Wetter gewesen
    sei, als wir von zu Hause fortgingen. Wir zogen unsere Mäntel
    aus und setzten uns und sahen zu, wie er Schuhe flickte. Wir
    waren sehr hungrig, aber

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