Die Kinder aus Bullerbü
das wagten wir auch nicht zu sagen.
Der Schuhmacher kochte sich Kaffee und aß Butterbrot
dazu, aber uns bot er nichts an. Da war es doch wirklich anders
gewesen, als wir bei dem Gewitter zu Kristin ins Waldhaus
gegangen waren.
Als es dunkel wurde, ließen der Wind und das Schneetreiben
nach, aber der Schnee lag so hoch, dass wir nicht wussten,
wie wir heimkommen sollten. Oh, wie ich mich nach
Bullerbü, nach Mama und meinem Bett sehnte!
Auf einmal hörten wir draußen Glockengeläut. Wir liefen
sofort ans Fenster und sahen hinaus. Und da kam Papa mit
dem Schneepflug gefahren. Wir öffneten die Tür und riefen
ihn, obwohl der Schuhmacher sagte:
»Lasst keine Kälte rein!«
Papa freute sich sehr, als er uns sah. Er rief uns zu, er wolle nur den Weg bis Storbü von Schnee freimachen, dann würde er
zurückkommen und uns holen.
Das tat er auch. Inga und ich durften auf dem Schneepflug
sitzen, die anderen gingen hinterdrein. Jetzt, da der Schnee
beiseite gepflügt war, war es ja nicht schwer.
Als wir heimkamen, stand Mama am Küchenfenster und
spähte unruhig nach uns aus. Lasse, Bosse und ich bekamen
heiße Fleischbrühe mit Mehlklößen, und das war das Beste,
was ich je gegessen habe. Ich aß drei Teller voll.
Gleich nach dem Essen ging ich ins Bett. Es war herrlich.
Mama sagte, sie habe das Gefühl gehabt, dass Papa mit dem
Schneepflug fahren solle. Denn sie war überzeugt gewesen,
er würde uns irgendwo unterwegs finden. Ein Glück, dass sie
das Gefühl gehabt hatte! Sonst hätten wir wohl die ganze
Nacht bei dem Schuhmacher sitzen müssen.
Bald ist Weihnachten
m nächsten Tag schien die Sonne und der Schnee lag
A weiß und schön auf allen Bäumen. Es war der letzte
Schultag vor Weihnachten.
Fräulein Lundgren sagte, sie habe die ganze Nacht kein Auge
zugetan. Sie habe wach gelegen und sich Sorgen gemacht, wie
wir wohl bei dem Schnee durchgekommen wären.
Weil es der letzte Schultag vor Weihnachten war, las sie uns
eine Weihnachtsgeschichte vor. Alles war irgendwie
besonders an diesem Tag. Und gerade als wir gehen wollten,
kam das Beste von allem.
Fräulein Lundgren hatte nach Stockholm geschrieben und
Märchenbücher für uns bestellt. Wir hatten einen großen
Bogen Papier gesehen, und darauf waren viele schöne Bilder,
die die Umschläge von verschiedenen Märchenbüchern
darstellten. Und danach konnten wir aussuchen, welche
Bücher wir kaufen wollten. Ich hatte zwei bestellt. Lasse und
Bosse hatten auch zwei bestellt. Auf meinen Büchern waren
außen schöne Prinzen und Prinzessinnen abgebildet.
Und gerade an unserm letzten Schultag hatte Fräulein
Lundgren die Bücher bekommen. Sie ging herum und verteilte
sie. Ich konnte es fast nicht erwarten, bis ich meine bekam.
Aber Mama hatte gesagt, wir dürften sie nicht vor dem
Weihnachtsabend lesen.
Ehe wir nach Hause gingen, sangen wir all die
Weihnachtslieder,
die wir konnten, und Fräulein Lundgren wünschte uns
fröhliche Weihnachten.
Britta, Inga und ich liefen zum Kaufmann, um rotes,
gelbes, grünes, weißes und blaues Glanzpapier zu kaufen,
aus dem wir Körbchen machen wollten, die an den
Weihnachtsbaum gehängt wurden. Dann gingen wir nach
Hause. Alles war weiß und schön.
Während wir gingen, holte Britta ihr Märchenbuch hervor
und roch daran. Und dann rochen wir alle daran. Neue Bücher
riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie
schön es sein wird, sie zu lesen.
Dann fing Britta an zu lesen. Ihre Mama hatte auch gesagt,
die Bücher sollten bis zum Weihnachtsabend aufgehoben
werden. Aber Britta sagte, sie wolle nur ein ganz kleines
bisschen lesen. Nachdem sie ein ganz kleines bisschen
vorgelesen hatte, fanden wir es alle so spannend, dass wir sagten, sie solle ruhig noch etwas mehr lesen. Sie las noch ein
Stückchen, aber das nützte nichts, denn als sie das nächste
kleine Stück gelesen hatte, war es noch immer
genauso spannend.
»Ich muss wissen, ob der Prinz verzaubert wird oder nicht«, sagte Lasse.
Und da musste sie noch ein kleines Stück lesen. So ging es
weiter. Als wir nach Bullerbü kamen, hatte Britta uns das
ganze Buch vorgelesen. Aber sie sagte, das schade nichts, denn
sie könne es am Weihnachtsabend noch mal lesen.
Zu Hause bei uns stopften Mama und Agda
Weihnachtswürste und es war überall sehr unordentlich.
Nachdem Lasse, Bosse und ich gegessen hatten, gingen wir
hinaus und bauten eine große Schneelaterne im Garten.
Britta, Inga und Ole
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