Die Kinder aus Bullerbü
nicht?«
»Jaha«, sagte Svensson.
Ich sah zu Inga, weil ich fand, sie könnte mir auch ein
bisschen helfen. Und da sagte Inga:
»Man könnte glauben, dass das Wetter morgen auch schön
wird, nicht?«
»Jaha«, sagte Svensson.
In dem Augenblick kam Papa über den Hof. Svensson stand
auf und ging. Aber als er schon zur Tür hinaus war, steckte
er den Kopf in die Küche, grinste und sagte:
»Wie war das Wetter eigentlich vorgestern?«
Es wurde ganz still. Nach einer Weile sagte ich: »Gestern war
auch schönes Wetter.«
»Vielleicht haben wir ihn trotzdem ein bisschen glücklich gemacht!«, sagte Inga hinterher.
»Möglich«, sagte ich. »Aber jetzt ist endgültig Schluss damit.
Ich will keine Menschen mehr glücklich machen.« Aber ich
tat es doch. Und Inga auch. Denn am nächsten Tag erzählte
die Lehrerin, ein Mädchen aus unserer Klasse, das Märta
heißt, könne auf lange Zeit nicht mehr in die Schule kommen.
Sie sei sehr krank und müsse viele, viele Monate im Bett
bleiben. Abends, bevor ich einschlief, musste ich immer an
Märta denken.
Und da beschloss ich, ihr Bella, meine schönste Puppe, zu
schenken, denn ich wusste, Märta hatte überhaupt keine
Spielsachen.
Am nächsten Morgen erzählte ich Inga, dass ich Märta
meine Puppe schenken wollte. Da ging Inga und holte ihr
schönstes Märchenbuch. Als die Schule aus war, gingen wir zu
Märta. Sie lag in ihrem Bett und sah blass aus.
Niemals habe ich einen Menschen so glücklich gesehen, wie
Märta es wurde, als wir Bella und das Märchenbuch auf ihre
Bettdecke legten und sagten, Bella und das Märchenbuch
seien für sie. Oh, oh, oh, wie wurde sie glücklich! Sie drückte
Bella und das Märchenbuch an sich und strahlte. Und dann
rief sie ihre Mutter, sie solle kommen und sich das ansehen.
Als wir wieder draußen vor der Tür standen, sagte ich zu
Inga:
»Ja, aber - jetzt haben wir einen Menschen glücklich
gemacht, ohne dass wir daran gedacht haben!«
Inga war ganz erstaunt und sagte: »Tatsächlich!«
Und dann sagte sie: »Ein Glück, dass wir nicht angefangen
haben, Märta etwas vorzusingen. Ich glaube, Menschen
werden glücklicher, wenn sie Puppen und Märchenbücher
bekommen.« »Ja! Wenigstens Kinder!«, sagte ich.
Wir fangen Krebse
Tief drinnen im Wald liegt ein See, der Nocken heißt.
Im Nocken kann man nicht baden, denn auf dem
Grund ist zu viel Schlamm. Aber Krebse kann man dort
fangen. Oh, wie viele Krebse es da gibt! Lasse sagt, es gibt
keinen See im Land Schweden, der so voll von Krebsen ist
wie der Nocken.
Manchmal sagt Inga zu mir: »Haha, der Nordhof-See ist
einzig und allein mein See. Du Ärmste, du hast keinen
eigenen See!«
Aber dann sage ich: »Doch habe ich einen See! Ist der Nocken
etwa kein See?«
»Haha, das ist gar nicht dein See, denn der gehört uns allen in
Bullerbü«, sagt Inga. »Es ist also ebenso gut mein See wie
deiner. Haha, ich hab eigentlich sogar zwei Seen!«, sagt sie.
Und dann werde ich wütend und spiele an diesem Tag nicht
mehr mit Inga. Aber am nächsten Tag sind wir uns darüber
einig, dass es ja ganz gleich ist, wem die Seen gehören. Wir
baden alle im Nordhof-See und fangen alle im Nocken
Krebse. Nur wir aus Bullerbü dürfen dort Krebse fangen, und
das finde ich richtig.
Erst im August darf man mit dem Krebsfangen beginnen. Der
Tag, an dem es losgeht, ist beinahe so schön wie Heiligabend.
Denn dann dürfen wir Kinder aus Bullerbü, außer Kerstin
natürlich, mit Papa und Onkel Nils und Onkel Erik an den
Nocken. Wir setzen die Käfige, in denen wir die Krebse
fangen wollen, am Abend aus, und dann bauen wir uns Hütten
im Wald.
Wir schlafen in der Nacht im Wald und stehen ganz, ganz früh
am nächsten Morgen auf, um in den Käfigen nachzusehen. Das
ist das Schönste von allem – dass wir im Wald schlafen dürfen.
Weil der Nocken so weit von Bullerbü entfernt ist und der Weg
so mühsam ist, lohnt es sich nicht, für einige Stunden nach
Hause zu gehen, um noch ein bisschen zu schlafen, sagt Papa.
Welch ein Glück, dass der Nocken so tief im Wald liegt!
Sonst würde Mama sicher wollen, dass wir nach Hause
kommen und in unseren Betten schlafen.
»Ich habe Angst, dass die Kinder sich erkälten«, sagt Mama
jedes Jahr wieder.
»Ach was«, sagt Papa dann nur.
Das sagte er auch dieses Jahr. Und nachdem er das gesagt
hatte, gingen wir.
Man muss über zwei Stunden durch den Wald zum Nocken
gehen, und es ist nur ein schmaler, kleiner Pfad,
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