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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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wo
    sie geschnäuzt hatte, war das Tuch ganz schwarz. Und da
    putzten wir uns alle die Nase und unsere Taschentücher
    wurden schwarz. Ole hatte kein Taschentuch bei sich und er
    durfte sich in Bosses Taschentuch schnäuzen. Aber Britta
    sagte, es wäre nicht leicht zu erkennen, ob Oles Rotz schwarz
    wäre, weil Bosses Taschentuch schon vorher schwarz
    gewesen sei.
    »Halt du die Klappe!«, sagte Bosse.
    Wenn es auch wundervoll staubte, so fanden wir es doch
    recht traurig, dass keine Autos halten wollten. Da kam Lasse
    auf den Gedanken, dass wir uns sicher eine falsche Stelle
    ausgesucht hätten. Hier an dieser geraden Strecke fuhren die
    Wagen alle besonders schnell.
    »Wir müssen uns an eine Kurve stellen«, sagte Lasse. Und das
    taten wir. Wir stellten uns an eine Stelle, wo die Straße
    hintereinander zwei scharfe Kurven machte. Und dann kamen
    wir darauf, uns in einer Reihe am Straßenrand aufzustellen
    und uns anzufassen und die Arme auf und ab zu schwenken,
    wenn ein Auto auftauchte.
    »So müssen wir es schaffen«, sagte Lasse. »Passt auf, jetzt
    werden sie halten.«
    Tatsächlich, so war es. Beinahe jedes Auto hielt an. Im ersten,
    das anhielt, saßen vier Kinder mit ihren Eltern, und alle
    Kinder schrien, sie wollten Kirschen haben. Ihr Vater kaufte
    drei Liter Kirschen und die Mutter sagte:
    »Was für ein wunderbarer Zufall! Wo wir doch so hungrig
    und durstig sind.«
    Sie kauften von meinen kleinen schwarzen Kirschen. Der
    Vater erzählte, er wolle mit seiner Familie weit, weit fort bis ins Ausland fahren. Das war doch wohl seltsam? Nun fuhren
    meine kleinen schwarzen Kirschen ins Ausland, und ich blieb
    hier in Bullerbü.
    Als ich das den anderen sagte, meinte Lasse: »Wo denkst du
    hin! Die Kinder haben die Kirschen lange aufgegessen, bevor
    sie im Ausland sind. Das ist doch klar.« Aber ich sagte,
    dass meine Kirschen trotzdem ins Ausland kämen, und wenn
    sie auch im Magen der Kinder lägen.
    Oh, wie viele Kirschen haben wir verkauft! Ein Mann kaufte
    alles, was in einem der Körbe war. Es war der Korb mit
    Bosses Kirschen. Der Mann sagte, seine Frau solle Kirschsaft
    machen, denn er möge Kirschsaft so gern.
    »Komisch«, sagte Bosse hinterher, um mich zu ärgern,
    »komisch, dass meine Kirschen jetzt Kirschsaft werden, und
    ich selbst werde kein Kirschsaft.«
    Schließlich hatten wir alle Kirschen verkauft. Und nun lagen
    dreißig Kronen in der Zigarrenkiste, die wir mitgenommen
    hatten. Es war der Schrein der Weisen, der endlich einmal
    zu etwas nütze war. Dreißig Kronen, das war unheimlich viel
    Geld!
    Wir teilten es und bekamen jeder fünf Kronen, denn wenn
    Britta, Inga und Ole auch keine Kirschen mitgebracht hatten,
    sie hatten doch geholfen, sie zu pflücken und zu verkaufen.
    »Und weil ihr jetzt keine Kirschen mehr habt, dürft ihr so viel
    vom Großvater-Herzkirschenbaum essen, wie ihr wollt«,
    sagte Britta. »Von mir kriegt ihr Pflaumen, sobald sie reif
    sind«, sagte Ole, als er seine fünf Kronen bekam.
    Also kann ja wohl niemand behaupten, dass wir nicht
    gerecht geteilt haben.
    Auf dem Heimweg gingen wir alle in Storbü in die Konditorei
    und aßen jeder ein Stück Torte und tranken jeder eine Brause.
    Das leisteten wir uns. Den Rest des Geldes wollten wir
    sparen. Auf meinem Stück Torte lag grünes Marzipan; es
    schmeckte wunderbar.
    Als wir nach Hause kamen und Mama Lasse und Bosse und
    mich sah, schlug sie die Hände zusammen und meinte, eine
    schmutzigere Kirschen-Verkaufs-Gesellschaft hätte sie noch
    nie gesehen. Sie wollte, dass wir in die Waschküche gingen, um
    uns gründlich zu waschen. Aber in dem Augenblick kam Inga
    und schrie:
    »Welch ein Glück! Die Sauna ist geheizt!«
    Die vom Nordhof haben eine Sauna unten am See. Und wir
    nahmen saubere Kleider mit und rannten über die Kuhweide
    zur Sauna.
    In der Sauna wuschen wir all den herrlichen Staub von uns ab.
    Wir stellten unsere Wannen nebeneinander und wollten
    vergleichen, wessen Wasser am schmutzigsten war. Aber man
    konnte wirklich keinen Unterschied sehen.
    Dann saßen wir in der Sauna, um richtig zu schwitzen. Und
    wir sprachen davon, dass wir auch eine Pflaumen-Verkaufs-
    Gesellschaft gründen wollten, sobald die Pflaumen reif waren.
    In der Sauna ist es unheimlich heiß und bald wurde uns so
    warm, dass wir fast platzten. Da rannten wir in den See
    hinein, um uns abzukühlen. Oh, war das schön! Wir
    bespritzten uns mit Wasser und schwammen und tauchten.
    Und als wir hochkamen, war nicht einmal in unseren

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