Die Kinder aus Bullerbü
wo
sie geschnäuzt hatte, war das Tuch ganz schwarz. Und da
putzten wir uns alle die Nase und unsere Taschentücher
wurden schwarz. Ole hatte kein Taschentuch bei sich und er
durfte sich in Bosses Taschentuch schnäuzen. Aber Britta
sagte, es wäre nicht leicht zu erkennen, ob Oles Rotz schwarz
wäre, weil Bosses Taschentuch schon vorher schwarz
gewesen sei.
»Halt du die Klappe!«, sagte Bosse.
Wenn es auch wundervoll staubte, so fanden wir es doch
recht traurig, dass keine Autos halten wollten. Da kam Lasse
auf den Gedanken, dass wir uns sicher eine falsche Stelle
ausgesucht hätten. Hier an dieser geraden Strecke fuhren die
Wagen alle besonders schnell.
»Wir müssen uns an eine Kurve stellen«, sagte Lasse. Und das
taten wir. Wir stellten uns an eine Stelle, wo die Straße
hintereinander zwei scharfe Kurven machte. Und dann kamen
wir darauf, uns in einer Reihe am Straßenrand aufzustellen
und uns anzufassen und die Arme auf und ab zu schwenken,
wenn ein Auto auftauchte.
»So müssen wir es schaffen«, sagte Lasse. »Passt auf, jetzt
werden sie halten.«
Tatsächlich, so war es. Beinahe jedes Auto hielt an. Im ersten,
das anhielt, saßen vier Kinder mit ihren Eltern, und alle
Kinder schrien, sie wollten Kirschen haben. Ihr Vater kaufte
drei Liter Kirschen und die Mutter sagte:
»Was für ein wunderbarer Zufall! Wo wir doch so hungrig
und durstig sind.«
Sie kauften von meinen kleinen schwarzen Kirschen. Der
Vater erzählte, er wolle mit seiner Familie weit, weit fort bis ins Ausland fahren. Das war doch wohl seltsam? Nun fuhren
meine kleinen schwarzen Kirschen ins Ausland, und ich blieb
hier in Bullerbü.
Als ich das den anderen sagte, meinte Lasse: »Wo denkst du
hin! Die Kinder haben die Kirschen lange aufgegessen, bevor
sie im Ausland sind. Das ist doch klar.« Aber ich sagte,
dass meine Kirschen trotzdem ins Ausland kämen, und wenn
sie auch im Magen der Kinder lägen.
Oh, wie viele Kirschen haben wir verkauft! Ein Mann kaufte
alles, was in einem der Körbe war. Es war der Korb mit
Bosses Kirschen. Der Mann sagte, seine Frau solle Kirschsaft
machen, denn er möge Kirschsaft so gern.
»Komisch«, sagte Bosse hinterher, um mich zu ärgern,
»komisch, dass meine Kirschen jetzt Kirschsaft werden, und
ich selbst werde kein Kirschsaft.«
Schließlich hatten wir alle Kirschen verkauft. Und nun lagen
dreißig Kronen in der Zigarrenkiste, die wir mitgenommen
hatten. Es war der Schrein der Weisen, der endlich einmal
zu etwas nütze war. Dreißig Kronen, das war unheimlich viel
Geld!
Wir teilten es und bekamen jeder fünf Kronen, denn wenn
Britta, Inga und Ole auch keine Kirschen mitgebracht hatten,
sie hatten doch geholfen, sie zu pflücken und zu verkaufen.
»Und weil ihr jetzt keine Kirschen mehr habt, dürft ihr so viel
vom Großvater-Herzkirschenbaum essen, wie ihr wollt«,
sagte Britta. »Von mir kriegt ihr Pflaumen, sobald sie reif
sind«, sagte Ole, als er seine fünf Kronen bekam.
Also kann ja wohl niemand behaupten, dass wir nicht
gerecht geteilt haben.
Auf dem Heimweg gingen wir alle in Storbü in die Konditorei
und aßen jeder ein Stück Torte und tranken jeder eine Brause.
Das leisteten wir uns. Den Rest des Geldes wollten wir
sparen. Auf meinem Stück Torte lag grünes Marzipan; es
schmeckte wunderbar.
Als wir nach Hause kamen und Mama Lasse und Bosse und
mich sah, schlug sie die Hände zusammen und meinte, eine
schmutzigere Kirschen-Verkaufs-Gesellschaft hätte sie noch
nie gesehen. Sie wollte, dass wir in die Waschküche gingen, um
uns gründlich zu waschen. Aber in dem Augenblick kam Inga
und schrie:
»Welch ein Glück! Die Sauna ist geheizt!«
Die vom Nordhof haben eine Sauna unten am See. Und wir
nahmen saubere Kleider mit und rannten über die Kuhweide
zur Sauna.
In der Sauna wuschen wir all den herrlichen Staub von uns ab.
Wir stellten unsere Wannen nebeneinander und wollten
vergleichen, wessen Wasser am schmutzigsten war. Aber man
konnte wirklich keinen Unterschied sehen.
Dann saßen wir in der Sauna, um richtig zu schwitzen. Und
wir sprachen davon, dass wir auch eine Pflaumen-Verkaufs-
Gesellschaft gründen wollten, sobald die Pflaumen reif waren.
In der Sauna ist es unheimlich heiß und bald wurde uns so
warm, dass wir fast platzten. Da rannten wir in den See
hinein, um uns abzukühlen. Oh, war das schön! Wir
bespritzten uns mit Wasser und schwammen und tauchten.
Und als wir hochkamen, war nicht einmal in unseren
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