Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
Emil nahm ein Litermaß, füllte zwei
    Liter für sich ab und gab uns zwei Kronen dafür. Er sagte, das
    sei in dieser Gegend der Preis für Kirschen, und es war für
    uns gut, das zu wissen. Bosse bekam zurück, was wir uns aus
    seiner Sparbüchse geliehen hatten, und trotzdem hatten wir
    noch Geld übrig. Onkel Emil gab uns saure Bonbons, und als
    Ole das durchs Fenster beobachtete, kam er in den Laden
    gestürzt, als hätte er Feuer unterm Hosenboden. Als er
    jedoch seine Bonbons bekommen hatte, rannte er schnell
    wieder zu den Körben hinaus.
    Wir bedankten uns bei Onkel Emil und gingen. Als wir
    hinauskamen, sahen wir, dass Ole dabei war, einige Kirschen
    einzusammeln, die ihm ins Gras gefallen waren.
    »Was machst du da?«, schrie Lasse wütend. »Ich... ich habe
    deine Kirschen bloß ein bisschen sauber gemacht«, sagte
    Ole. Seine Stimme klang ganz erschrocken. Aber er hatte nur
    ein paar ins Gras fallen lassen, und deshalb war es nicht weiter
    schlimm.
    Die Landstraße ist nicht weit von Storbü. Im Herbst und
    Winter sieht man dort nur wenige Autos, meist nur
    Lastautos, aber im Sommer kommen viele Autos vorbei,
    denn die Leute wollen sehen, wie schön es hier ist.
    »Wenn sie überhaupt etwas erkennen können, so wild wie sie
    fahren«, sagte Lasse, als das erste Auto an uns vorbeibrauste.
    Wir hatten ein großes Schild gemacht, auf dem
    KIRSCHEN stand. Immer wenn ein Auto ankam, hoben wir
    das Schild hoch, aber die Autos fuhren alle vorbei. Lasse
    sagte, die Autofahrer glaubten sicher, dass nur FAHRT
    VORSICHTIG oder etwas Ähnliches auf unserem Schild
    stehe, und deshalb brausten sie so eilig vorbei. Aber Bosse
    fand es sehr interessant, die schnell rasenden Autos zu sehen.
    Er vergaß fast die Kirschen darüber. Seine Augen waren ganz
    rund, so glotzte er den vorbeifahrenden Autos nach. Und er
    kannte jeden Autotyp. Er setzte sich an den Wegrand und tat,
    als fahre er Auto, und er versuchte, wie ein Motor zu
    brummen. Und dann hörte er plötzlich damit auf und sagte,
    es müsse ein Fehler an seinem Motor sein, denn er klinge
    nicht so, wie er müsse.
    »Natürlich nicht«, sagte Britta. »Der Motor klingt wirklich
    nicht wie ein Motor. Er klingt wie Bosse.«
    Lasse war wütend, weil die Autos nicht halten wollten, und
    sagte: »Denen werde ich es zeigen!«
    Als das nächste Auto kam, sprang Lasse mitten auf die Straße
    und hielt das Schild in die Höhe. Er sprang erst in der
    allerletzten Sekunde zur Seite und wäre beinahe überfahren
    worden. Das Auto bremste mit einem unheimlichen
    Kreischen, und ein Mann stieg aus und packte Lasse am Arm
    und sagte, er müsse Prügel haben, dass es nur so rauche.
    »Mach das nicht noch einmal!«, sagte der Mann wütend.
    Lasse versprach, es nicht noch einmal zu machen. Und stellt
    euch vor, da kaufte der Mann uns einen Liter Kirschen ab
    und fuhr weiter.
    Es staubte ganz entsetzlich auf der Schotterstraße. Wir hatten
    die Kirschen mit Papier zugedeckt, und das war ja wohl
    vernünftig. Aber uns selbst konnten wir schlecht zudecken,
    und wenn die Autos vorbeifuhren, wirbelten sie dicke
    Staubwolken auf, und wir standen mitten im Staub. Es war
    unangenehm und ich sagte: »Uh, wie es staubt.«
    Aber da fragte Lasse, warum ich das sage. »Warum sagst du
    nicht auch ›Uh, wie die Sonne scheint‹ oder ›Uh, wie die
    Vogel zwitschern‹?«
    Wer hatte denn befohlen, dass man es schön finden solle, wenn
    die Sonne scheint und die Vögel zwitschern, und nicht,
    wenn es staubt? Und da beschlossen wir, es schön zu
    finden, wenn es staubte. Als das nächste Auto vorbei war und
    wir so in Staubwolken gehüllt waren, dass wir einander kaum
    sehen konnten, da sagte Lasse: »Oh, wie herrlich es heute
    staubt!«
    Und Britta sagte: »Ja, es staubt wirklich schön auf dieser
    Straße.«
    Und Bosse sagte: »Wenn es doch nur etwas mehr stauben
    wollte!«
    Darauf brauchte er nicht lange zu warten. Ein riesengroßer
    Lastwagen kam vorbei und ich hatte nicht geglaubt, dass es
    so viel Staub auf einmal geben könnte. Es war
    wahrscheinlich genau so eine Staubwolke, wie sie vor den
    Kindern Israel in der Wüste herzog.
    Britta stand mitten im dicksten Staub. Sie streckte die Arme in
    die Höhe und rief: »Was für ein herrlicher, herrlicher Staub!«
    Aber dann musste sie husten und konnte nichts mehr sagen.

    Als sich der Staub verzogen hatte, guckten wir uns an. Alle
    waren wir grauschwarz von oben bis unten. Britta putzte sich
    die Nase und zeigte uns danach ihr Taschentuch, und da,

Weitere Kostenlose Bücher