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Die Kinder aus Nr. 67

Die Kinder aus Nr. 67

Titel: Die Kinder aus Nr. 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Tetzner
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man sich nur wünschen konnte.
     
    »Schweinerei das«, sagte Paul. »Was heißt: Gebt! Woll'n mal fragen, wer uns gibt!«
     
    Erwin starrte auf die Bälle. Ihm schwindelte fast. Er trommelte mit den Händen gegen die Schaufenster, als wollte er die Bälle aufmerksam machen.
     
    »Mensch, mach dir nicht unbeliebt!«
     
    Paul zog ihn fort. »Also gehn wir rein.«
     
    Sie schoben die Hände in die Taschen. Sonst war nichts drin zu hüten. So kamen sie an die Drehtür. Unaufhörlich wand sie sich in ihren Angeln. Eilige Käufer strömten hinein und heraus.
     
    Erwin hatte die tollsten Gedanken: Wie, wenn jetzt plötzlich drin im Haus ein Brand ausbricht. Alles stürzt heraus. Er wird zuallererst die Fußbälle retten und dafür einen Fußball geschenkt bekommen. Dann ist alles gut. Es braucht ja nicht gerade ein »schlimmer« Brand zu werden.
     
    Da wird er aus der Drehtür heraus, in die er sich gerade hineingeschoben hatte, zurückgeschoben. Mit einem festen, entschiedenen Griff. Er sah auf. Der Portier in grüner Uniform mit blanken Knöpfen sah ihn an.
     
    »Was willst du denn? Kindern ist der Besuch im Warenhaus nur in Begleitung Erwachsener erlaubt.«
     
    »Ich will aber doch wat kaufen.«
     
    Nun wird der Mann gleich nach Geld fragen, und er hat keins, um es vorzulegen. Also nicht einmal ansehen wurde ihnen erlaubt.
     
    »Meine Mutter schickt mich, die hat keine Zeit. Ich kauf' für sie ein«, log er feste drauflos. Aber Paul zog ihn fort.
     
    »Das kommt nur von der Proletenkleidung. Fragt er vielleicht den da? Kiek mal!«
     
    Hinter einer Frau kam ein Junge in Matrosenkleidung und dunkelbrauner Mütze. Ein kleines Mädchen folgte, und die durften ungehindert passieren.
     
    Paul winkte ihm. »Komm, jetzt weiß ich, wie man's macht!« Sie liefen auf die andere Seite zu der dortigen Drehtür. »Faß dir am Rock irgendeiner Frau, da kommen wir rein.«
     
    Also gut, er wartete, bis eine Frau an die Drehtür gelangt war, zog sie möglichst sichtbar und fest am Rock und schlüpfte hinterher.
     
    »Laß doch los. Was machste denn, Lausebengel!« Die Frau schüttelte ihn ärgerlich ab.
     
    Macht nichts. Jetzt war's gut. Er war drin. Paul drehte sich ebenfalls schon nach der Innenseite. Sein Mund reichte vor Vergnügen von einem Ohr zum anderen. So lachte er über den gelungenen Streich.
     
    Drinnen war's warm und behaglich. Ihre beiden Nasen schnupperten wie Tiere die fremden Gerüche und Geräusche ein. Die Leute drängten sich an die Tische. Alles war voll. Für eine Weile vergaßen sie fast ihren Fußball. Sie schielten nur nach rechts und links.
     
    »So'n Besitzer vom Warenhaus muß ein reicher Mann sein.« Paul schätzte die Tische und Waren ab.
     
    »Saftig. Aber wo hat der hier bloß die Fußbälle?« Erwin sah sich um. Ein Fräulein schickte sie in die dritte Etage. »Sportlager.«
     
    Sie fuhren mit dem Aufzug hinauf. Das kitzelte im Bauch und war lustig. Sie fuhren darum erst bis zum Dach und dann noch einmal hinunter. Dabei entdeckten sie auch die Rolltreppe. Jetzt vergaßen sie ganz, warum sie gekommen waren. So lustig war die Rolltreppe. Endlich sagte Erwin: »Aber Junge, Junge, der Fußball!«
     
    Richtig! Im Sportlager gingen sie langsam, fast auf Zehenspitzen. So viel gab es hier zu sehen. Es war auffallend ruhig. Kein Käufer. Erwin blieb stehen und hielt Paul fest. Wie weggeworfen und vergessen lag in einer Ecke auf dem Fußboden ein Berg Fußbälle. Sie konnten hingehen und sie anfassen. Blieben sie denn wirklich ganz allein hier? Das war nicht zu glauben. Neben dem Fußballberg war die Treppe. Und da an der Ecke stand: »Notausgang.« Der Fahrstuhl fuhr an der anderen Seite. Dort drängten sich die Leute. Da war die Lebensmittelabteilung. Erwin seufzte. Er nahm einen Ball in die Hand. Wenn bloß einer käme. Der Ball brannte unter seinen Fingern. Er sah zu Paul hinüber. Was der wohl dachte? Paul sah auch immer häufiger nach der Treppe und spielte mit einem Ball. In der Nebenabteilung hörten sie eine Dame ungeduldig »Bedienung« rufen und wieder »Bedienung«. Also da war auch keiner. Erwin ließ den Ball los und versuchte nach der anderen Seite zu sehen. Das tat er, um nicht den Ball zu ergreifen und mit ihm wegzulaufen. Denn das schien ihm viel einfacher als ihn liegen zu lassen. Er faßte einen raschen Entschluß.
     
    »Bedienung!« schrie er nun auch, und zwar ganz laut. Seine Stimme klang rauh und zornig.
     
    »Mensch, dich hat's wohl. Bist du verrückt?« Paul sah

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