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Die Kinder aus Nr. 67

Die Kinder aus Nr. 67

Titel: Die Kinder aus Nr. 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Tetzner
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durch das unaufhörliche Lachen und Geheimnistun ärgerlich.
     
    »— und«, prustete Marta heraus, »er hat behauptet, du seist eine Indianerin.«
     
    Mirjam sah sie verwundert an. »Eine Indianerin? Warum denn?«
     
    »Weil du so braun gebrannt und so schwarz bist. Er hat gesagt, sie müßten dich sofort zur Anführerin in ihrer Clique machen.«
     
    »Oh, das sollen sie nur. Ich mache gleich mit. Ich habe Pfeil und Bogen, kann radfahren und klettern, schwimmen kann ich auch und besonders gut tauchen. Im Turnen bin ich die erste. Außerdem habe ich aber noch Piddel. Er kann apportieren und wacht.«
     
    »Na ja«, unterbrach sie Marta. »Es kommt doch nicht mehr in Frage, denn du bist ja keine Indianerin.«
     
    Auch Lucie tröstete sie. »Is auch viel besser so. Denn was solltest du schließlich als Indianerin bei uns in Deutschland? Da könntest du später nur im Zirkus auftreten.«
     
    Damit hatte Lucie sicherlich recht. Mirjam meinte, sie könnte trotzdem in die Clique eintreten.
     
    Erwin, Heiner und Willi schlenderten langsam ihren gewohnten Schulweg. Sie wollten es sich alle drei nicht eingestehen, aber sie sahen sich immer wieder um. Durch Erwin wußten sie bereits, daß die Indianerin in die 4b zu Lucie und Marta gekommen war. Die 4b schloß auch um zwölf. Vielleicht konnten sie die Indianerin nun endlich begrüßen. (Die Birnen hatte Erwin unterdessen leider aus Versehen aufgegessen, aber er wollte ihr statt dessen ein aufgespanntes Pfauenauge schenken.)
     
    »Kiek mal.« Heiner stieß Erwin an. »Dort kommen sie.«
     
    Erwin blieb stehen und sah sich um. Hinter ihnen näherten sich die Zwillinge. Sie hatten Mirjam in die Mitte genommen und hielten sie zärtlich untergefaßt. Er fand das entsetzlich albern und pfiff verächtlich durch die Zähne. Warum Mädchen nur immer gleich so zärtlich zueinander sein mußten!
     
    »Na ja«, sagte er, »da sieht man es wieder. Die schmusen schon.«
     
    Auch Emil war dabei. Aber er lief rückwärts vor ihnen her und stolperte bei jedem Schritt, weil er unaufhörlich auf die drei Mädchen einzureden versuchte.
     
    Heiner pfiff den Cliquenpfiff: »Ach, du lieber Augustin ...«
     
    Emil sah sich nicht einmal um. Er winkte nur abwehrend mit der Hand und antwortete ärgerlich: »... alles ist hin!«
     
    Gleich darauf steckten sie die Köpfe noch dichter zusammen und liefen kurz entschlossen auf die andere Seite. Dort mußten sie entsetzlich lachen.
     
    Das fehlte noch. Erwin war wütend. Schließlich war er der erste gewesen, der Mirjam entdeckt hatte. Er wäre ja sogar bereit gewesen, die gefangene Indianerin zu befreien, wenn diese nicht so zärtlich zu Frau Manasse gewesen wäre.
     
    Die Mädchen auf der anderen Seite konnten sich überhaupt nicht wieder beruhigen. »Sie scheinen irgend etwas ausgeheckt zu haben.«
     
    Die kleine Marta hielt sich gerade den Leib vor Lachen und bog sich dabei. Erwin hörte ganz deutlich, wie sie rief: »Ach, ick lach' mir tot, ick lach' mir tot.«
     
    »Das sind doch alberne Gänse, diese Mädchen. Es ist eine wie die andere«, erklärte Heiner. »Kommt, gehen wir.« Er gab Erwin einen freundlichen Puff in die Seite, und sie gingen heimwärts.
     
    Der schwarze Willi aber erklärte: »Wartet, die Sache muß ich erst ergründen.«
     
    Er bog entschlossen ab, lief auf die andere Seite hinüber und folgte vorsichtig den vieren. Er mußte immer wieder hinter Passanten Deckung nehmen, um ungesehen spionieren zu können. Endlich war er dicht herangekommen, ohne daß die anderen ihn bemerkten. Emil lief inzwischen in der Mitte. Keiner sah sich um. Der schwarze Willi spitzte die Ohren.
     
    »Also, abgemacht«, hörte er Emil sagen, »du verrätst kein Wort darüber, quatsch ihnen irgend etwas vor, wirst schon wissen was. Sag ruhig, du seist eine Indianerin. Sie werden es dir glauben.«
     
    »Wenn ihr wollt«, antwortete Mirjam fröhlich. »Mit Indianern weiß ich ganz gut Bescheid.«
     
    Willi blieb stehen. »Also daher bläst der Wind.« Er hatte genug gehört und rannte heim.
     
    Als Heiner und Erwin auf den Hof kamen, waren die Geschwister verschwunden. Auch Mirjam war nicht mehr zu sehen. Nur Willi stand noch an einen Pfeiler gelehnt unter dem Torbogen. Er hatte die Arme über der Brust verschränkt und blickte Erwin höhnisch entgegen.
     
    »Näherkommen!« rief er. Heiner knurrte. »Oller Feldwebel. Was du immer kommandieren mußt.«
     
    Erwin war zu begierig, etwas Näheres zu erfahren, und lief rasch auf ihn zu.

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