Die Kinder der Nibelungen (German Edition)
Swart-alfar, Hagen und auch der gebrochene Odin waren für einen Moment unfähig zu reagieren. Darauf hatte Siggi gehofft. Gunhild war noch wie erstarrt, und er zog sie mit sich.
Ein Swart-alf versperrte ihnen den Weg. Siggi sah keine Möglichkeit; er schwang Mjölnir, und der Hammer Thors traf den Schwarzalben mitten auf die Brust. Rippen knackten, und dem Krieger entwich pfeifend die Luft; schmerzgebeugt sank er in sich zusammen und rang nach Atem.
»Mîm«, entfuhr es Hagen, als er sah, wie dieser wie von einem Schlag aus dem Nichts getroffen zusammenbrach. Er ließ den Speer sinken, denn es gab nichts mehr, auf das er hätte zielen können.
Siggi lief vom Ausgang weg, suchte hektisch den Boden ab, fand schließlich einen Stein, und nahm ihm vom Boden auf. Er zog Gunhild weiter in Richtung der Lavarinne, wo Hagen angekettet gewesen war. Er hatte wenig Mühe, den Schwarzalben auszuweichen und Gunhild mitzuziehen, die gar nicht richtig zu begreifen schien, was vorging.
Was Siggi überraschte, war, dass er Gunhild sehen konnte. Aber das war gut so, hatte er so doch wenigstens ein Auge auf seine Schwester.
»Ergreift sie! Lasst sie nicht entkommen!«, gellte Alberichs Schrei durch den Kuppelsaal. Seine Stimme überschlug sich fast und hallte von den Wänden wider.
In dem Moment, als die Worte des Nibelungen verklangen, warf Siggi den Stein in Richtung der Geheimtür, durch die Alberich und Odin getreten waren. Deutlich war der Aufschlag des Wurfgeschosses zu hören.
»Da!«, rief Alberich. »Da sind sie. Los, jagt sie! Und bringt mir den Ring!«
Als die Swart-alfar auf die Tür zueilten, kam plötzlich Leben in Laurion. Er sprang auf die Füße und riss sein Schwert aus der Scheide. Einige der Swart-alfar wichen ihm aus, aber vier Kriegern, unter ihnen dem verwundeten Mîm, konnte er den Weg verstellen, so dass sie sich diesen erst freikämpfen mussten.
»Sei ganz ruhig«, nutzte Siggi den Tumult, um Gunhild ins Ohr zu flüstern. »Wir sind unsichtbar. Keiner wird uns erkennen!«
Gunhild sagte nichts, dann nickte sie langsam, und es schien Siggi, als erwachte seine Schwester nach und nach aus einem furchtbaren Alptraum, der sie umfangen hatte.
Laurion hielt die vier Krieger der Swart-alfar scheinbar mühelos in Schach. Siggi sah atemlos zu, wie der Lios-alf mit aller Geschicklichkeit kämpfte, die ihm zu Gebote stand. Immer wieder gelang es ihm, die Attacken seiner Angreifer zu parieren, ihren Hieben auszuweichen, und keinen der Gegner in seinen Rücken gelangen zu lassen.
Gunhild wollte aufschreien, als sie das Kampfgeschehen sah, aber Siggi merkte es noch rechtzeitig und legte ihr die Hand auf den Mund. Der Schrei erstickte, bevor er ausgestoßen wurde.
»Ganz ruhig«, flüsterte Siggi. »Wir können ihm nicht helfen.«
Siggi krampfte sich das Herz zusammen. Ihm war klar, dass Laurion sich für sie opferte, um ihnen einen Vorsprung zu verschaffen; denn auf die Dauer hatte er keine Chance.
Da! Laurion wurde am linken Arm getroffen. Die scharfe Klinge eines Schwarzalben war ihm in den Oberarm gedrungen; helles Blut spritzte hervor. Laurion taumelte. Wie leblos hing nun sein linker Arm herunter. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen.
Wie von Sinnen hieben die Schwarzalben auf ihren Gegner ein; selbst der verwundete Mîm führte sein Schwert, als wäre er vollkommen gesund. Nur mit Mühe konnte Laurion sich noch halten und wich immer weiter zurück.
Gunhild vergrub den Kopf an Siggis Schultern, wollte nicht mehr sehen, wie ihr Lebensretter und Freund starb. Siggi spürte, dass Gunhild weinte.
Er selbst konnte den Blick nicht von dem Kampf lassen, obwohl er es eigentlich nicht mit ansehen wollte. Aber der Krieger in ihm wusste, dass er damit Zeugnis für den letzten, heldenhaften Kampf eines Freundes ablegte.
Siggi hätte fast laut aufgeschrien, als der Lios-alf strauchelte. Ein Swart-alf stürzte vor, aber wie von selbst zuckte Laurions Klinge nach oben und fand ihren Weg durch Knochen, Fleisch und Sehnen. Als der Schwarzalbe auf den Boden aufschlug, war er bereits tot.
Die drei verbliebenen Gegner wurden vorsichtiger, wollten ihn nur noch in die Enge treiben. Der stark blutende Arm und zwei, drei weitere kleinere Wunden, die Laurion davongetragen hatte, würden ihn schwächen, und dann wäre er eine leichte Beute für die Swart-alfar.
»Greift an!«, brüllte der von rasenden Zorn erfüllte Alberich. »Erschlagt den Neiding!«
Der Befehl ihres Königs trieb die Krieger an, mm wieder mit Ungestüm
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