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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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kein Onkel Nimrod in der Nähe ist, um euch zu retten. Und dieses Mal werde ich nicht halb so nett zu euch sein wie beim letzten Mal.« Als alles still blieb, fügte er hinzu: »Wie, ihr Marid? Kein Wort des Widerspruchs? Ihr enttäuscht mich.« Iblis lachte. »Aber bis ich mit euch fertig bin, werdet ihr um Gnade winseln.«
    Als er immer noch nichts hörte, verfinsterte sich Iblis’ Miene. Es machte wenig Spaß, seine Feinde zu quälen, wenn diese gar nicht den Eindruck machten, als litten sie Qualen. Mit einem schrecklichen Grinsen schüttelte Iblis die Flasche sekundenlang wild auf und ab, wie ein Grand-Prix-Rennfahrer eine Flasche Champagner.
    »So«, sagte er. »Das sollte euch ein wenig aufgerüttelt haben.« Iblis legte das Ohr an die Flasche. »Na gut, dann muss ich wohl deutlicher werden.« Und während er ihre Namen und sein Fokuswort murmelte, das TETRAGRAMMATONITIS lautete, um die beiden Dschinnkinder seinem Willen zu unterwerfen, öffnete er die Thermosflasche und stellte sie auf den Boden. Zu seiner großen Überraschung geschah überhaupt nichts. Kein Rauch. Keine Transsubstantiation. Nichts.
    Iblis sah vorwurfsvoll zu Oleaginus hinüber, der mit Elan das Schubertstück zum Besten gab. Gerade wollte Iblis ihm vorwerfen, die Thermosflasche sei leer, als ihm einfiel, dass er durch die Wärmebildkamera bereits gesehen hatte, wie sich die beiden Dschinn im Innern der Flasche bewegten. »Ich weiß, dass ihr da drin seid«, sagte er scharf. »Ihr habt fünf Sekunden Zeit, um herauszukommen, ehe ich anfange, Schwefelsäure in die Flasche zu schütten.«
    Fast augenblicklich begann Rauch aus der Thermosflasche zu quellen – ziemlich viel Rauch für zwei Kinder, hätte Iblis auffallen können, wenn er nicht so selbstzufrieden gewesen wäre. Außerdem war der Rauch viel dunkler, als er es hätte sein dürfen. Der Rauch einer Marid-Transsubstantiation ist normalerweise weiß; diese Rauchwolke dagegen, die sich sehr schnell in zwei Wolken aufteilte, war fast schwarz.
    »Schon besser«, sagte Iblis, der immer noch nicht ahnte, dass irgendetwas nicht stimmte. Selbst mit vereinten Kräften wären zwei unreife Dschinn wie John und Philippa nie in der Lage, einen so mächtigen Dschinn wie Iblis zu überwältigen. Iblis wusste das und deshalb verhielt er sich ein wenig selbstgefällig. »Und wenn ihr ganz brav seid, dann werde ich euch vielleicht, aber auch nur vielleicht, doch nicht in Säure auflösen oder bei lebendigem Leib in der Wüste vergraben.«
    Aus ihrem Gefängnis in der Thermosflasche entlassen, warteten die beiden Dschinntiger bis zum letzten Moment, ehe sie ihre wirkliche Gestalt wieder annahmen. Entsetzlich verkatert, durstig und sehr, sehr hungrig – noch dazu wütend und durchgerüttelt   –, waren sie gewillt, fürchterliche Rache zu nehmen. Aber sie spürten die Gegenwart eines mächtigen Dschinn und wussten, dass die Überraschung ihre beste Taktik war, denn sie hatten inzwischen begriffen, dass dieser Dschinn sie mit jemand anderem verwechselte.
    »Ihr strapaziert meine Geduld«, sagte Iblis, als die beiden Wolken sich weiterhin weigerten, ihre endgültige Gestalt anzunehmen. »Na gut. Aber sagt nicht, ich hätte euch nicht ge   …«
    Sein Satz blieb unvollendet, weil die beiden schwarzen Tiger– jeder von ihnen fast tausend Pfund schwer und so groß wie ein kleines Pony – gleichzeitig auf ihn losgingen. Der eine vergrub seine Zähne in Iblis’ Arm, während der andere seinen Kopf packte. Und da sie den Überraschungseffekt auf ihrer Seite hatten, blieb Iblis keine Zeit, sich lange genug zu konzentrieren, um seine Dschinnkräfte einzusetzen. Mit lautem Gebrüll fielen die Tiger über ihn her und hätten ihn wohl auch getötet, wäre nicht Oleaginus schnurstracks zum Fahrstuhl gerannt, als er sah, wie sein Herr angegriffen wurde. Dieser verständliche Akt der Feigheit und Treulosigkeit reichte aus, um Iblis zu retten, denn bei Oleaginus’ Anblick ließ der erste Dschinntiger vom Arm des Ifrit ab und stürzte sich auf seinen irdischen Diener.
    »Verschone mich, ich bin nur der Pianist«, schrie Oleaginus, als der Tiger sein Bein packte. Und dann seinen Hals.
    Jetzt, wo er nur noch einen Tiger auf sich hatte, konnte Iblis einen Augenblick Luft holen, was gerade ausreichte, um sein Fokuswort zu sagen und seinen inzwischen hoffnungslos zerrissenen Leib der Umarmung des Tigers zu überlassen. Iblis’ Geist flüchtete in Windeseile aus dem Penthouse und über die Feuertreppe hinab ins Kasino

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