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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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wie übel der Engel roch, und küsste ihn auf die stoppelige Wange. »Vielen Dank für alles.«
    »Und dir auch, Uma«, sagte John und küsste sie, was sie nicht im Geringsten zu stören schien.
    Die Zwillinge winkten ein Taxi herbei und befahlen ihren Woanders, einzusteigen.
    »Denkt daran«, sagte Afriel. »Nach einem Äon werden sie nicht mehr da sein, um euch zu decken.«
    »So lange werden wir sie nicht benötigen«, sagte Philippa.
    »In diesem Fall kommt ihr einfach zurück und sagt ihnen, dass sie verschwinden sollen.« Afriel schnippte mit den Fingern. »Einfach so.«
    John und Philippa baten den Taxifahrer – einen gut aussehenden Inder mit einem großen orangefarbenen Turban   –, sie zuerst zur Penn Railway Station zu bringen und dann zur East 77th Street weiterzufahren. Doch als sie wenige Minuten später ausstiegen und John etwas Geld aus der Tasche zog, um den Mann zu bezahlen, schüttelte der Fahrer den Kopf. »An eurem Geld liegt mir nichts«, sagte er.
    »Warum nicht?«, fragte John.
    »Ein Zwillingspaar bringt Glück«, sagte der Fahrer und schob Johns Geld beiseite. »Aber wer zwei Zwillingspaaren begegnet, der kann sich selig preisen.«

Bannermann’s Island

    Es war weit nach Mitternacht, als John und Philippa am Newburgh-Bay-Bootsclub eintrafen, und trotzdem wartete dort, wie Afriel es versprochen hatte, ein Kanu auf sie, voll ausgestattet für eine Nachtfahrt mit Taschenlampen und Campingausrüstung. Der betagte Bootsverleiher des Clubs wirkte keineswegs überrascht, zu dieser späten Stunde zwei Kinder auftauchen zu sehen. Und er hielt ihnen auch keinen Vortrag darüber, wie unvernünftig es war, im Dunkeln mit einem Kanu auf den Hudson River hinauszufahren, wie die meisten Erwachsenen es getan haben würden. Die Zwillinge hatten bald den Eindruck, dass dies wohl nur ein weiterer Aspekt von Afriels irdischer Mission war, die Menschen in Erstaunen zu versetzen und sie an etwas anderes glauben zu lassen als an sich selbst.
    »Dass Sie so nett zu uns sind, ist zwar nicht unbedingt ein Phänomen«, sagte Philippa zu dem Bootsverleiher, der das Kanu für sie ausbalancierte, während sie auf Zehenspitzen hineinkletterte. »Und auch kein Wunder. Aber eine Überraschung ist es schon. Und mit Sicherheit nicht das, was wir gewohnt sind.«
    »Wir tun, was wir können«, meinte der Bootsverleiher. »Wo wollt ihr beiden eigentlich hin, wenn ich fragen darf?«
    »Nach Bannermann’s Island«, sagte John und setzte sich hinten ins Kanu.
    »Um 1920 herum gab es auf der Insel ein Feuer und eine Explosion «, berichtete der Bootsverleiher. »Und es gibt immer noch ein paar Ruinen direkt unter der Wasseroberfläche. Also paddelt schön langsam und vorsichtig, wenn ihr zu dem alten Hafen kommt, damit ihr euch nicht den Rumpf aufreißt. Das Kanu ist aus Birkenrinde gebaut, nach alter Tradition der Irokesen. Es braucht also nicht viel, um es zu beschädigen.«
    »Danke für den guten Rat«, sagte John, setzte sich zurecht und ergriff das Paddel. Philippa, die vorn am Bug saß, knipste die Taschenlampe an, die ihnen auf der Flussfahrt den Weg weisen sollte.
    »Da ihr schon dabei seid, hab ich noch etwas für euch«, fuhr der Bootsverleiher fort. »Auf Bannermann’s Island spukt es. Ich würde mich nicht mal am helllichten Tag dorthin wagen, geschweige denn mitten in der Nacht. Aber da ihr beiden offensichtlich fest entschlossen seid, nehme ich an, dass ihr einen guten Grund dafür habt. Wie auch immer, falls ihr euch trotzdem entschließt, heute Nacht zurückzukommen – was ich euch wirklich nicht verdenken könnte   –, dann klopft einfach an die Tür vom Bootshaus. Seit mein Kater Magnus gestorben ist, fühl ich mich ein bisschen einsam und freue mich immer über Gesellschaft. Egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit.«
    »Das behalten wir gern im Kopf«, sagte John. Er stieß sich mit dem Paddel von dem kleinen Landungssteg ab und tauchte es dann lautlos in die schwarze Tiefe unter seinem Ellenbogen. Wenig später war das Bootshaus in der Dunkelheit hinterihnen verschwunden und das indianische Kanu glitt sanft durch die kalten mitternächtlichen Fluten des breiten und mächtigen Hudson River.
     
    Sie blieben in Sichtweite des westlichen Ufers. Zwischen den mondbeschienenen Bäumen gellten unheimliche Vogelrufe wie von feindseligen Wilden über das stille Wasser, sodass es John nicht schwerfiel, sich wie eine Romanfigur aus einem Buch von James Fenimore Cooper zu fühlen, dem
Letzten Mohikaner
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