Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra
so läuft das nun mal mit Neuen.« Als er ihre besorgten Gesichter sah, schüttelte er den Kopf. »Keine Sorge. Es ist wirklich nichts dabei. Lest einfach ab, was auf dem Bildschirm steht, oder denkt euch was aus. Hauptsache, ihr klingt, als hättet ihr irgendwie Ahnung. Wenn ich nicht mehr weiterweiß, frage ich den armen Teufel am anderen Ende der Leitung immer, ob er ein UH T-Kabel hat.«
»Was ist ein UH T-Kabel ?«, fragte John. »Davon hab ich noch nie gehört.«
»Genau das ist der Witz«, sagte Jagannatha. »Es gibt kein UH T-Kabel . Aber sie werden verrückt, wenn sie feststellen, dass sie keines haben. Ihr müsstet sie mal fluchen hören. Manche zertrümmern ihr Telefon. Manche sogar ihren Computer, was natürlich der Sinn der ganzen Sache ist.«
»Ist das nicht ganz schön gemein?«, fragte ihn Philippa vorsichtig. »Leuten Ratschläge zu geben, von denen man weiß, dass sie falsch sind?«
»Wir sind doch gemein, weil wir es gut mit ihnen meinen«, antwortete Jagannatha lächelnd. »Sonst nichts. Wir wollen sie von der Tyrannei der Technologie befreien. Die Fesseln der modernen Diktatur des Silikons und der Mikrochips müssen gesprengt werden. Das hat der Guru gesagt, nicht ich. Aber er hat Recht. Es ist Zeit, dass die Leute das Einfache im Leben entdecken. Und sich nicht mehr um Prozessorgeschwindigkeiten, E-Mails , Webseiten und all das Zeug scheren. Habt ihr euch schon mal gefragt, warum manche Menschen Computer besitzen, während andere auf dieser Welt nicht mal genug zu essen haben?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das so einfach ist«, wandte Philippa ein. »Und ich weiß auch nicht, ob ich irgendjemandem einreden will, dass ich mich mit Computern auskenne.«
»He, das ist kein Problem«, sagte Jagannatha. »Ehrlich. Ich bin heute Abend euer Supervisor, und wenn ihr irgendwo nicht weiterwisst, weil ihr versehentlich einen Computer zum Laufen gebracht habt oder so, dann sagt mir Bescheid und ich vermassle die ganze Sache wieder für euch. Okay?«
Groanin, John und Philippa machten weiter skeptische Mienen, aber Dybbuk grinste über das ganze Gesicht.
»Das wird lustig«, sagte er.
Im Speisesaal begegneten sie Hunderten von
Sannyasins
. Manche kamen aus Schweden, andere aus Kanada oder Indien und einige aus Großbritannien. Weitaus die meisten jedochkamen aus den Vereinigten Staaten. Sie trugen alle die gleiche Kleidung und sahen sehr freundlich aus. Überhaupt wurde viel gelächelt im Aschram. Irgendjemand spielte ein kleines Harmonium. Und nicht wenige
Sannyasins
tanzten blumenbekränzt und mit bemalten Gesichtern durch den Speisesaal, sangen, schlugen Trommeln und klimperten im Takt mit kleinen Zimbeln. Alle anderen nahmen unter einem riesigen Bild des Gurus Masamjhasara ihre Mahlzeit ein, was Philippa ein wenig irritierend fand, weil sie es nicht mochte, wenn man ihr beim Essen zusah. Irgendetwas an dem haarigen Gesicht des Gurus war ihr unangenehm. Am schlimmsten aber war die Tatsache, dass er so schmutzig wirkte. Und wenn der Guru schon schmutzig war, welches Vorbild war er dann für diejenigen seiner Anhänger, die in der Küche das Essen zubereiteten?
Nach dem Abendessen meldeten sie sich im Callcenter. Es war ein großer Raum, mit Dutzenden von Telefonen und Bildschirmen – aber keinerlei Computern – und dem größten Bild von Guru Masamjhasara überhaupt, als wollte er alle, die hier Dienst taten, daran erinnern, dass er sie im Auge hatte.
Philippas erste Anruferin war eine alte Dame aus Massachusetts, die Hester Cardigan hieß und wusste, wie man einen Computer an- und ausschaltete, aber nicht viel mehr. Sie kam mit dem Anschließen ihres Druckers nicht zurecht. Philippa tat Miss Cardigan leid und sie hätte ihr am liebsten geraten, sich an freundliche Nachbarn zu wenden, die sich mit Computern auskannten und ihr das Gerät anschließen konnten; doch da Jagannatha und einige andere
Sannyasins
mithörten, blieb ihr nichts anderes übrig, als den Mumpitz vorzulesen, der auf ihrem Fernsehbildschirm stand.
»Kein Wunder, dass Ihr Computer nicht mit dem Drucker kommuniziert«, ließ Philippa die alte Miss Cardigan wenig begeistert wissen. »Sie haben ein altes Druckermodell. Sie müssen Ihren Computer neu booten und ihn im abgesicherten Modus hochfahren, damit wir Ihre Druckereinstellungen mit Hilfe der Diagnosetools umkonfigurieren können. Dann laden wir ein paar Software-Updates herunter, booten die Maschine noch mal, checken Ihre neuen Treiber, sehen uns an, welche Ports
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