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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Colonel Killiecrankies geheimer Botschaft zu beherzigen: »Sucht nach der dritten Schlange. Aber hütet euch vor der achten.« Zwar wäre es in der Gestalt eines Vogels oder auch einer Fledermaus leichter, in den Brunnen hinein- und wieder herauszukommen; doch keines der beiden Tiere wäre in der Lage, im Brunnenschacht einen Ziegelstein zu verrücken –was vermutlich erforderlich sein würde – oder gar ein goldenes Amulett zu transportieren. Indem sie sich mit einem Hammer von respektabler Größe, einem Meißel, mehreren starken Taschenlampen und zwei Funkgeräten ausstatteten, hatten sie ihre Dschinnkräfte weitgehend ausgenutzt.
    Wie üblich war es John, dem eine Lösung für das Dilemma einfiel. »Glauben Sie, dass Sie uns alle drei in dem Eimer hinablassen können?«, fragte er Groanin. »Statt Dybbuk allein?«
    »Nein, mein Junge, nicht mal zwei von euch«, erwiderte Groanin niedergeschlagen. »Nicht mit einem Arm. Das Hinablassen ist kein Problem. Das wird mit dieser Fußbremse erledigt, siehst du? Aber das Heraufholen ist die Schwierigkeit. Dafür braucht man schlicht und einfach zwei Arme. Und wie du siehst, habe ich nur einen.«
    »Und was wäre, wenn Sie zwei hätten?«, fragte John. »Und wenn der neue Arm besonders stark wäre?«
    Stirnrunzelnd begann Groanin diese Vorstellung zu bedenken. »Das wäre eine Idee«, sagte er und setzte sich auf die steinerne Plattform, die den Brunnen umgab. »Lass mich einen Moment darüber nachdenken, John, schließlich habe ich mich längst daran gewöhnt, nur einen Arm zu haben. Sogar so sehr, dass ich mich manchmal frage, was ich mit einem zweiten anfangen soll. Außer beim Yoga natürlich. Da könnte ein zusätzlicher Arm ganz nützlich sein.« Er seufzte. »Wie ihr wisst, hat Nimrod schon oft angeboten, mich mit einem neuen Arm auszustatten, aber ich habe immer abgelehnt. Nicht weil es mir gefällt, einarmig zu sein, sondern weil ich mich erst wieder daran gewöhnen müsste, zwei zu haben. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, fällt mir kein guterGrund ein, Nein zu sagen. Außer vielleicht, dass ich mich frage, ob ihr überhaupt dazu in der Lage seid. Es wäre mir ein Graus, wie Frankensteins Monster herumzulaufen und irgendein schreckliches, absonderliches Teil an mir kleben zu haben.« Doch nach einer Weile nickte Groanin. »In Ordnung «, sagte er und schloss die Augen. »Allerdings bringt ihr es besser schnell über die Bühne, ehe ich es mir wieder anders überlege.«
    Instinktiv packte John Philippas Hand und diese nahm Dybbuks, damit sie ihre Kräfte bündelten. Bei zweiunddreißig Knochen im menschlichen Arm – zwei in der Schulter, drei im eigentlichen Arm, acht im Handgelenk und weiteren neunzehn in der Hand und in den Fingern, von all den Blutgefäßen und Muskelsträngen ganz abgesehen – war die Erschaffung eines menschlichen Körperteils aus dem Nichts heraus für jeden Dschinn eine Herausforderung, selbst wenn er bereits völlig erwachsen war.
    »FABELHAFT   …«
    »ABECEDERISCH!«
    »…   GANTISCH   …«
    »ZYGOBRANCHIAT!«
    »…   WUNDERLICHERICH!«
    Die Dunkelheit um Groanin flimmerte ein wenig, wie bei einer Hitzeerscheinung, und ein starker Schwefelgeruch erfüllte die Luft – der Einsatz von so viel geballter Dschinnkraft hinterlässt häufig einen sehr markanten Eigengeruch.
    Der Butler öffnete langsam die Augen. »Ist es vorbei?«, fragte er vorsichtig.
    »Ja«, sagte John, »es ist vorbei.«
    Sie rückten zusammen, um sich ihre Arbeit genauer anzusehen, während Groanin zum ersten Mal seit vielen Jahren zwei Arme von sich streckte, sich aber sogleich auf die Lippe beißen musste, um Zorn und Ärger im Zaum zu halten: »Also wirklich! Ihr jungen Schafsköpfe habt mir zwei rechte Hände verpasst. Seht nur! Der Daumen ist auf der falschen Handseite.«
    »Hoppla!«, sagte John.
    »Können Sie damit nicht auch so klarkommen?«, fragte Dybbuk. »Das merkt doch keiner.«
    »Natürlich nicht.« Groanin drohte Dybbuk mit dem Handrücken seiner normalen Hand. »Ich bin schließlich kein Experiment in einer Puppenklinik, du junger Schnösel.«
    Also versuchten sie es noch einmal, und diesmal schafften sie es mit links (und nicht mit rechts). Es gelang ihnen sogar, eine hübsche Uhr an Groanins linkes Handgelenk zu wünschen, als eine Art Wiedergutmachung; und er war so begeistert darüber, dass sich kaum sagen ließ, was ihn mehr freute – die neue Armbanduhr oder der neue Arm, an dem sie befestigt war.
    »Los, kommt«, sagte John

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