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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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hören, sondern eher fühlen musste. Er entspannte sich ein wenig, gab sich dem Ganzen hin, und schon im nächsten Moment verbanden sich die unterschiedlichen Stimmen und seine eigene zu einem einzigen klaren Gedanken. Es war, als habe sich sein Verstand plötzlich verzehnfacht und er erhielte Einblicke in das Leben und das Universum, die er nicht für möglich gehalten hätte. Die meisten dieser Einblicke hätte man nie in Worte fassen können, denn sie entzogen sich jeder Artikulierung, was bei Offenbarungen hin und wieder vorkommt. Doch nach und nach schien sich eine allwissende Stimme herauszukristallisieren. Nimrod hätte der Stimme keinen Namen geben können, die ihm wie seine eigene erschien und es doch nicht war. Genauso wenig gab sich die Stimme selbst zu erkennen, dennoch war sich Nimrodziemlich sicher, dass das, was er in seinem Kopf hörte, nichts anderes war als die Weisheit selbst. Allerdings gab diese sich ausgesprochen nebulös:
    »Wenn ein Mann zum Maultier wird, hast du angefangen zu finden, was du suchst«, sagte die Stimme.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Nimrod. »Sagt es noch einmal.«
    »Der Weg zu den Sternen ist nicht ausgeschildert und doch gibt es ihn. Wenn du den Weg nicht weißt, gehe langsam und durch dünne Luft, dann findest du ihn zwischen Fels und hartem Gestein.«
    »Ihr sprecht in Rätseln«, sagte Nimrod.
    »Natürlich. Die Bedeutung musst du selbst erkennen.«
    »Also wirklich«, sagte Nimrod. »Das ist sehr frustrierend.«
    »Ein Mann stirbt vielleicht aus Frustration, aber nie aus Weisheit. Der Beginn der Weisheit ist die Furcht vor Gott.«
    »Trotzdem bitte ich Euch, noch einmal zu sprechen«, sagte Nimrod. »Meine Mission ist von großer Bedeutung. Nicht für mich, sondern für die ganze Menschheit.«
    »Ich zähle die Sandkörner am Strand und vermesse die Meere; ich verstehe die Sprache der Taubstummen und höre jene, die ohne Stimme sind. Glaube mir, ich kenne deine Mission.«
    »Na dann«, sagte Nimrod.
    »Schärfe die Klauen an deinen Füßen und jene in deiner Hand«, sagte die Stimme. »Ergreife die Schuppe und lasse sie nicht los. Stelle dich auf das Sims und greife nach dem Himmel. Hänge dich an einen Vorsprung und freue dich über jeden Hammerschlag, denn du bist noch am Leben.«
    Nimrod seufzte. »Ich hatte gehofft, dass es ein klein wenig verständlicher sein würde.«
    »Du musst schon raten, sonst kann ich dir nicht helfen.«
    »Also gut«, seufzte Nimrod.
    »Du musst über die Leiber derer klettern, die vor dir gegangen sind«, sagte die Stimme. »Jene, die nun von einem Winterkleid bedeckt werden und deren Gesichter für dich für immer verhärtet sind.«
    »Ja, sprecht weiter. Ich glaube, ich bin langsam aufgewärmt.«
    »Du hast die Wahl zwischen mehreren Wegen«, sagte die Stimme. »Sie alle führen zum gleichen Ort, aber nicht alle bringen dich dahin, wo du am liebsten hinwillst. Wenn dir das Atmen unmöglich wird, hast du gesiegt, wo andere versagten.«
    Nimrod stöhnte. »Ja, schon gut, jetzt verstehe ich«, sagte er. »Ihr sprecht von einer Hochgebirgsexpedition, nicht wahr?«
    Die Stimme schnalzte laut. »Ja, natürlich, ich dachte schon, du kommst nie dahinter. Also wirklich!«
    »Tut mir leid.«
    »Schon gut. Dann will ich dir mal verkasematuckeln, wovon ich rede.«
    »Das wäre mir sehr lieb«, sagte Nimrod.
    »Du willst das Unmögliche herbeiführen und Massen von Menschen das Gefühl geben, dass die Welt besser und schöner ist als zuvor und dass sie aktiv an diesem neuen Glück teilhaben können.«
    »Ja, genau so ist es. Jetzt kommen wir voran.«
    »Das zu erreichen, ist keine Kleinigkeit. Man kann kein Fass um ein Spundloch bauen«, sagte die Stimme. »Dennoch musst du etwas ganz Ähnliches bewerkstelligen und viele Menschen davon überzeugen, dass es viel mehr gibt, als tatsächlich da ist. Du musst also nach dem Unmöglichen suchen oder nach dem, was nicht gefunden werden kann.«
    »Ich dachte, Ihr wolltet Euch etwas weniger nebulös ausdrücken«, stellte Nimrod fest. »Wir scheinen wieder an Deutlichkeit zu verlieren.«
    »Wie zum Beispiel«,
sagte die Stimme und wurde lauter, »das Mittel für die Krankheit, den weißen Wal, den Heiligen Gral, Eldorado oder den Jungbrunnen. Solche Dinge. Oder vielleicht einen Fabelort, ein perfektes Paradies, das abgeschieden von den Menschen existiert. Meiner Meinung nach solltest du am besten danach suchen. Shangri-La. Deshalb die ganzen Bergsteigeranspielungen.«
    »Shangri-La? Ihr meint das alte

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