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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Farrnkräutern, der »
Pteris esculenta
« der Naturforscher, aus gedämpften Wurzeln und »Kapanas«, Erdäpfeln, welche auf beiden Inseln in Menge angebaut werden. Animalische Kost gab es bei ihrem Mahle nicht, das trockene Fleisch der Gefangenen erschien ihnen geschmacklos.
    Um drei Uhr erhoben sich einzelne Berge auf dem rechten Ufer, die »Pokaroa-Ketten«, welche einem geschleiften Festungswerke glichen. Hier und da waren auf den Bergspitzen ruinenhafte »Pahs« sichtbar, frühere Verschanzungen, welche die Ingenieure der Maoris auf uneinnehmbaren Positionen erbaut hatten. Es waren wahrhafte große Adlernester.
    Die Sonne verschwand bereits am Horizonte, als das Canot auf eine mit Bimssteinen überschüttete Bank stieß, welche der Waikato bei seinem Austritt aus den vulkanischen Bergen in seinem Laufe mit sich führt. Einzelne Bäume, welche dort standen, schienen geeignet, einen ruhigen Halteplatz zu bieten. Kai-Koumou ließ seine Gefangenen ausschaffen; den Männern wurden die Hände gebunden, die Frauen blieben ganz frei; sie Alle wurden angewiesen, sich mitten auf dem Platze niederzulassen, rings um welchen brennende Kohlenpfannen eine nicht überschreitbare Feuergrenze bildeten. Bevor Kai-Koumou seinen Gefangenen die Absicht, sie auszuwechseln, mitgetheilt hatte, hatten Glenarvan und John Mangles die Mittel, ihre Freiheit wieder zu erlangen, ernstlich erwogen. Eine Flucht erschien von dem Fahrzeug aus unmöglich, auf dem Lande hofften sie dieselbe auf dem ersten Lagerplatze unter dem Schutze der Nacht ausführen zu können.
    Unter den obwaltenden Verhältnissen erschien es klug, diesen Plan aufzugeben. Die Auswechselung konnte allerdings durch mancherlei Zwischenfälle verzögert oder verhindert werden; gleichwohl that man am besten, auf sie zu rechnen. Was hätten auch zehn Menschen ohne Waffen gegen dreißig wohl bewaffnete Wilde ausrichten können! Glenarvan setzte überdies voraus, daß Kai-Koumou’s Stamm irgend einen Häuptling von hohem Verdienst verloren hatte, an dessen Wiederbefreiung ihm sehr viel liegen mochte, und er täuschte sich darin nicht.
    Am andern Morgen setzte das Fahrzeug mit der früheren Schnelligkeit seinen Lauf stromaufwärts fort. Um zehn Uhr machte es einen kurzen Halt an der Mündung des Pohaiwhenua, einem kleinen Flusse, welcher in langen Windungen aus den auf dem rechten Ufer liegenden Ebenen herkommt.
    Dort traf ein mit zehn Wilden bemanntes Boot mit dem Kai-Koumou’s zusammen. Die Krieger wechselten kaum ihren Gruß, das »
Aïré maira
«, was bedeutet: »Komme hierher in guter Gesundheit«; dann setzten die beiden Canots sogleich ihre Fahrt zusammen fort. Die neuen Ankömmlinge hatten eben erst gegen die englischen Truppen gefochten. Man sah es an ihrer zerrissenen Bekleidung, ihren blutigen Waffen und den Wunden, welche noch unter ihren Lumpen bluteten. Mit der allen Wilden eigenen Gleichgiltigkeit widmeten sie den Europäern keinerlei Aufmerksamkeit.
    Um die Mittagszeit zeigten sich die Bergspitzen des Maungatotari im fernen Westen. Das Waikatothal wurde immer enger, weshalb der in seinem Laufe gehemmte Fluß pfeilschnell dahinschoß. Die Kraft der Eingeborenen, verdoppelt und durch einen Gesang regulirt, dessen Rhythmus einen gleichmäßigen Ruderschlag herbeiführte, hielt das Fahrzeug über den schäumenden Fluthen. Die gefährlichsten Stromschnellen wurden überwunden, der Waikato setzte wieder langsam seinen Lauf fort.
    Gegen Abend landete Kai-Koumou am Fuße der Berge, deren erste Ausläufer an dem schmalen Ufer lothrecht herabfielen. Etwa zwanzig Eingeborene schifften sich aus, um Vorbereitungen für die Nacht zu treffen. Die Feuer flammten unter den Bäumen auf. Ein Häuptling, der Kai-Koumou an Rang gleichstand, trat gemessenen Schrittes vor, rieb seine Nase an der Kai-Koumou’s und bot ihm zum herzlichen Willkommen das »Mougui«. Die Gefangenen wurden wiederum in der Mitte des Lagers untergebracht und streng bewacht. Am nächsten Morgen wurde die weite Fahrt fortgesetzt. Andere Boote trafen von den kleinen Nebenflüssen ein, so daß nun etwa sechzig Krieger, augenscheinlich die Flüchtlinge des letzten Aufstandes, vereinigt waren. Mehr oder minder durch die englischen Geschosse verwundet, waren sie in die Berge entkommen. Zuweilen erhob sich ein Gesang aus einem der Boote, die in einer Linie nebeneinander hinfuhren.
     

    Der Fluß strömte zwischen warmen Quellen dahin. (S. 601.)
     
    Ein Eingeborener stimmte die Nationalhymne »
Pihé
« an, welche mit

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