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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bald mußten den Worten Acte der thierischen Rohheit folgen.
    Kai-Koumou fürchtete von den Fanatikern seines Stammes überwältigt zu werden, und ließ darum seine Gefangenen an einen geheiligten Ort führen, der am anderen Ende des »Pahs« auf einem hervortretenden kleinen Bergkegel lag. In der dort erbauten heiligen Hütte, »Waré-Atoua« genannt, lehrten die Priester und die Arikis den Neu-Seeländern einen Gott in drei Personen, Vater, Sohn und Vogel, oder Geist. Die heilige und auserwählte Nahrung, welche Maoui-Ranga-Rangui durch den Mund der Priester ißt, wird in dem weiten, wohlverschlossenen Heiligthume aufbewahrt. Dort ließen sich die Gefangenen, augenblicklich gegen die Wuth der Eingeborenen geschützt, auf Phormiumdecken nieder. Lady Helena, deren Kräfte erschöpft, deren moralische Energie gebrochen war, stürzte in die Arme ihres Gatten.
     

    Glenarvan’s und seiner Gefährten Ankunft im Pah. (S. 604.)
     
    Glenarvan drückte sie an seine Brust und sprach wiederholt:
    »Muth, meine liebe Helena, der Himmel wird uns nicht verlassen!«
    Robert ketterte, nachdem kaum die Thüre geschlossen war, auf Wilson’s Schultern; von da gelang es ihm, seinen Kopf durch eine Luke zwischen Dach und Mauer zu stecken, wo Amulette hingen. Mit einem Blicke konnte er die ganze Ausdehnung des »Pahs« bis zur Hütte Kai-Koumou’s übersehen.
    »Sie sind um den Chef versammelt, sagte er mit leiser Stimme … sie bewegen ihre Arme … stoßen ein Geheul aus … Kai-Koumou will sprechen …«
    Der Knabe schwieg einige Minuten lang, und fuhr dann fort:
    »Kai-Koumou spricht … Die Wilden beruhigen sich … sie hören ihn an ….
    – Augenscheinlich, sagte der Major, hat dieser Chef ein persönliches Interesse, uns zu beschützen. Er will seine Gefangenen gegen Häuptlinge seines Stammes auswechseln! Aber werden seine Krieger damit einverstanden sein?
    – Ja! … sie hören auf ihn … erwiderte Robert … sie zerstreuen sich … Die Einen kehren in ihre Hütten zurück … die Anderen verlassen den ›Pah‹..
    – Sprichst Du die Wahrheit? rief der Major.
    – Ja, Herr Mac Nabbs, antwortete Robert. Kai-Koumou ist allein geblieben mit den Kriegern seines Bootes … Ah! der Eine von ihnen kommt auf unsere Hütte zu …
    – Steig herunter, Robert«, sagte Glenarvan.
    In diesem Augenblicke erfaßte Lady Helena, welche sich erhoben hatte, den Arm ihres Gatten.
     

    Robert kletterte auf Wilson’s Schultern. (S. 607.)
     
    »Edward, sprach sie mit fester Stimme, weder Mary Grant noch ich dürfen diesen Abend in die Hände dieser Wilden fallen.« Und dabei überreichte sie Glenarvan einen geladenen Revolver.
    »Eine Waffe! rief Glenarvan mit strahlenden Blicken aus.
    – Ja! Die Maoris durchsuchen ihre Gefangenen nicht. Aber diese Waffe ist für uns bestimmt, Edward, nicht für sie!
    – Glenarvan, rief hastig der Major, verbergen Sie diesen Revolver! Der Augenblick ist noch nicht gekommen …«
    Der Revolver verschwand in den Taschen des Lord. Die Decke, welche den Eingang der Hütte schloß, erhob sich … ein Eingeborener erschien.
    Er machte den Gefangenen ein Zeichen, ihm zu folgen.
    Glenarvan und die Seinigen durchschritten dicht zusammengedrängt den »Pah« und standen vor Kai-Koumou still.
    Um den Häuptling waren die ersten Krieger seines Stammes versammelt.
    Unter ihnen befand sich der Maori, dessen Boot sich mit dem Kai-Koumou’s an der Mündung des Pohainhenna in den Waikato vereinigt hatte. Es war ein Mann von vierzig Jahren, kräftig und von wildem und grausamem Gesichtsausdrucke.
    Er nannte sich Kara-Tété, das heißt »der Jähzornige« in seeländischer Sprache. Kai-Koumou behandelte ihn mit einer gewissen Achtung, und an der Feinheit seiner Tättowirung erkannte man, daß Kara-Tété einen hohen Rang in seinem Stamme einnahm. Ein scharfblickender Beobachter würde jedoch errathen haben, daß diese beiden Häuptlinge auf einander eifersüchtig waren. Der Major bemerkte, daß der Einfluß Kara-Tété’s dem Kai-Koumou unbequem war. Sie standen Beide an der Spitze der mächtigen Stämme im Waikato-Districte und waren mit gleicher Macht ausgerüstet. Auch während dieser Unterhaltung verriethen die Augen Kai-Koumou’s, während sein Mund lächelte, eine tiefe Feindschaft.
    Kai-Koumou richtete an Glenarvan die Frage:
    »Du bist Engländer?
    – Ja, erwiderte der Lord ohne Zögern, denn als solcher konnte er viel eher auf eine Auswechselung hoffen.
    – Und Deine Gefährten? frug Kai-Koumou weiter.
    –

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