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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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aber noch festen Fußes – es war der Major. Er schüttelte den Staub von den Augen und blickte um sich. Seine Gefährten lagen gleich abgeschossenen Flintenkugeln um ihn herum übereinander.
    Der Major zählte sie. Bis auf einen lagen sie auf dem Boden. Es fehlte Robert Grant.
Fußnoten
    1 Der Siedepunkt des Wassers sinkt mit je 324 Meter der Höhe um einen Grad herab.
Vierzehntes Capitel.
Ein rettender Schuß.
    Die östliche Abdachung der Andenkette besteht aus weithin sich erstreckenden Flächen, die allmälig auf die Ebene abfallen, wo ein Theil der Bergmasse plötzlich Halt gemacht hatte. Diese Landschaft ist mit fetten Weiden voll prächtiger Bäume bedeckt, darunter zahllose Obstbäume mit goldglänzenden Früchten, die, zur Zeit der Eroberung angepflanzt, ganze Waldungen bilden, ein prangendes Stück Normandie im Gebiet des La Plata; unter anderen Umständen hätte das Auge des Reisenden über den plötzlichen Uebergang aus öder Wüste in die Oase lachenden Wiesenlandes, des Winters in den Sommer gestaunt.
    Uebrigens war das Erdbeben vorüber, der Boden fest, die unterirdischen Kräfte äußerten wohl nun anderwärts ihre zerstörende Wirkung, denn die Andenkette ist stets irgendwo in einer gewissen Erschütterung. Dieses Mal war sie äußerst heftig gewesen. Die Gebirgsformen hatten sich völlig geändert, am blauen Himmel zeigte sich ein neues Panorama von Berg-Gipfeln, Bergkämmen und Spitzen, und der Pampaführer hätte sich da nicht mehr zurecht gefunden.
    Ein herrlicher Tag war angebrochen. Die Sonne stieg aus dem einen Ocean empor, und ihre Strahlen schimmerten bereits auf den Wogen des anderen. Es war acht Uhr Morgens.
    Lord Glenarvan und seine Gefährten kamen durch des Majors Pflege wieder zu sich, und erholten sich allmälig von der erschrecklichen Betäubung; sonst hatten sie keinen Schaden erlitten. Die rasche Beförderung die Cordilleren herab auf Kosten der Natur konnte ihnen erwünscht sein, hätte nicht der arme Robert Grant gefehlt.
    Jeder liebte den muthigen Jungen, besonders Paganel, auch der Major trotz seiner Kälte, vor Allen Glenarvan. Dieser gerieth in Verzweiflung, als er sein Verschwinden vernahm.
    »Freunde, Freunde! rief er mit kaum zurückgehaltenen Thränen, wir müssen ihn suchen, müssen ihn finden! So können wir ihn nicht im Stich lassen! Jedes Thal, jede Schlucht, jeder Abgrund muß bis auf den Boden durchsucht werden! Man binde mir ein Seil um den Leib, lasse mich hinab! Gebe der Himmel, daß Robert noch am Leben ist! Wie könnten wir ohne ihn seinem Vater unter die Augen treten? Dürfte mit dem Leben des Sohnes die Rettung des Vaters erkauft werden?«
    Schweigend hörten seine Gefährten Lord Glenarvan zu.
    »Nun, fuhr Glenarvan fort, Sie haben mich gehört, und schweigen? Sie haben keine Hoffnung, keine mehr!«
    Nach einer kleinen Weile ergriff Mac Nabbs das Wort:
    »Wer von Euch, meine Freunde, erinnert sich, in welchem Augenblicke Robert Grant verschwunden ist?«
    Es erfolgte keine Antwort.
    »Wenigstens, fuhr der Major fort, können Sie mir sagen, an wessen Seite der Knabe während des Herabsteigens sich befand.
    – In meiner Nähe, erwiderte Wilson.
    – Nun, bis zu welchem Zeitpunkt hast Du ihn in Deiner Nähe gesehen? Besinne Dich. Sprich.
    – Alles, worauf ich mich besinnen kann, versetzte Wilson, besteht in Folgendem. Robert Grant befand sich, festgeklammert an ein Flechtenbüschel, einige Minuten vor dem letzten Stoß noch an meiner Seite.
    – Zwei Minuten zuvor! Achte wohl darauf, Wilson, die Minuten sind Dir wohl lange vorgekommen! Irrst Du nicht?
    – Ich glaube mich nicht zu irren … Ja wohl … keine zwei Minuten zuvor.
    – Gut! sagte Mac Nabbs. Und befand sich Robert rechts oder links.
    – Zu meiner Linken. Ich erinnere mich, daß sein Puncho mir in’s Gesicht schlug.
    – Und Du im Verhältniß zu uns? …
     

    Ein Condor trägt Robert mit in die Luft. (S. 116).
     
    – Ebenfalls zur Linken.
    – Also konnte Robert nur dort verschwinden, sagte der Major, indem er rechts nach dem Gebirge zeigte. Ich bemerke weiter, daß, wenn man die seit seinem Verschwinden verflossene Zeit in Anschlag bringt, der Knabe auf den Theil des Gebirges zwischen dem Fuß und zweitausend Fuß Höhe gefallen sein muß. Dort muß man ihn suchen, und da werden wir ihn auch wieder finden.«
     

    Der Patagonier Thalcave. (S. 118).
     
    Ohne ein Wort weiter zu reden, stiegen die sechs Mann die Abhänge des Gebirges hinan, und begannen auf dem Rücken desselben, in gewissen

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