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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gesichtes erforderlichen Farben enthielt. Seine Fußbekleidung bestand aus einem Stück Ochsenleder, und war um den Knöchel mit regelrecht gekreuzten Riemen befestigt.
    Die Gesichtszüge des Patagoniers waren stolz und zeigten wirkliche Einsicht, trotz seiner buntscheckigen Bemalung. Er wartete in einer Haltung voller Würde. Wenn man ihn so unbeweglich und würdevoll auf dem Felsen stehen sah, hätte man ihn für eine Statue der Kaltblütigkeit halten können.
    Sobald der Major denselben bemerkte, machte er Glenarvan auf ihn aufmerksam, und dieser eilte zu ihm. Der Patagonier trat zwei Schritte vor. Glenarvan ergriff seine Hand und drückte sie. In den Blicken des Lord, in dem Ausdrucke seines Gesichts und seinem ganzen Aeußern, sprach sich das Gefühl der Erkenntlichkeit, der Ausdruck des Dankes so unzweifelhaft aus, daß der Eingeborene sich nicht darüber täuschen konnte. Er neigte den Kopf ein wenig und sprach einige Worte, die aber weder der Major, noch sein Freund verstand.
    Nach aufmerksamer Betrachtung der Fremden bediente sich der Patagonier einer andern Sprache; aber das neue Idiom wurde nicht besser verstanden. Doch fielen Glenarvan einige Ausdrücke, die der Eingeborene gebrauchte, auf; sie schienen ihm der spanischen Sprache anzugehören, von der er die gewöhnlichsten Worte kannte.
    »
Español?
« sagte er.
    Der Patagonier nickte mit dem Kopfe, ein bei allen Völkern gleichmäßiges Zeichen der Bestätigung.
    »Gut, sagte der Major, das ist Etwas für unsern Freund Paganel. Es war doch gut, daß er auf den Gedanken kam, das Spanische zu lernen.«
    Paganel wurde gerufen. Er kam sogleich herbei und begrüßte den Patagonier mit ganz französischem Anstand, von dem dieser voraussichtlich Nichts verstand. Der gelehrte Geograph verständigte sich bald über die Lage der Dinge.
    »Ganz recht!« erwiderte er.
    Dann sagte er, den Mund weit öffnend, um deutlicher auszusprechen:
    »
Vos sois um homem de bem
!« 1
    Der Eingeborene spitzte das Ohr, aber antwortete nicht.
    »Er versteht es nicht, sagte der Geograph.
    – Sind Sie auch sicher, richtig zu betonen? versetzte der Major.
    – Sie haben Recht. Der verteufelte Accent!«
    Paganel wiederholte seine höfliche Anrede, aber nur mit dem nämlichen Erfolge.
    »So will ich etwas Anderes sagen«, erklärte er, und sprach mit der Langsamkeit eines Schulmeisters die Worte:
    »
Sem duvida, um Patagâo?
« 2
    Der Andere blieb stumm, wie zuvor.
    »
Dizeime!
« 3 setzte Paganel hinzu.
    Der Patagonier erwiderte noch immer Nichts.
    »
Vos compriendeis?
« 4 schrie Paganel so laut, daß er sich beinahe die Stimmbänder zerrissen hätte.
    Offenbar verstand ihn der Patagonier nicht, denn er antwortete, aber in spanischer Sprache:
    »
No comprendo.
« 5
    Jetzt war die Reihe an Paganel, erstaunt zu sein; wie ein durch Neckereien Gereizter schob er die Brille von der Stirn sich vor die Augen.
    »Ich will mich hängen lassen, sagte er, wenn ich ein Wort von diesem teuflischen Kauderwälsch verstehe. Das ist araucanisch, ganz gewiß!
    – Nein doch, entgegnete Glenarvan, der Mann hat unzweifelhaft spanisch geantwortet.«
    Und sich wieder an den Patagonier wendend, fragte er nochmals:
    »
Español?
    – Ja wohl«, erwiderte der Eingeborene.
    Paganel war bis zur Bestürzung erstaunt. Der Major und Glenarvan sahen sich schielend einander an.
    »Aha, mein gelehrter Freund, sagte der Major, während schon ein verstecktes Lächeln auf seinen Lippen spielte, sollte hier nicht wieder eine jener Zerstreutheiten vorliegen, auf die Sie ein Patent zu haben scheinen?
    – Was! rief der Geograph und horchte gespannt.
    – Nun ja, es ist doch unzweifelhaft, daß der Patagonier spanisch spricht.
    – Wie, er sollte? …
    – Ja, gewiß. Und hätten Sie vielleicht zufällig eine andere Sprache studirt, und glaubten …«
    Mac Nabbs konnte seine Worte nicht beenden. Ein nachdrückliches »Oho!« von Seiten des Gelehrten, begleitet mit Achselzucken, schnitt sie ihm ab.
    »Major, Sie gehen etwas zu weit! sagte Paganel mit trockener Stimme.
    – Ei nun, da Sie ihn nicht verstehen! erwiderte Mac Nabbs.
    – Ich verstehe ihn nicht, weil dieser Eingeborene schlecht spricht! entgegnete der Geograph, dem nun die Geduld ausging.
    – Das heißt, er spricht wohl schlecht, weil Sie ihn nicht verstehen, meinte sehr ruhig der Major.
    – Mac Nabbs, sagte da Glenarvan, das ist doch wohl eine unzulässige Annahme. So zerstreut auch unser Freund Paganel sein mag, so ist doch kaum zu glauben, daß er darin so

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