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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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«Böse Taten verfolgen einen eben ein Leben lang.»
    «Was willst du damit sagen?», zischte Philomenus.
    «Du weißt genau, was ich damit sagen will!», krächzte Frederi.
    «Cristou könnte noch am Leben sein, wenn du in deiner Arroganz nicht…»
    «Frederi!», kreischte die Dame Castelblanc. «Hör auf damit! Es war nicht Philos Schuld! Niemand hätte es verhindern können!
    Das Fieber… es war Schicksal!»
    «Schicksal!» Frederi kicherte nervös. «Ha. Schicksal.»
    Die Kinder saßen starr und mit geweiteten Augen. Fabiou krabbelte stöhnend aus der Sauce und massierte sein verstauchtes rechtes Handgelenk. Tante Eusebia kaute. «Catarino, du gibst mir doch den Meerrettich, ja?», säuselte sie.
    «Ihr mit eurem Cristou!», polterte Onkel Philomenus. «Ihr macht ein Trara um ihn, als wäre er ein Heiliger! Was war er denn schon? Ein mieser kleiner Advokat, der sich nicht zu schade war, sich für den verkommensten Abschaum einspannen zu lassen. Von all den anderen Dingen ganz zu schweigen!»
    «Was für… andere Dinge denn?», fragte Catarino, in einer Hand den Meerrettich.
    «Noch ein Wort in der Art vor den Kindern, und ich hau’ dir eine ‘rein, Philomenus!», krächzte Frederi.
    «Was für andere Dinge denn?», schrie Catarino.
    «Catarino, den Meerrettich bitte!», sagte Tante Eusebia in höflicher Ungeduld.
    In diesem Moment stieß die Dame Castelblanc einen gellenden Schrei aus, der ihr augenblicklich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden einbrachte. «Hört auf zu streiten, hört auf zu streiten, ich 532
    ertrage das nicht!», kreischte sie und brach in wildes Schluchzen aus. Frederi ließ seinen Schwager stehen und rannte zu seiner Frau, die er tröstend in den Arm nahm. «Alles gut, mein Herz, alles gut!», flüsterte er. «Komm, ich bring’ dich in dein Zimmer!» Und mit einem wirklich bitterbösen Blick in Richtung seines Schwagers zog er sie vom Stuhl hoch und führte sie aus dem Raum. Onkel Philomenus stand schnaubend wie ein Stier an seinem Platz und schickte ihnen Blicke wie Giftpfeile hinterher. Dann stieß er einen wenig katholischen Fluch aus und stürzte aus dem Raum. «Moment mal!», brüllte Oma Felicitas und kämpfte sich auf die Füße.
    «Philomenus! Bleib stehen! Ich habe mit dir zu reden!» Auf ihren Stock gestützt humpelte sie hinterdrein.
    Zwei Türen knallten. Fabiou griff nach seiner Serviette und verteilte die Sauce auf seinem Hemd. Dann fiel ihm auf, dass seine Nase blutete, und er setzte sich und starrte bedeppert auf die Überreste seines Rindsfilets. Catarino gab Tante Eusebia den Meerrettich. «Vielen Dank, mein Kind», sagte die Tante in perfekter Höflichkeit. Schweinebacke Theodosius starrte fasziniert auf das Chaos, dann klatschte er vergnügt in die Hände und pfefferte sein Rinderfilet quer über die Tischplatte. «Schnuckelchen, das tut man nicht», meinte Tante Eusebia und aß weiter.
    Catarino sprang auf. Sie zitterte am ganzen Körper. «Was hat er mit dem gemeint, was er über meinen Vater gesagt hat?», schrie sie empört.
    «Catarino, Kind, setze dich und iss. Es wird kalt», sagte Tante Eusebia ungerührt.
    Catarino setzte sich in der Tat. Frederi Jùli und Cristino betrachteten sie betreten. Theodosius-das-Großmaul tobte zur Tür hinaus, die ein drittes Mal knallte. Maria Anno betrachtete Fabiou aus großen Augen. «Aua», sagte sie.
    «Was hat er mit dem gemeint, was er über meinen Vater gesagt hat?», wiederholte Catarino lauernd.
    «Ich denke, es ist besser, wir lassen das, mein Kind», sagte Tante Eusebia und betrachtete sinnierend das Stück Fleisch, das sie auf ihrem Messer aufgespießt hatte, bevor sie es in den Mund schob.
    «Ich muss Philomenus unbedingt sagen, dass er Gabeln besorgen 533
    soll. Jeder anständige Haushalt hat heutzutage Gabeln. Wir müssen uns ja nicht gezielt wie die allerletzten Provinzler benehmen.»
    «Tante Eusebia, was hat er gemeint?», schrie Catarino.
    «Mäßige dich, mein Kind.» Tante Eusebia kaute. «Es gibt keinen Grund zur Aufregung.»
    «Aber was hat er gemeint?»
    «Nichts, mein Kind, nichts», meinte Tante Eusebia. «Nur…» Sie holte Luft, dann schüttelte sie den Kopf und wandte sich wieder ihrem Fleisch zu.
    «Was nur?», rief Catarino.
    «Nun», Eusebia schnitt ihr Fleisch, ohne aufzusehen, «es gab da so gewisse… Ärgernisse.»
    «Ärgernisse? Mit meinem Vater?»
    «Nun ja», Eusebia schob sich einen weiteren Bissen in den Mund,
    «es war nicht immer leicht für deine Großeltern, den alten Baroun de

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