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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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zurückzuschleichen. Das Krachen des Astes unter seinen Schuhsohlen klang wie ein Schuss in seinen Ohren. Der Genevois sprang auf, der mit dem Hut fuhr herum. «Da!», kreischte er. «Der Bengel hat uns belauscht!»
    Frederi rannte, ungeachtet der Äste, die ihm ins Gesicht peitschten, und der Dornen, die seine Hosenbeine zerrissen. Er rannte, blindlings in die Bäume hinein, hakenschlagend wie ein Hase, einfach geradeaus, weg von diesen Leuten, die Fabiou ermorden wollten, und ihn jetzt wahrscheinlich auch.
    «Verflucht, wenn er entkommt, verdirbt er uns alles!», schrie der mit dem Hut.
    Der Genevois zog ruhig die Arkebuse aus seiner Satteltasche.
    «Der entkommt nicht», sagte er unberührt.
    Der Abhang, da war der Abhang. Vielleicht war da irgendwo eine Stelle, die man hinunterklettern, wo man sich verstecken konnte. Vielleicht konnte er sie abschütteln, wenn er nur den Abhang erreichte!
    Der Genevois hob die Arkebuse und visierte über den Lauf hinweg. «Er ist zu weit weg», sagte der mit dem Hut kopfschüttelnd.
    «Den trefft Ihr nicht mehr.»
    Der Finger krümmte sich um den Abzug, und mit einem Klicken schnappte der Zündstein ins Schloss. Weit, weit weg flog die 792
    schmale Gestalt des Kindes durch die Bäume, versilbert vom Mondlicht. Dann zerriss ein ohrenbetäubender Knall die Stille der Nacht, und der Wald kreischte auf und schleuderte dem strahlenden Mond panische Vögel entgegen.
    Der Genevois steckte die rauchende Arkebuse in die Tasche zurück. «Ich», sagte er, «treffe immer.»
    Am Rande des Abgrunds drehte sich Frederi Jùli langsam, träumerisch einmal um die eigene Achse und stürzte in die Tiefe.
    ***
    Unbemerkt von vielen hatte die Familie Mancoun an diesem Abend in ihrem Stadthaus eine ihrer zahllosen kleinen Sommergesellschaften gegeben, eine jener leichten Festivitäten mit Tanz und Musik, Bergen von Speisen und Fässern von Wein, auf denen sich die hohe Gesellschaft trifft, anstarrt und besäuft, auf der die wahrhaft wichtigen Gespräche geführt werden, über das neue Kleid der Comtesse Argoult, über die neue Maîtresse des Ersten Konsuls und darüber, ob Smaragde in diesem Sommer à la mode sind. Wie immer waren alle geladen, die in der Stadt Rang und Namen hatten, die Konsuln, der königliche Intendant, die Grafen und die reicheren Baroune, und die Präsidenten des Parlaments – der Erste Präsident hatte leider absagen müssen, dringende Geschäfte zogen ihn in den Luberoun. Zwischen überladenen Buffettischen und glitzernden Kronleuchtern drängten sich so hochgestellte Persönlichkeiten wie der Carcès und sein Bruder, der Pontevès, wie St. Barthélemie und Ex-Präsident Chassaneu, und weniger bedeutende wie der Estrave, der St. Roque und der Vare. Und, ganz nebenbei, Comte Sébastien de Trévigny.
    Es war schon nach Mitternacht, als Letzterer mit dröseligem Kopf vom übermäßigen Weingenuss und so vollgefressen, dass es an sich für eine ganze Woche reichen sollte, in die Cacalauso d’Oro heimwankte. Im Schankraum hingen noch ein paar späte Zecher im Zwiegespräch mit ihrem Weinglas an den Tischen. Sébastien winkte mit einem blöden, betrunkenen Grinsen der Schankgöre zu und taumelte die Treppe hinauf. Einen Moment stand er schwankend vor seiner Zimmertür. «Aufmachen, i-im N-namen des…
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    des Kööönigs», lallte er kichernd und drückte mit dem Fuß die Tür auf, woraufhin er seinen Gürtel öffnete und ihn mitsamt Degen zu seiner Linken auf die Kommode fallen ließ. Dann wankte er nach drinnen.
    Er wurde an den Schultern gepackt und quer durch den Raum geschleudert. Er sah sein Bett noch blitzschnell auf sich zuschießen, dann kam auch schon der Aufprall, presste ihm die Luft aus den Lungen und ließ ihm den Mageninhalt in die Speiseröhre zurückschießen.
    Würgend drehte er sich um. In seiner rechten Flanke pochte ein heftiger Schmerz. Nie zuvor war er so schnell wieder nüchtern gewesen.
    Sie waren zu zweit. Der eine, ein Hüne mit Schultern wie ein Bär und Pranken wie Schaufeln, drehte sich um und schloss die Tür. Der andere, klein, dunkel, zierlich wie ein Mädchen, das Gesicht spitz und dünn wie die Schnauze eines Wiesels, kam auf ihn zu.
    «Guten Abend, Sébastien», sagte er.
    Sébastiens rechte Hand krallte sich in die Bettdecke, als er versuchte, sich wieder auf die Füße zu ziehen, doch der Schmerz in seiner Seite ließ ihn aufstöhnend zurücksinken. «Tag… Parret…
    lang nicht mehr… gesehen…», keuchte er.
    «Sébastien, der Baron

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