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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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ein neues Leben, ein Leben als Cristino de Bèufort, ein Leben als Arnac de Couvencour, in dem sie zu Hause waren und das sie nicht einfach aufgeben konnten. Agnes und Louise waren in jener seltsamen Nacht vor fast dreizehn Jahren gestorben, und jeder Versuch, sie wieder zum Leben zu erwecken, war zum Scheitern verurteilt. Und im Grunde war das auch in Ordnung so. Cristino zupfte ihre Röcke zurecht und schritt hinter Senher de Couvencour und dem jungen Menschen her, der ein paar kurze Stunden lang Louise Degrelho gewesen und der jetzt wieder zu Arnac de Couvencour geworden war. Im Hof herrschte ein Chaos wie auf dem Fischmarkt von Marsilho. Cristino stellte erstaunt fest, dass so gut wie jeder im Haus auf den Beinen war, einschließlich der Castelblancs und Bèuforts. Bardou hatte bereits die Kutsche angespannt, und die Dame Castelblanc stand bleich und mit rotgeweinten Augen vor dem Verschlag, neben ihr die verstörte Kinderfrau mit einer aufgekratzten Maria Anno, die Arnac mit großen Augen ansah und «Aua, aua» rief. Rouland de Couvencour brachte Arnac zu einem Pferdekarren, auf dem sie mit Decken eine Art Lager errichtet hatten, und entgegen Arnacs Protesten hob er ihn hoch und legte ihn auf die Polsterung. «Ihr solltet auch gleich aufbrechen», sagte er zu Frederi de Castelblanc. «Geht nach Castelblanc zurück, ich denke, da seid ihr sicher. Nach Ais würde ich nicht zurückkehren, bevor nicht reichlich Gras über die Sache gewachsen ist. Denkt an Maynier!»
    «Keine Sorge, Senher Couvencour», meinte der Buous vergnügt und klopfte Frederi mit seiner Pranke auf die Schulter. «Wir werden den Cavalié und seine Bande sicher nach Hause geleiten. Und was den Maynier betrifft, der soll nur den Mund aufreißen, mit dem werden wir schon fertig!»
    «Meinst du?», fragte der Bonieus wenig überzeugt. Frederi warf einen raschen Blick zu Arnac auf der Ladefläche des Karrens hinüber. «Meinst du, er wird es schaffen?», fragte er leise.
    Couvencour zuckte mit den Achseln. «Wenn du mich fragst, grenzt es an ein Wunder, dass er überhaupt noch am Leben ist», 1052
    meinte er. «Da, wo wir hingehen, gibt es einen guten Arzt. Hoffen wir das Beste.»
    «Wo ist eigentlich dieser Gaukler abgeblieben?», fragte der La Costo stirnrunzelnd.
    Bruder Antonius machte ein unbehagliches Gesicht. «Er ist ganz früh heute aufgebrochen, als alle anderen noch schliefen», sagte er.
    «Ähm… ich habe leider zu spät bemerkt, dass er… ähm… zwei der Pferde mitgenommen hat, mit denen wir nach Santo Anno geritten sind.»
    «Ihr meint, zwei der Pferde meines Schwagers?», fragte Frederi stirnrunzelnd
    «Äh… ja, offenbar.»
    Frederi grinste von einem Ohr zum anderen. «So ein Pech für Philomenus!»
    «Also gut, machen wir, dass wir hier wegkommen!» Rouland de Couvencour winkte den Dienern zu, die die letzten Gepäckstücke auf einen Karren luden und dann auf den Kutschbock kletterten. Er seufzte. «Mein Gott, was wird nur aus unserer schönen Burg werden! Wahrscheinlich wird sie sich irgend so ein Günstling von Maynier oder Pontevès unter den Nagel reißen! Na, egal.» Er rang sich ein Grinsen ab. «Es gibt Wichtigeres im Leben als ein paar alte Steine.» Er griff nach den Zügeln seines Pferdes. Dann hielt er inne und trat auf Frederi zu. «Also», sagte er.
    Frederi kaute auf seiner Unterlippe herum. «Ja. Also, dann…», sagte er.
    Einen Moment lang standen sie sich so gegenüber, und dann schlang Frederi plötzlich seine Arme um Rouland und drückte ihn an sich. «Pass auf dich auf», murmelte er. «Bitte.»
    Rouland blinzelte. «Du aber auch auf dich», sagte er mit belegter Stimme.
    Sie ließen einander los, und Rouland schwang sich aufs Pferd. Er blickte wieder zum Karren hinüber, wo Arnac sich erst von Victor und dann von Cristino verabschiedete. «Wir müssen los», sagte er auffordernd.
    «Ja. Los geht’s!», rief Sébastien erfreut und kletterte in den Sattel.
    «He», sagte Arnac schwach. «Was hast du denn vor?»
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    «Was ich vorhabe? Ich komme mit, was denn sonst!»
    «Du bist ja wohl verrückt! Hast du überhaupt eine Vorstellung von dem, was auf uns zukommen wird? Die werden uns jagen, Sébastien. Wir werden uns im Wald verstecken müssen wie die Räuber, und wenn wir nur ein kleines bisschen Pech haben, hängen wir vor Ende des Jahres an einem Galgen! Und wenn du mit uns kommst, wird es dir nicht besser ergehen!»
    «Na und?» Sébastien lachte. «Was sind denn meine Alternativen?
    Ich bin nichts und

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