Die Kinder des Teufels (German Edition)
keinen Fall», widersprach Volkhardt. «Faltermayers Knechte könnten dich erwarten.»
«Das Risiko muss ich eingehen.»
«Nein, musst du nicht. Ich gehe.»
Sie seufzte. «Du weißt nicht, was ich benötige und wo es zu finden ist. Es ist besser, wenn ich gehe. In der Zwischenzeit musst du das Fieber bekämpfen.»
Und zwar so, wie es ihre Amme Babette immer gemacht hatte, wenn eins ihrer Pflegekinder krank wurde – mit kühlenden Wickeln.
Nur ungern stimmte er ihr zu. Doch ganz ohne Schutz wollte er sie nicht gehen lassen.
«Wilhelm, Georg, Adam. Begleitet sie.»
«Aber wir sind doch gerade erst zurückgekommen.»
«Keine Widerrede. Je schneller ihr geht, desto früher seid ihr wieder da. Und nehmt eure Waffen mit.»
Müde erhoben sich die drei.
Kathi nahm einen Lumpen, der neben Barbara lag, und reichte ihn Volkhardt.
«Besorge frischen Schnee und erhitze ihn in einem Topf. Das Wasser darf nicht heiß, aber auch nicht zu kühl sein. Dann tauche diesen Lumpen hinein, wickel ihn ihr um die Waden und darüber einen trockenen Wickel. Kriegst du das hin?»
Volkhardt schaute unschlüssig, kratzte sich am Hinterkopf.
«Ja, ich glaube schon.»
«Gut, ich bin bald wieder zurück.»
Bevor sie ging, hastete sie zu Michael, schaute, ob es ihm gutging und er noch schlief. Das tat er, tief und zufrieden. Sie küsste ihn auf die Stirn.
Ein Mädchen trat an ihre Seite.
«Soll ich auf dein Kind aufpassen, solange du fort bist? Ich kann das, wirklich. Früher hatte ich auch mal ein Brüderchen.»
In diesem Moment wusste Kathi nicht, wie ihr geschah. Hilfe und Mitgefühl waren immer dort zu finden, wo man es nicht erwartete.
«Das ist sehr nett von dir. Du darfst ihn auch in den Arm nehmen, wenn du magst.»
Die Freude war ihr ins Gesicht geschrieben. Sie setzte sich neben Michael und begann leise ein Kinderlied zu summen.
Kathi hingegen hatte einen gefährlichen Gang vor sich. Wenn die Apotheke bewacht wurde, liefen sie geradewegs in eine Falle.
Sie schaute sich um, konzentrierte sich darauf, was sie alles mitnehmen musste. Ihr Blick verfing sich in den Gesichtern der Kinder. Husten, Fieber, Entzündungen, Verletzungen und dergleichen mehr. Sie würde einen Korb und zwei starke Hände brauchen, um all die Kräuter, Verbände, Salben und Tinkturen zu schleppen. Für eine fachkundige Apothekerin gab es hier einiges zu tun.
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18
Das Mädchen mit der Teufelspuppe hatte Antonius bis vor die Schmiede geführt, einem von Ruß und Schmutz geschwärzten Fachwerkhaus mit zwei großen Fensterläden an der Seite, um Licht und Frischluft hereinzulassen. Das Eingangstor stand einen Spalt offen, die Feuerstelle und der Amboss waren zu sehen, daneben ein Mann und ein Junge, die ein Stück Metall bearbeiteten. Die lauten Hammerschläge drangen bis auf die Straße.
«Otto», rief sie gegen die Hammerschläge an und zeigte mit dem Finger auf die Tür.
Antonius beugte sich zu ihr hinab.
«Hier wohnt der Junge, der beobachtet hat, wie der Teufel vom Himmel gefallen ist?»
Sie nickte. «Otto.»
«Danke, mein Kind. Nun geh wieder nach Hause. Ich sage den Klosterschwestern, dass sie dich abholen sollen. Einverstanden?» Wieder nickte sie wie geistesabwesend, drehte sich um und lief zurück ans Bett ihrer sterbenden Mutter.
Armes Ding. Entweder hatte ihr der Herr nicht viel Verstand mitgegeben, da sie so wenig sprach, oder ihr waren die Worte im Angesicht des nahen Todes ihrer Mutter abhandengekommen. In beiden Fällen würde sie es bei den Schwestern besser haben, ihre Stimme und ihren Verstand im Gebet wiederfinden und ihrer Seele ein neues Zuhause geben.
Antonius schob das Tor ein Stück auf. Ein Schwall rauchgeschwängerter, warmer Luft hüllte ihn ein. Wäre der Krach und der Geruch von heißem Metall nicht gewesen, hätte es durchaus eine angenehme Erfahrung sein können, von der Kälte in die Wärme zu kommen. So aber musste sich Antonius beide Ohren zuhalten.
Der Mann und der Junge ließen ihre Hämmer im schnellen Wechsel auf dem rot glühenden Eisenstab tanzen, Ding-Dong-Ding-Dong, plätteten ihn so zu einer Speerspitze. Kleiner Hammer, großer Hammer. Immer wieder, bis das Eisen die formbare Temperatur verloren hatte und mit einem Zischen in einem Wassertrog verschwand.
Die Chance wollte Antonius nutzen.
«Verzeiht, Meister Schmied. Ich hätte gerne Otto gesprochen.»
«Was wollt Ihr von ihm?», fragte der Schmied.
Das Misstrauen in seiner Stimme überwog die Neugier, wer der fremde Mönch
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