Die Kinder des Teufels (German Edition)
sie haben es nicht getan. Ihre Verschwiegenheit hat unserem Herrn und Erlöser das Leben gerettet.»
Jetzt verstand Otto. Er nickte, dachte aber auch nach. Was meinte der Mönch damit, und vor allem schien er sich zu fragen: Wen meinte er damit?
«Nun, denn», sagte Antonius und machte sich auf den Weg, «ich habe dich schon zu lange aufgehalten. Dein Meister erwartet dich.» Doch er drehte sich noch einmal um. «Verschwiegenheit hat aber auch einen Nachteil. Wenn ein Freund in Gefahr ist, kann er nicht gerettet werden. So wie deine Freundin …»
Die Worte hinterließen Eindruck. Otto sah ihm lange nach, beobachtete, wohin er ging. Dann erst schloss er die Tür der Schmiede hinter sich.
Antonius wettete um ein Fass Wein, dass er den Funken gezündet hatte. Es sollte nicht lange dauern, bis der Junge aktiv würde. Und tatsächlich, kaum hatte die Kirchturmglocke zur vollen Stunde geschlagen, schlich er sich aus der Schmiede und hastete seinem Unglück entgegen. Antonius brauchte ihm nur zu folgen. Doch das war leichter gesagt als getan.
Der Weg führte durch enge Gassen, vorbei an den zahlreichen Wirtshäusern der Stadt, über ausgehöhlte Tierkadaver und auch an einem in sich gekrümmten Körper eines Kindes vorbei – in der Ecke sitzend, zu Eis erstarrt. Antonius lief weiter, keuchend seiner einzigen Spur zum Teufelskind hinterher.
Dann endlich, unten am Main, machte der Junge vor einer großen Hütte halt, die einer Scheune glich. Er öffnete das Tor und ging hinein. Antonius lehnte sich an eine Hauswand. Sein Herz raste. Für Verfolgungsjagden war er nicht zu gebrauchen, und schon gar nicht im Winter, wenn die frostige Luft wie Brennnesseln in den Lungen brannte. Er behielt das Tor der Scheune im Auge. Ein ekelhafter Gestank zog herüber. Wenn ihn nicht alles täuschte, war das eine Gerberei.
Es dauerte nicht lange, da öffnete sich das Tor erneut. Ein Mann hielt Otto am Kragen gepackt und schleuderte ihn zu Boden. Er redete auf ihn ein.
«Sag deiner nichtsnutzigen Freundin, dass sie sich nicht mehr hier sehen zu lassen braucht.»
«Aber, wo ist sie hin? Sie hat doch kein anderes Zuhause.»
«Der Teufel hat sie geholt, wie alle Wechselbälger. Und nun verschwinde, bevor ich dich im Main ersäufe.»
Der Mann ging in die Scheune zurück. Otto erhob sich und klopfte den Schnee von seiner Kleidung. Dann blickte er sich um. Er wirkte enttäuscht, verloren, nicht wissend, wo er suchen sollte.
Was würde er jetzt tun, fragte sich Antonius. In die Schmiede zurückkehren oder weitersuchen?
Otto setzte die Suche fort. Erneut ging es durch die Gassen.
Am Marktplatz lag eine verlassene Apotheke. Er suchte Zutritt über den Hintereingang.
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19
Mit Kerzen in den Händen bahnten sich Kathi und ihre drei Begleiter einen Weg durch die finstere Apotheke.
Wilhelm, Georg und Adam staunten nicht schlecht, was sie da in den Regalen sahen. Wertvolle Retorten, Waagen, Töpfe, Gläser und dergleichen mehr. Alles wie neu, unbeschädigt, aber nutzlos rumliegend.
«Auf dem Markt ist das ein Vermögen wert», sagte Wilhelm.
«Nur ein Narr würde es verkaufen», konterte Kathi. «Wer damit umzugehen weiß, macht ein Vermögen.»
Sie hielt die Kerze hoch, den Schubern entlang, suchte zu entziffern, was darauf geschrieben stand. Sie brauchte dringend etwas gegen Husten, Fieber und andere Erkältungskrankheiten. Thymian, Salbei, Lindenblüten, Weidenrinde waren ihre erste Wahl.
Sie winkte Georg mit dem Korb heran, stieg auf die Leiter. Mit beiden Händen griff sie in die Schuber, holte heraus, was sie zu fassen bekam, und legte es in den Korb.
«Du weißt wirklich damit umzugehen?», fragte Georg.
«Ja, sicher. Warum nicht?»
«Na ja», Georg zögerte, «du bist doch nur ein Mädchen.»
« Nur ein Mädchen?! »
Hätte sie keinen festen Stand auf der Sprosse gehabt, wäre sie vor Ärger gestürzt.
«Glaubst du, ein Mädchen kann keine heilenden Tees, Salben und Tinkturen herstellen?»
«Dafür musst du doch an einer Universität gewesen sein.»
Das stimmte, theoretisch. Aber war die heilige Hildegard an einer Universität gewesen? Nicht dass sie davon wusste. Außerdem, wozu gab es Bücher?
Kathi ging nicht weiter darauf ein und leerte die Schuber.
Ringelblume und Beinwell gegen Entzündungen und für die Säuberung von Wunden. Viele der Kinder hatten entzündete Stellen an Händen und Füßen.
Die Blätter der Arnikapflanze. Man musste vorsichtig mit ihr umgehen. Viele hatten sich schon
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