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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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nach, daß sie ihn verlassen hatte, das war klar. Aber er mochte sie nach wie vor. Er hatte die Trennung noch nicht überwunden, noch nicht ganz jedenfalls. Ein Teil von ihm wollte Melanie zurück. Er hätte sie gerne darum gebeten, aber das ließ sein Stolz nicht zu.
    Eifersucht stieg in Priest auf.
    Ich hasse dich, Michael Quercus.
Kapitel 4
    Judy wachte am frühen Dienstagmorgen auf und fragte sich, ob sie noch einen Job hatte.
    »Ich kündige«, hatte sie gestern gesagt. Aber da war sie wütend gewesen und frustriert. Heute war sie ganz anderer Meinung: Nein, sie wollte ihre Stelle beim FBI nicht aufgeben. Die Aussicht, Verbrecher in Zukunft nicht mehr fangen, sondern verteidigen zu müssen, deprimierte sie. Aber vielleicht hätte sie sich das früher überlegen müssen, und es gab kein Zurück mehr. Am Abend hatte sie Brian Kincaid noch eine persönliche Mitteilung auf den Schreibtisch gelegt.
    Ob er meine Entschuldigung akzeptiert? Oder wird er mich beim Wort nehmen und auf der Kündigung bestehen?
    Um 6 Uhr kam Bo nach Hause, und sie machte eine Schüssel pho warm, eine Nudelsuppe, die in Vietnam gerne zum Frühstück gegessen wird. Dann zog sie sich an. Sie wählte ihr raffiniertestes Outfit – ein dunkelblaues Armani-Kostüm mit kurzem Rock. An guten Tagen wirkte sie darin intelligent, souverän und obendrein auch noch sexy. Wenn ich schon gefeuert werde, dann will ich ihnen wenigstens zeigen, was ihnen in Zukunft fehlen wird.
    Auf der Fahrt zur Arbeit war sie vor Anspannung ganz verkrampft. Sie parkte ihren Wagen in der Tiefgarage unter dem Federal Building, nahm den Fahrstuhl zur FBI-Etage und ging schnurstracks zum Büro des SAC.
    Brian Kincaid saß hinter dem großen Schreibtisch; er trug ein weißes Hemd und rote Hosenträger. Als Judy eintrat, blickte er auf und sagte kalt: »Guten Morgen.«
    »Mor …« Ihr Mund war trocken. Sie schluckte und fing noch einmal von vorn an. »Guten Morgen, Brian. Haben Sie meine Mitteilung erhalten?«
    »Ja, hab‘ ich.«
    Es lag auf der Hand, daß er es ihr nicht leichtmachen würde.
    Judy wußte nicht, was sie noch hätte sagen sollen. Also sah sie ihn einfach an und wartete.
    Endlich sagte Kincaid: »Ihre Entschuldigung ist angenommen.«
    Ihr wurde ganz schwach vor Erleichterung. »Ich danke Ihnen.«
    »Sie können jetzt Ihre persönlichen Unterlagen in Ihr neues Büro bringen.«
    »Okay.« Es gibt Schlimmeres, dachte sie. Einige Kollegen im Dezernat für Inlandsterrorismus mochte sie ganz gerne. Allmählich entspannte sie sich.
    »Fangen Sie sofort mit den Kindern von Eden an. Wir können beim Gouverneur nicht mit leeren Händen dastehen.«
    Judy war überrascht. »Sie sprechen mit dem Gouverneur?«
    »Mit seinem Kabinettssekretär.« Kincaid konsultierte einen Zettel, der vor ihm lag. »Einem gewissen Mr. Albert Honeymoon.«
    »Von dem habe ich schon gehört.« Honeymoon galt als die rechte Hand des Gouverneurs. Judy registrierte, daß man dem Fall inzwischen mehr Gewicht beimaß.
    »Ich erwarte morgen abend Ihren Bericht.«
    Das ließ ihr nicht viel Zeit für weitere Ermittlungen, zumal sie bislang kaum etwas in der Hand hatte. Morgen war Mittwoch. »Das Ultimatum läuft erst am Freitag aus.«
    »Aber die Besprechung mit Honeymoon ist am Donnerstag.«
    »Sie bekommen von mir konkrete Fakten, die Sie ihm geben können.«
    »Das können Sie selber tun. Mr. Honeymoon besteht darauf, die Person kennenzulernen, die – wie er sich ausdrückt – unmittelbar an der Front steht. Man erwartet uns Punkt zwölf Uhr mittags im Amtssitz des Gouverneurs in Sacramento.«
    »Wow! Geht in Ordnung.«
    »Sonst noch Fragen?«
    Judy schüttelte den Kopf. »Ich mache mich sofort an die Arbeit.«
    Als sie das Büro verließ, war Judy hocherfreut, daß sie ihrenJob wiederhatte. Was ihr dagegen gar nicht paßte, war der Termin : in Sacramento. Es war kaum damit zu rechnen, daß sie innerhalb der nächsten beiden Tage die Hintermänner der Erdbebendrohung dingfest machen konnte – also würde sie praktisch mit leeren Händen dastehen.
    Sie räumte ihren Schreibtisch im Dezernat für Asiatische Bandenkriminalität und trug ihre Sachen durch den Flur zur Abteilung für Inlandsterrorismus. Ihr neuer Vorgesetzter, Matt Peters, wies ihr einen Schreibtisch zu. Die neuen Kollegen waren ihr alle persönlich bekannt. Man gratulierte ihr zu ihrem Erfolg im Verfahren gegen die Fung-Brüder – allerdings nur in gedämpftem Ton, denn natürlich wußte jeder, daß sie und Kincaid gestern

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