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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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erwiderte er, es gebe auf dem Weingut eine Schule für die Kinder der Landarbeiter.
    Priests Antworten stellten den Hilfssheriff offenbar zufrieden. Flower mußte eine Erklärung unterschreiben, in der sie versprach, in genau vier Wochen um zehn Uhr vormittags zur Gerichtsverhandlung zu erscheinen. Auf den Hinweis des Polizisten, daß ein Elternteil gegenzeichnen müsse, setzte auch Star ihre Unterschrift auf das Papier. Eine Kaution wurde nicht verlangt. Nach einer knappen Stunde war alles vorbei.
    Vor der Tür zum Büro des Sheriffs sagte Priest zu seiner Tochter: »Du bist deshalb kein schlechter Mensch, Flower. Du hast Blödsinn gemacht, aber wir haben dich genauso lieb wie eh und je, vergiß das nicht. Zu Hause reden wir alle noch einmal über die Sache.«
    Sie fuhren zurück zum Weingut. In den vergangenen Stunden hatte Priest ausschließlich an seine Tochter und deren Befinden denken können. Nun, da er sie wohlbehalten wieder bei sich hatte, machte er sich über die weiteren Folgen ihrer Festnahme Gedanken. Noch nie hatten die Kommunarden die Aufmerksamkeit der Polizei erregt, und da sie Privateigentum ablehnten, war Diebstahl ein unbekanntes Delikt. Hie und da kam es zu einer Schlägerei, doch damit wurden sie alleine fertig. Todesfälle hatte es in ihrem Kreis noch keine gegeben, und ein Telefon, mit dem man die Polizei hätte benachrichtigen können, besaßen sie erst, seit Melanie bei ihnen lebte. Vom Drogenkonsum abgesehen – bei dem sie sich aber ausgesprochen diskret verhielten – gab es bei ihnen keine Gesetzesverstöße.
    Nun aber war ihr Flecken mit einem Schlag polizeibekannt geworden.
    Und das zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Jetzt galt es, extreme Vorsicht walten zu lassen; das war das einzige, was sie in dieser Situation tun konnten. Priest beschloß, Flower keinen Vorwurf zu machen. Er selbst war in ihrem Alter schon seit drei Jahren ein professioneller Dieb gewesen und hatte bereits mehrere Festnahmen hinter sich. Wenn einer elterliches Verständnis für Flower aufbringen mußte, dann er.
    Priest stellte das Autoradio an. Zur vollen Stunde wurden Nachrichten gesendet. Erst die letzte Meldung bezog sich auf die Erdbebendrohung: »Gouverneur Mike Robson trifft sich heute vormittag mit Vertretern des FBI zu einem Gespräch über die terroristische Vereinigung ›Die Kinder von Eden‹, die damit gedroht hat, ein Erdbeben auszulösen«, verkündete der Nachrichtensprecher. »Das FBI teilte mit, daß Drohungen aller Art sehr ernst genommen würden, wollte jedoch vor dem Treffen keinen weiteren Kommentar geben.«
    Priest zog daraus den Schluß, daß sich der Gouverneur nach der Konferenz mit dem FBI äußern würde, und bedauerte, daß der genaue Zeitpunkt dafür nicht bekanntgegeben wurde.Am späten Vormittag waren sie wieder zu Hause. Melanies Wagen fehlte auf der Lichtung: Sie war mit Dusty unterwegs nach Sani Francisco; er sollte das Wochenende bei seinem Vater verbringen.
    In der Siedlung herrschte gedämpfte Stimmung. Die meisten Kommunarden waren beim Unkrautjäten im Weinberg, doch Priest hörte niemanden dabei singen oder lachen, wie er es gewohnt war. Holly, die Mutter seiner Söhne Ringo und Smiler, briet vor dem Küchenhaus mit verbissenem Gesicht Zwiebeln, während Slow, der immer sehr schnell reagierte, wenn etwas nicht stimmte, mit verschreckter Miene
    Frühkartoffeln aus dem Gemüsegarten putzte. Selbst Oaktree, der Zimmermann, wirkte ungewöhnlich still. Er stand an seiner Werkbank und sägte ein Brett zurecht.
    Kaum hatten die Kommunarden gesehen, daß Priest und Star mit Flower zurückgekehrt waren, stellten sie auch schon ihre jeweilige Tätigkeit ein und gingen zum Tempel. Dort trafen sie sich immer, wenn es Probleme gab, die besprochen werden mußten.Kleinere Angelegenheiten konnten bis zum Abend warten, aber der vorliegende Fall war so wichtig, daß er keine Verschiebung duldete.
    Priest und seine Familie wurden jedoch auf dem Weg zum Tempel von Dale, Poem und deren Tochter Pearl aufgehalten.
    Dale war ein kleiner Mann mit gepflegtem, kurzem Haar und der Bürgerlichste in ihrer Gemeinschaft. Weil er ein erfahrener Winzer war und das Verschneiden der jährlichen Weinlese in seine Verantwortung fiel, hatte er eine Schlüsselrolle inne. Priest allerdings beschlich mitunter das Gefühl, Dale sähe in der Kommune nichts anderes als ein x-beliebiges Dorf. Er und Poem waren die ersten gewesen, die sich eine eigene Familienhütte gebaut hatten. Poem mit ihrer dunklen Haut und

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