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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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zuteil,
Laut wird der Stein schreien, wenn du darüber schreitest,
Und dich zum Herrn des verborgenen Landes erheben.«
    »Das klingt eher wie ein schöner Traum«, sagte Hagen, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten. »Und wo soll dieses Wunderland liegen?«
    »Aber ich dachte, du führst uns dorthin!« Die Stimme des Jungen klang erschrocken, fast ein wenig gekränkt.
    »Ich? Wieso?«
    »Aber …« Erc verstummte.
    »Wir haben alle gedacht, Cúchullin«, übernahm Laeg das Wort, »weil du sozusagen aus dem Nichts gekommen bist und den Hund des Königs besiegt hast …«
    »… und weil du uns beim Hurling zum Sieg über Fergus uns die Krieger verholfen hast …«, warf Conall ein.
    »… und den Geist der Macha bezwungen und den Speer aus dem Grab geholt hast und mit den Geistern am Weg Zwiesprache hältst …«
    »… du seist einer von ihnen«, vollendeten sie alle.
    »D-d-den Sidhe«, ergänzte Cuscrid.
    »Und du würdest uns jetzt zu ihnen führen«, schloss Erc lahm. »Ins Land der Jugend.«
    Hagen starrte sie an. Mit allem hatte er gerechnet, nur damit nicht. Dass ausgerechnet er, den es in die Anderswelt verschlagen hatte, nun von deren Bewohnern als Teil ihres eigenen magischen Erbes gehalten wurde, das sie einst besessen und im Laufe der Zeit verloren hatten.
    Er konnte die Gesichter ringsum in der Dunkelheit nicht erkennen; sie waren nicht mehr als hellere Flecken vor den dunkleren Schemen des Waldes. Aber er sah die wilde Hoffnung darin und wusste, dass er seine Freunde nicht enttäuschen durfte. Doch belügen wollte er sie auch nicht. Aber er musste ihnen ja nicht unbedingt die ganze Wahrheit sagen.
    »Hört mir zu«, sagte er dann. »Ich komme aus einer Welt, in der es keine Magie gibt – oder so wenig, dass die Menschen nicht daran glauben. Aber ich habe die Götter gesehen und mit ihnen gesprochen, und dabei habe ich erkannt, dass sie auch von denselben Gefühlen geleitet werden wie wir: Liebe und Hass, Neid und Zorn, Schuld und Vergebung. Sie mögen die Macht von Naturgewalten haben, aber im Innern sind sie wie wir. Ich bin nur ein Mensch, einer von euch. Ich bin in diese Welt gekommen, weil ich ein Mädchen beschützen wollte … an dem mir viel liegt.« Erst jetzt, als er es aussprach, wurde es ihm klar. »Sie ist in der Gewalt von Ungeheuern, und ich sage euch«, er beugte sich vor, »wenn wir klug sind und mutig, dann können wir sie befreien.«
    »Ganz ohne Magie?« Ercs Stimme klang zaghaft.
    »Ganz ohne Magie! Mit Köpfchen und mit unseren eigenen Fähigkeiten. Wenn wir alle zusammenhalten, dann schaffen wir’s. Bist du dabei?«
    »Ja!« Ercs Augen glänzten im Dunkeln.
    »Und ihr anderen?«
    »Ja! Ja!«, kam es von überallher.
    »Und ich habe das Gefühl, Erc Mac Felimid«, fügte Hagen hinzu, »du wirst noch mehr Magie sehen, als dir lieb ist, ehe dieses Abenteuer zu Ende ist.«
    Doch als die anderen schon schliefen, lag Hagen noch lange wach. Habe ich das richtig gemacht, fragte er sich. Wenn ich diese Jungs mit denen aus meiner Straße vergleiche, so sind das noch richtige Kinder. Mache ich ihnen nicht was vor?
    Aber er hatte sich geschworen, sich nie wieder vor den Karren eines anderen spannen zu lassen, ob Mensch oder Gott, und wenn er dabei Fehler machte, so würde er die Konsequenzen tragen.
    Er hätte mit sich sehr zufrieden sein können. Wenn da nicht das Echo in seinem Hinterkopf gewesen wäre, das ihn nicht schlafen ließ.
    Du wirst nicht finden, was du suchst.
    Sie ist nicht dort.
    Der Morgen dämmerte bleiern und schwer herauf, und nach einem kurzen Frühstück, bestehend aus zähem Brot und getrocknetem Fleisch, die mühsam mit Wasser aus einem nahen Bach heruntergespült wurden, ging es weiter. Nachdem sie die Wälder hinter sich gelassen hatten, kamen sie an einen Fluss, doch sie fanden zunächst keine Stelle, wo sie ihn überqueren konnten. Hagen hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, welches Hindernis für die Fortbewegung ein Fluss darstellen konnte, sofern es keine Brücken gab.
    »Warum bauen wir nicht das Boot zusammen?«, meinte er mit einem Blick auf die Ladung von Häuten und Stangen, die sie mit sich führten. Laeg hatte ihm zwar erklärt, dass dies der ›Currach‹ seines Vaters sei, aber er konnte sich immer noch nicht so recht vorstellen, wie man daraus ein Boot machen konnte.
    »Weil das nur einmal geht«, erklärte ihm Laeg geduldig. »Wenn wir mit dem Boot übersetzen, müssten wir es danach in einem Stück über Land transportieren, und das würde

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