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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Siggi. »Im Traum, meine ich. Wir müssen sie suchen. Aber erst müssen wir nach Norden, zum König, und dafür sorgen, dass sich hier in diesem Land was ändert. Du kommst doch mit, nicht wahr?«
    Hagen spürte, wie eine Kälte in ihm aufstieg, die nicht allein von dem eisigen Wasser herrührte, das seine Füße umspülte.
    »Ich kann euch nicht vorbeilassen«, sagte er. »Es tut mir Leid, aber solange ich hier bin, werdet ihr diese Furt nicht überschreiten.«
    Siggi glaubte nicht richtig gehört zu haben. »Sag das noch mal!«
    »Es tut mir Leid«, sagte Hagen geduldig, als spräche er mit einem Kind, »aber …«
    »Ja, ich hab dich verstanden! Aber wieso?«
    Hagen wies mit einer Kopfbewegung auf den Helm, den Siggi in der Hand hielt. »Das ist Fergus’ Helm, nicht wahr? Ich meine, er gehörte einem dicken, rothaarigen Kerl mit mehr Mut als Verstand?«
    »Ja, das ist wohl wahr.« Siggi wusste nicht, worauf dies hinauslaufen sollte.
    »Und was ist aus ihm geworden? Hat die Erde ihn verschlungen?«
    Siggi hatte plötzlich das Bild vor Augen, wie der Träger eben dieses Helms in die mit nadelspitzen Pfählen bestückte Grube stürzte. »So könnte man es ausdrücken«, meinte er.
    »Verstehst du«, versuchte ihm Hagen zu erklären, »ich habe einen Eid geschworen. Und wenn ich den breche, dann werden schreckliche Dinge geschehen. Vielleicht wird der Himmel auf mich hernieder fallen – ich weiß es nicht. Aber es wird nicht ungestraft bleiben.
    Außerdem – ich bin der Held von Ulad, jetzt, da Fergus tot ist. Ich kann mich dieser Verantwortung nicht einfach entziehen. Und ich habe Freunde hier; sie schauen zu mir auf …«
    »Glaubst du, ich nicht?« Siggi schrie es fast. »Guck sie dir doch an, dieses halb verhungerte Volk! Soll ich die wieder nach Hause schicken?«
    »Hör mal«, sagte Hagen, wir beide gehören nicht hierher. Ich finde, wir sollten zusehen, dass wir Gunhild finden und von hier wegkommen. Nach Hause.«
    Siggi war nicht überzeugt.
    »Lass mich mit meinen Leuten reden«, sagte er.
    Er wandte sich um und ging durch das flache Wasser den Uferrand hinauf. Oisín und die anderen sahen ihm gespannt entgegen.
    »Was ist nun?«, fragte Oscar ungeduldig.
    »Er ist ein Freund von mir«, erklärte Siggi. »Ich kann nicht gegen ihn kämpfen. Aber er will uns auch nicht den Weg freigeben.«
    »Ein Freund von dir?« Oisín war zurückgewichen. »Er ist einer von Ulad. Seine Sprache verrät ihn doch.«
    »Er ist ebenso wenig einer von Erin wie ich. Wir kommen beide aus einer anderen Welt. Und wir wollen nichts als dorthin zurück.«
    »Und was ist mit Goll Mac Morna? Er ist tot!«
    »Das war … ein Versehen.«
    Oisín schnaubte. »Dieser Kerl will doch nur Zeit gewinnen«, sagte er. »Glaubst du, die Truppe von Kriegern, die wir niedergemacht haben, sei die einzige? Früher oder später werden die anderen zurückkehren, und wenn sie uns hier auf dem offenen Land zu packen kriegen, dann ist alles zu spät. Nein, dann müssen wir in Teltin sein, da werden sie sich blutige Köpfe holen. Wir können nicht hier herumsitzen und warten, bis es deinem Freund beliebt.«
    »Aber ich kann nicht«, sagte Siggi.
    Oisín wandte sich ab. »Gehen wir«, sagte er. »Es hat keinen Zweck. Schlagen wir uns in die Wälder. Es war alles nur ein schöner Traum.«
    Oscar warf seinen Speer auf den Boden. »Und du hast gesagt: ›Einer für alle, alle für einen.‹ Das Gesetz der Fianna. Alles nur Gerede.« Der Blick in seinen Augen brach Siggi das Herz.
    Siggi setzte seinen Helm auf und zog sein Schwert.
    »Ich werde kämpfen.«
    Er wandte sich um, ohne einen von den anderen anzusehen. Über den knirschenden Kies des Ufers ging er zum Fluss hinab. Hagen stand immer noch dort, wo er zuvor gestanden hatte. Die Leiche Golls, vom Wasser umspült, begann bereits zu erstarren.
    »Mach den Weg frei«, sagte Siggi. »Bitte!«
    Statt einer Antwort stülpte Hagen sich den gehörnten Helm über den Kopf.
    Sie umkreisten einander vorsichtig wie zwei Schlangen, von denen keine den ersten Biss wagen will. Dann schlug Hagen mit dem Schild nach Siggi. Dieser erkannte zu spät, dass auch der Schild eine Angriffswaffe darstellte, und taumelte zurück. Hagen setzte nicht nach. Stattdessen wartete er, bis Siggi sich wieder aufgerappelt hatte und triefend nass vor ihm stand.
    »Können wir nicht vielleicht nur so tun, als ob?«, zischte Hagen zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Kämpfen, meine ich …?« Sein Blick ging zu dem Toten, der im Wasser

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