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Die Kinderhexe

Die Kinderhexe

Titel: Die Kinderhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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erklären.
    Sie eilte zur Tür hinaus und schlug sie hinter sich zu. Anna polterte weiter. Der Stuhl fiel um, die Schüssel knallte gegen die Wand. Ihr Geschrei drang bis auf den Gang hinaus. Mit wehendem Rock kam Gertrud auf sie zu.
    «Was ist passiert?», fragte sie.
    Doch Kathi konnte und wollte ihr nicht antworten. Hastig bedankte sie sich für ihre Hilfe und lief die Treppen hinunter. Erst im weiten Innenhof kam sie zur Ruhe. Sie atmete schwer, Schweiß rann ihr über die Stirn.
    An den beiden Brunnen spielten noch immer die Kinder Versteck, andere sprangen Bock und schlugen Reifen. Ein Junge kam auf sie zu. «Bist du neu hier?»
    Kathi schüttelte den Kopf.
    «Bist du aus dem Kinderhaus herübergekommen?»
    Sie schaute auf. «Kinderhaus?»
    «Ja», antwortete er. «Georg und Kilian sind auch hier.» Er zeigte zu einem Brunnen. «Dort drüben sind sie.»
    Das war die Gelegenheit, sagte sie sich. «Kann ich mit ihnen sprechen?»
    Der Junge sah sie verdutzt an. «Ja, wieso nicht?»
    Dann steckte er beide Zeigefinger in den Mund und stieß einen lauten Pfiff aus. Die Kinder hoben die Köpfe. Er rief die beiden Namen und winkte Georg und Kilian heran. Wie zwei übermütige Welpen kamen sie angerannt.
    «Dieses Mädchen will euch was fragen», sagte er.
    «Ihr seid aus dem Kinderhaus?»
    Die beiden nickten.
    «Dann kennt ihr doch bestimmt Anna, die …»
    «… mit der Hexe Babette zum Schalksberg ausgefahren ist und den Teufel gesehen hat?», unterbrach einer.
    «Klar kennen wir die», sagte der andere. «Sie ist oben unter dem Dach und lässt es sich gutgehen.»
    «Wieso gutgehen?», fragte Kathi.
    «Essen, Trinken und Schwestern und Doktoren, die sich um sie kümmern. Ich wünschte, ich wär auch so krank wie sie. Dann bräuchte ich nicht zu hungern.»
    «Geht es euch im Kinderhaus denn so schlecht?»
    Die beiden schauten sie fragend an. «Du hast wohl noch Vater und Mutter, die sich um dich kümmern. Ansonsten würdest du nicht so dumme Frage stellen.»
    Sie bejahte, auch wenn die beiden keine Ahnung hatten, wie es war, unter der Fuchtel von Apotheker Grein und Vikar Ludwig zu leben. Vom Verschwinden ihres Vaters Heinrich und den niederträchtigen Gerüchten über ihn ganz zu schweigen.
    «Ist euch die Frau des Stadtrats Dornbusch, Felicitas, bekannt?»
    Die seltsamen Fragen begannen die beiden zu langweilen. Wusste das Mädchen denn überhaupt nichts?
    «Sie kommt jeden Tag ins Kinderhaus, arbeitet und hilft, als ob sie das nötig hätte. So eine reiche und gute Frau.»
    «Anna kennt sie demnach auch.»
    Sie lächelten zweideutig. «Und wie sie die kennt. Sie hat sich doch Hoffnungen gemacht, dass die Dornbusch sie zu sich nimmt.»
    Das war also die Verbindung zwischen den beiden. «Aber dazu kam es nicht …»
    «Das Geschrei war groß, als die Dornbusch es ihr sagte. Sie wollte sich stattdessen an ein Kloster wenden und nach einem Findelkind fragen. Drüben, im Reuererkloster, soll es eine ganze Menge von den Bälgern geben.»
    Nun wurde einiges klar. Kathi verstand, warum die Dornbuschs in der Reuererkirche gewesen waren und warum Anna Felicitas hasste.
    Aber eine Frage blieb offen. Wie hatte Anna so schnell von ihrem Ausflug auf den Schalksberg hören können, und wie kam sie darauf, dass Felicitas die Buhlschaft des Teufels war?
    «Wie habt ihr von Annas Ausflug auf den Schalksberg erfahren?»
    «Weil wir ihr davon erzählt haben», antwortete einer, doch der andere widersprach ihm. «Nein, wir haben nicht gesagt, dass Anna auf dem Schalksberg war, sondern dass es diese zwei Mädchen waren, die heute Morgen in der Kanzlei aufgetaucht sind. Erst danach ist Anna zum Hexenkommissar gelaufen und hat ihm gestanden, dass sie auch dabei war.»
    Kathi verstand nun gar nichts mehr. Wie kamen die beiden dazu, ihre Geschichte vom Schalksberg ins Kinderhaus zu tragen?
    «Wir helfen den Folterknechten dabei, die Kerker mit frischem Stroh zu versorgen. Kaum hatten wir damit angefangen, kam der Malefizschreiber auch schon kreidebleich herunter und erzählte, was oben in der Schreibstube vorgefallen war.»
    Der Kreis schloss sich. Die Kinder hatten ihre Augen und Ohren überall. Sogar in den Kerkern.

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    17
    Niemand außer Vikar Ludwig und Bruder Christophorus wusste, dass in einer leerstehenden Kammer des Klosters Neumünster das Mädchen Grit untergebracht war.
    Christophorus war als Bruder Portarius, der das Amt des Pförtners innehatte, für das Eingangstor verantwortlich, und als Ludwig mit dem

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