Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

an der Ampel stehen. Erstens sollen sie Erwachsenen nicht einfach alles nachmachen, und zweitens lernen sie, dass derjenige, der sich nicht an alle Regeln hält, oft schneller da ist. Ramona und ich haben keine Kinder, aber Otto Rehhagel oder Jürgen Klopp waren früher auch keine überragenden Spieler und sind jetzt trotzdem super Trainer, das heißt, man kann auch ohne eigene Praxis Ahnung haben.
    Jedenfalls sollte ich neulich auf Felix aufpassen. Felix ist fünf und das Patenkind meiner Freundin Ramona. Sie schien schon nach kurzer Zeit mit dem Kleinen überfordert zu sein, und auch ich muss sagen, es schlaucht ganz schön, zwei Stunden auf einem Kinderzimmerteppich herumzukriechen. Wenn man über dreißig ist und nicht gerade Fliesenleger, dann tun einem danach die Knie weh. Felix ist im Prinzip kein Fall für Wuthöhle und Stille Treppe. Er ist eher normal. Aber auf meine Spiel-Vorschläge Räuber und Gendarm bzw. World of Warcraft wollte er partout nicht eingehen. Stattdessen sollte ich seinen Stofftier-Löwen Pumba synchronisieren. »Du bist jetzt mal der Pumba!«, hieß es. Kinder sind ja heute von klein auf Berieselung gewöhnt, die haben keine Lust mehr, sich selbst was auszudenken. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte, weder als Löwe noch als Rainer, denn reden, im Sinne einer echten Unterhaltung, kann man mit einem Fünfjährigen ja nicht.
    In einem Zeitungsartikel stand neulich, dass Hausschweine die Intelligenz eines fünfjährigen Kindes haben. Das gilt dann ja wohl auch umgekehrt. Paare, die Nachwuchs wollen, müssen sich klarmachen: Ein fünfjähriges Kind ist vom Grips her auf dem Level eines Schweins. Nicht mehr und nicht weniger. Deswegen sind Kinder für die meisten Männer wie Salat beim Essen oder Vorspiel beim Sex. Die Grundhaltung ist: Kann, muss nicht.
    Wir haben dann Tierkindermemory gespielt, und Felix hat geschummelt. Ich weiß nicht wie, aber es kann ja nicht sein, dass ein Fünfjähriger fehlerlos alle Karten richtig umdreht, während ich vier Mal danebenliege, weil ich mir das Häschen nicht merken kann. Jemand auf dem geistigen Level eines Hausschweins lacht mich aus, weil ich mir das scheiß Häschen nicht merken kann. Das muss man sich mal vorstellen!
    Im zweiten Spiel bin ich am Rehkitz gescheitert, weil das Rehkitz von oben definitiv Ähnlichkeit mit dem Pony hat. Felix hat wieder seine Nummer abgezogen und das Kitz mit einem Griff richtig aufgedeckt, und da hab ich ihm in klaren Worten gesagt, dass man beim Spielen nicht betrügt! Wollte Felix nicht einsehen. Daraufhin hab ich seinen Pumba aus dem Fenster geworfen, denn, wie gesagt, ich bin gegen Vollkasko-Erziehung. Wer einen anderen bescheißt, muss es entweder so machen, dass es nicht auffällt, oder die Konsequenzen tragen. Der Löwe ist auf der Straße unter einen Laster gekommen. Da war das Geschrei bei Felix natürlich groß. Und anschließend auch bei seiner Mutter, und dann noch mal bei Ramona. In letzter Zeit waren wir in wenigen Punkten so einig wie in dem, dass das Thema Kinder bei uns noch Zeit hat. Das war eine echte Gemeinsamkeit, und so was ist ja immer gut in einer Partnerschaft.
    Was Felix betrifft: Wenn der Junge später kein Fahrradhelmspießer wird, sondern ein cooler Motorradtyp, wird er wohl nicht mehr wissen, wer ihn auf den rechten Weg gebracht hat. Mir wird er dann jedenfalls nicht danken, aber Undank bin ich als Mann ja gewohnt …

O Gott, ein dänischer Kniffelzettel! Weißt du noch?
    Das ist kein Kniffelzettel, das ist eine Kriegserklärung! Von deinen Freunden.
    Deinen Freunden! Dieses Pärchen waren deine Freunde!
    Wie auch immer! Pärchen sind eh die Totengräber eines jeden Paares
    Das kann man ja jetzt auch nicht verallgemeinern …
    Doch. Überleg mal, wie lange es dauert, bis ein Mann eine Frau gefunden hat, mit der er es halbwegs aushält. Wenn jetzt dieser Mann noch einen anderen Mann finden muss, der auch wieder eine Frau gefunden haben muss, die dann auch noch so ist, dass man beide gut findet … da findest du eher das Bernsteinzimmer.
    Ich glaube, du wirst sehr allein sein im Alter.
    Das wäre ja schon mal ein klarer Vorteil gegenüber all denen, die im Heim gemeinsam Bingo spielen müssen. Bingo ist nämlich wie Kniffeln ohne Würfel, und ich wette, deine dänischen Freunde werden echte Bingojunkies …
    Das waren deine Freunde!
    Ist ja jetzt auch egal … und guck mal, laut dem Zettel haben wir immerhin drei Runden gewonnen …

Die Sache mit dem Pärchenurlaub

    Die Liste