Die Klassefrau
es.
Schließlich ging sie zu Bett, und da sie in der Nacht zuvor kaum Schlaf gefunden hatte und an diesem Abend unbeschadet das Tal der Todesschatten durchschritten hatte, fiel es ihr nicht schwer, in den Schlaf zu gleiten. Doch gegen drei Uhr morgens wachte sie auf. Sie knipste ihre Nachttischlampe an, griff nach dem Telefonbuch und rief bei Pietros Pizza-Service an, der rund um die Uhr geöffnet hatte. Sie gab die Nummer ihrer Kreditkarte durch und bestellte ein Dutzend Primas, die zu Händen von Inspector Peter Drake geschickt werden sollten.
Lächelnd stellte sie das Telefon beiseite, schaltete die Lampe aus und kuschelte sich wieder ins Bett. Es war ein schönes Gefühl, Peter spüren zu können, obwohl er so weit weg war. Dieser dumme Mann, einfach nichts zu essen. Wie sollte er seinen Job machen, wenn er solchen Hunger hatte?
Eine Stunde später spürte sie seine Überraschung und Freude, als die Pizzen an das Sonderkommando der Mordkommission geliefert wurden. Sie lächelte, drückte ihr Kissen und wünschte sich, es wäre Peter.
Am Freitagmorgen wachte sie um fünf Uhr auf. Noch im Bett griff sie zum Telefon und wählte Peters Büronummer.
»Drake«, knurrte er mit heiserer Stimme.
»Atkinson«, gab sie zurück und genoss die Freude, die sie durchströmte, als sie seine Überraschung und Freude spürte. »Ich bin immer noch hier.«
»Liebes«, sagte er, »danke! Oh, und vielen Dank für die Pizzen. Sie waren toll. Woher wusstest du das?«
»Dein Magen hat geknurrt«, erwiderte Mallory schläfrig. »Wir sehen uns später, wann auch immer.«
»Worauf du dich verlassen kannst.«
Sie legte auf und ging duschen, obwohl sie erst vor ein paar Stunden geduscht hatte. Es gab da immer noch eine dunkle, besonders hartnäckige Energie, die es wegzuspülen galt. Nachdem sie ein kräftiges Frühstück zu sich genommen und Horace gefüttert hatte, als die Pflanzen gegossen und die Küche aufgeräumt waren, nahm sie auf dem Fußboden in ihrem Wohnzimmer ihre Meditationshaltung ein, um sich von dem Schrecken der letzten Nacht zu befreien und alle Verbindungen zu den Verwundeten, den von Trauer Geplagten und den Sterbenden zu kappen.
Sie brauchte gute zwei Stunden dafür. Es war sehr lange her, dass sie so viele Verbindungen geknüpft hatte. Sie war ein wenig aus der Übung. Dann fuhr sie zur Arbeit und beeilte sich, damit sie früh nach Hause konnte. Sie spürte Peters Erschöpfung und Niedergeschlagenheit den ganzen Tag über und übermittelte ihm zum Trost ihr unbegrenztes Vertrauen.
Um vier Uhr nachmittags war sie mit der Reparatur der Bremsen des Audi 5000 fertig, zog die Gummihandschuhe und den Overall aus und fuhr mit dem Mercedes zu Tower Records. Eine Stunde später war sie mit drei Frank-Sinatra-Alben und einer Tüte Lebensmittel wieder zu Hause.
Um sechs Uhr bereitet sie das Essen vor und deckte den Tisch im Esszimmer. Sie hatte zwar keine Kristallgläser, nicht einmal Stoffservietten, aber das würde Peter sicher nichts ausmachen.
Sie spürte ihn schon auf drei Meilen Entfernung und legte eine der Sinatra-Scheiben in den CD-Player. Ihre Haustür stand bereits offen, bevor er auch nur in ihre Straße einbog. Als er in die Einfahrt bog, stand sie auf der Vorderveranda, die Hände in die Hüften gestützt. Mit erschöpftem Gesicht stieg er langsam aus seinem BMW. Sie sah die Bartstoppeln und bemerkte, dass seinen blauen Augen die übliche Lebendigkeit fehlte.
»Das wird aber auch höchste Zeit«, sagte sie streng.
Immerhin verzog er leicht die Mundwinkel bei diesen Worten.
»Kommen Sie her, Mr. Drake«, forderte sie ihn auf.
Er schleppte sich über die Stufen der Veranda auf sie zu. Sie schloss ihn in ihre Arme und hielt ihn fest umschlungen, fand seinen Mund und hauchte ihm wieder Leben ein.
»Oh, Liebling!«, sagte er nur.
Als das Bedürfnis nach Sauerstoff übermächtig wurde, ließen sie voneinander ab.
»Kommen Sie herein, Mr. Drake«, sagte sie, »sonst denken die Nachbarn noch das Allerschlimmste von uns.«
»Wenn wir ins Haus gehen, denken sie noch viel schlimmere Dinge«, meinte Peter lakonisch.
»Sollen sie ruhig«, meinte Mallory.
Sie nahm seine Hand und zog ihn ins Haus. Er trat die Tür automatisch mit dem Absatz zu, wie er es auch in seiner Wohnung getan hatte, und sie lächelte. Eine schöne Geste, die sich richtig und vertraut anfühlte.
Sie zog ihm das Jackett aus, löste seine Krawatte und schob ihn auf die Couch.
»Setz dich«, befahl sie.
»Nur wenn du dich neben mich
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