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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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in beiläufigem Tonfall.
    Auch mit dieser Frage hat Hank offenbar gerechnet. »Da ist doch das Hellhound, diese Heavy-Metal-Disco«, antwortet er, wie aus der Tätowierpistole geschossen. »Klar war ich da schon mal – das ist aber schon vier Wochen her.«
    Dominic Wittig wirft seiner Kollegin erneut einen Blick zu. Wie glaubwürdig ist das, fragt er sich, dass sich ein Trinker spontan so genau erinnert, wo er vor einem Monat war?
    Aber der erfahrene Hauptkommissar hakt nicht sofort nach. Stattdessen stellt er Hank Burren ein paar Fragen zu seinen persönlichen Verhältnissen. Wie lange er schon im Holy House arbeite. Ob es ihm in New York oder in Berlin besser gefalle. Ob er in der Leisterstraße 13 allein oder mit jemandem zusammen lebe.
    Hank Burren beginnt sich sichtlich zu entspannen. Anscheinend glaubt er, dass er das Schlimmste überstanden hat und die Kriminalbeamten keinen Verdacht geschöpft haben. So kommt er erneut ins Erzählen. Seit einem Vierteljahr sei er mit einem deutschen Mädchen zusammen. »Sie heißt Lara Rossbach, sieht top aus, wir verstehen uns großartig!«, schwärmt er und gönnt sich erneut einen Schluck Kaffee.
    »Und wo wohnt Frau Rossbach?«, fragt Hauptkommissar Wittig.
    »Alesundstraße«, murmelt Hank Burren. Er wirkt nun wieder ziemlich geistesabwesend.
    »Bestimmt besuchen Sie Frau Rossbach doch auch öfter mal bei ihr zu Hause?«, erkundigt sich Beate Lückertz mit freundlichem Lächeln.
    »Na klar«, gibt der Amerikaner zurück. »Lara hat eine tolle Wohnung und vor allem viel mehr Platz als in meiner engen Bude.«
    Hauptkommissar Wittig beugt sich vor und sieht den Tätowierer durchdringend an. »Und wann haben Sie Lara Rossbach zuletzt besucht?«
    Hank Burren wird mit einem Mal blass. »Vorgestern«, bringt er hervor.
    »Dann erklären Sie uns mal, wie das zusammenpasst, Herr Burren«, hakt Wittig nach. »Eben noch haben Sie behauptet, dass Sie zuletzt vor einem Monat in Oberschöneweide waren! Dabei muss Ihnen doch klar sein, dass die Alesundstraße genauso wie das Hellhound in Oberschöneweide liegt – in unmittelbarer Nähe der Fundorte, an denen die Körperteile von Leon Feldgärtner entdeckt worden sind.«
    Der Amerikaner starrt in seine Kaffeetasse. »Kann schon sein«, nuschelt er in seinen Bart. »Aber an dem Tag, als Feldgärtner umgebracht worden ist, war ich nicht in Oberschöneweide. Das habe ich doch schon gesagt!«, bricht es aus ihm heraus.
    Er ballt seine Hände zu Fäusten. Die Adern an seinen Schläfen schwellen an, seine Augen funkeln mit einem Mal vor Wut.
    »Ich habe mit Feldgärtner ein paar Wodka am Innsbrucker Platz gekippt«, stößt er hervor. »Dann haben wir uns getrennt, und die Nacht habe ich in meinem Zimmer hier in Schöneberg verbracht! Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe!«
    Dominic Wittig schüttelt den Kopf. »Ihre Vernehmung ist hiermit beendet, Herr Burren«, antwortet er. »Aber in Ruhe lassen können wir Sie trotzdem noch nicht – ganz im Gegenteil. Sie haben uns angelogen und sich dadurch verdächtig gemacht. Gibt es denn jemanden, der bezeugen kann, dass Sie den Abend des 5. Juli und die folgende Nacht in Ihrem Zimmer in der Leisterstraße verbracht haben?«
    Hank Burren sackt auf seinem Stuhl in sich zusammen. »Nein, ich war die ganze Zeit allein«, murmelt er.
    »Dann haben Sie bestimmt nichts dagegen, dass wir Ihr Mobiltelefon mitnehmen und die Handydaten auswerten«, sagt Oberkommissarin Lückertz. »Wenn Sie im fraglichen Zeitraum tatsächlich nicht in Oberschöneweide waren, bekommen Sie von Ihrem Provider ein hieb- und stichfestes Alibi.«
    Hank Burren schaut noch einen Moment lang unentschlossen vor sich hin. Auch ihm muss klar sein, dass er im Grunde keine Wahl hat, denn sobald man ihn als Beschuldigten in dieser Angelegenheit führt, kann die Kriminalpolizei auch ohne seine Einwilligung die Daten seines Handys auswerten lassen, um festzustellen, wo er sich am 5. und 6. Juli aufgehalten hat.
    »Meinetwegen«, knurrt er schließlich, zieht sein Handy aus der Tasche und schiebt es über den Tisch zu Beate Lückertz.

    Mobiltelefone buchen sich immer bei den jeweils nächstgelegenen Sendestationen ein. Anhand dieser Daten, die beim Provider für einen gesetzlich vorgeschriebenen Zeitraum gespeichert werden, kann man ziemlich genau feststellen, wo sich eine bestimmte Person – oder jedenfalls das auf ihren Namen angemeldete Gerät – zu einem bestimmten Zeitpunkt befunden hat.
    Die Auswertung der Daten von Hank Burrens

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