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Die kleinen Freuden des Lebens

Die kleinen Freuden des Lebens

Titel: Die kleinen Freuden des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Maiwald
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besondere Geschmackserlebnis aus. Nun, das finde ich zufälligerweise nicht,
     denn sonst würde ja die ganze Welt Lamm mit Minzsoße essen und nicht bloß die Engländer. Ich bin gegen Kontraste und für ein
     friedliches Miteinander.
    Käsekuchen ohne Rosinen ist so zart, so hingebungsvoll. Beinahe schlummert man beim Essen ein. Käsekuchen ohne Rosinen ist,
     als würde man vom Geschmacksgott sanft gestreichelt. Käsekuchen mit Rosinen ist, als würde man vom Geschmacksgott poltrig
     lachend mit dem Ellbogen angeknufft.

Der Blick auf den Innenhof
    D as
    bedeutet zweierlei: Man hat einen Balkon. Und man hat 2 4-Stunden -Fernsehen.

Ein bisschen krank sein und verwöhnt werden
    K rankwerden ist am besten, wenn man so etwa zehn, zwölf Jahre alt ist. Ich hatte 1984 das Glück, während der gesamten Olympischen
     Winterspiele von Sarajevo mit Grippe im Bett zu liegen. Natürlich lag ich nicht im Bett, sondern im Wohnzimmer auf dem Sofa,
     und der Fernseher lief den ganzen Tag. Vor mir standen allerlei Süßigkeiten, deren Genuss ich mir mit dem Trinken von heißer
     Milch mit Honig verdienen konnte. Ich hatte ab dem späten Vormittag das Haus und die Süßigkeiten für mich allein und teilte
     alles mit Athleten aus aller Welt. Für jede westdeutsche Medaille, so hatte ich mir zunächst vorgenommen, gab es einen Riegel
     Kinderschokolade. Das ging mir aber zu zäh voran, und bald gemeindete ich die DDR in mein System ein. Als auch das nichts
     half, nahm ich Länder mit auf, die mir sympathisch waren und stets gute Chancen auf winterliche Spitzenergebnisse hatten (Schweiz,
     Kanada).
    Noch heute weiß ich fast alles über Sarajevo 1984.   Ich weiß, was die westdeutschen Sportler bei der Eröffnungszeremonie trugen (schneeweiße Daunenmäntel, wie ichselbst einen hatte), wie das Maskottchen aussah (es war ein Wolf) und wie es hieß (Wutschko) und wie der Biathlet Peter Angerer
     zu Gold lief (null Schießfehler). Jeder hat eben sein Spezialgebiet.
    Aber auch heute ist Krankwerden in Maßen sehr förderlich für die seelische Gesundheit. Die Familie ist plötzlich ernsthaft
     um das Wohlergehen besorgt. Vielleicht nerven so viele Männer deswegen rum, wenn sie eine kleine Erkältung haben: Sie wissen
     nicht, wie sie sonst ein bisschen Zuneigung bekommen können. Das gilt auch fürs Arbeitsumfeld: Wer sich krank ins Büro schleppt,
     bekommt von der Sekretärin einen mitleidigen Blick und einen starken Kaffee. In rhythmischen Abständen erkundigen sich Kollegen
     nach dem Befinden. Man fühlt sich unentbehrlich, im Mittelpunkt. Und man ist irre dämlich, weil man ernsthaft glaubt, dass
     die Weltkugel aufhören würde zu rotieren, wenn man nur einen Tag aussetzte, aber das nur nebenbei.
    Doch nicht nur der Kranke hat was vom Krankwerden. Auch der Betreuer bekommt eine Chance, seinen Charakter zu zeigen. Wenn
     meine Frau krank ist, dann pflege ich sie, obwohl ich sonst nicht einmal meinen besten Freunden zu nahe komme, wenn die nur
     ein bisschen husten. Ich gebe zu, ich will es doch eher vermeiden, mir etwas einzufangen. Bei meiner Frau aber kenne ich mit
     mir kein Pardon und fühle mich wahrhaft altruistisch. Durch den nebligen Vorhang aus Viren, Bakterien und sonstigen Erregern
     bahne ich mir einen Weg zu meiner Frau ans Bett und bringe ihr heißen Tee mit Honig (sie kann Milch nicht ausstehen). Klar,
     sie würde mich auch gewaltig in den Hintern treten, wenn ich sie auf Distanz hielte.
    Wenn jemand in der Familie krank ist, hat man sich lieb. Das ist doch schön. Und am schönsten für den Kranken: Er darf sich
     ein bisschen mehr rausnehmen als sonst. Er darf zum Beispiel den ganzen Tag lang Golf im Fernsehen schauen. Oder er darf ein
     Familienmitglied losschicken, eine besonders seltene Speise zu holen, die es nur am anderen Ende der Stadt gibt. Zum Beispiel
     Käsekuchen ohne Rosinen.

Ein Parkplatz direkt vor der Tür
    I st in der Großstadt so selten, dass einem das Glück, wenn man es geschafft hat, förmlich in den Ohren rauscht.

Per SMS flirten
    W ie alle Neueinführungen (fünfstellige Postleitzahlen, Euro, Privatfernsehen) haben es die SMS nicht leicht. Die Zahl ihrer
     Gegner ist hoch, und die Argumente bewegen sich wie immer in Deutschland auf die Konklusion zu, die SMS besiegele den Untergang
     des Abendlandes.
    An den Euro und an die fünfstelligen Postleitzahlen haben wir uns längst gewöhnt. Gegen das Privatfernsehen kann man sein,
     denn außer bei Telenovelas und Nachmittagstalkshows kann

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