Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung
Zusammenleben. Dieses Ziel wurde dann zwar von den Skeptikern vereitelt, die sich partout auf keine gemeinsamen Definitionen einlassen wollten, aber was hier zählte, war die Aktion selbst (mehr dazu in Kapitel 6). Später in 2011 wurde ein ähnlicher Versuch, diesmal nur mit Naturwissenschaftlern, in Santa Fe wiederholt.
Eine andere konkrete Maßnahme zur Überwindung eben dieses Stillstandes kann sein, sich auf die gemeinsame Klärung von Einzelfragen zu konzentrieren, auf ein bestimmtes Thema, und das mit einer gemeinsamen Untersuchungsstrategie. Mit dem sogenannten BEST-Projekt gelang ein bemerkenswerter Erfolg. BEST steht für „Berkeley Earth Surface Temperature“ und ist ein Anfang 2011 begonnenes Projekt, das Thermometermessungen der Temperatur aus aller Welt zusammenbringt und daraus eine Entwicklung der global gemittelten Lufttemperatur seit Mitte des 19. Jahrhunderts ableitet. BEST wiederholt damit, was andere Gruppen – etwa wie oben erwähnt an der Climate Research Unit (CRU) inGroßbritannien – vorher taten, mit allerdings einigen wesentlichen Unterschieden: Der Projektleiter ist als skeptischer Wissenschaftler bekannt, das Projekt wird von der ebenfalls als skeptisch ausgerichteten Charles-G.-Koch-Stiftung mitfinanziert, und die Daten und Programme sind öffentlich zugänglich. Mit derlei Empfehlungen versehen, wurde dem Projekt schon vorab eine Blanko-Anerkennung des erwarteten Resultats von Skeptikerseite zuerkannt – bis das Resultat vorlag. Dieses bestätigte die bisherigen Einschätzungen, etwa diejenigen der von der Gegenseite immer des Alarmismus beschuldigten CRU. Es war in den letzten 150 Jahren deutlich wärmer geworden, besonders stark in den Jahren 1970 –2000. Die Kuh war vom Eis. Ein Einzelproblem schien gelöst, es war weder gemogelt noch geschlampt worden, und auch die so oft umstrittene Frage der Auswahl von meteorologischen Beobachtungsstationen bei der Bestimmung der global gemittelten Temperatur war zu allgemeiner Zufriedenheit gelöst worden. Aber richtig akzeptiert wurde das Resultat in Skeptikerkreisen dann leider doch nicht. Die antagonistische Dynamik zwischen Warnern und Skeptiker erwies sich wieder einmal als stärker und als nicht von der Wissenschaft allein auflösbar. Auch hier gilt wie in allen bisher beschriebenen Fällen: Bei der Klimaproblematik handelt es sich um mehr als „nur“ eine wissenschaftliche Frage. Die Klimawissenschaft kann die politischen Dimensionen und Konsequenzen, die Teil des Klimaproblems sind, in entscheidenden Fällen nicht beantworten. Wissenschaftliche Beweise kommen gegen Ideologien nicht an, egal wie fundiert sie auch sein mögen.
Diese Einsicht muss auch für die professionellen Warner und ihre bisherige Strategie, die Klimapolitik voranzutreiben, gelten. Seit vielen Jahren widerlegen Forscher aus dem Umfeld der Politik- und Wissenschaftsforschung wie Roger Pielke jr. Annahmen wie diejenige, dass durch den Klimawandel bereits nachweislich immer größere materielle Schäden und auch Verluste an Menschenleben entstehen. Am Beispiel der Hurrikans Mitch und vielen anderen konnte ernachweisen, dass die dichtere Besiedlung und kaum die Intensität des Hurrikans für die Höhe des Schadens verantwortlich war. Ähnliche Behauptungen, wie die Deutung von extremen Einzelereignissen wie Hurrikan Katrina in New Orleans, die Elbeflut von 2002, die Flut in Pakistan von 2011 oder der Sturmkomplex mit Namen „Sandy“, der 2012 New York heimsuchte, als Folgen des Klimawandels, machen die Klimawissenschaften genauso anfällig – der Nachweis kann schlicht nicht geführt werden. Die immer zahlreicheren statistischen Überprüfungen sind zugleich eine Aufforderung an die Warner, ihre eigenen Aussagen zu differenzieren, anstatt sie als „voodoo science“ und Teufelswerk der Skeptiker anzuprangern.
Wie wir gezeigt haben, war es nicht die Logik der Wissenschaft, sondern die der politischen Rahmung des Klimawandels, welche die Klimapolitik letztlich als reine Energiefrage und als CO 2 -Problem definierte, dabei aber Anpassung an das Unvermeidliche nur peripher behandelte. Diese Beschränkung wird von verschiedenen Seiten ebenfalls seit einiger Zeit kritisiert, bei gleichzeitiger Forderung nach einer Vielfalt an Strategien. Roger Pielke jr. nennt in seinem Buch „Honest Broker“ hier zum Beispiel die Notwendigkeit der Regulierung anderer Treibhausgase wie Methan sowie die stärkere Betonung und systematische Erforschung von Anpassungsmaßnahmen,
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