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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Signal aus drei Posaunen ertönte und eröffnete
den Zweikampf. Die beiden Ritter zwangen ihre Rosse aus dem Stand zu
gestrecktem Lauf, die Lanzen senkten sich und wiesen in die Richtung
des herandonnernden Gegners, dumpfe Trommelwirbel der Hufe erfüllten
die Luft, die Schilde waren gehoben, die Lanzen krachten dagegen,
brachen mit häßlichem Knirschen, Holzsplitter flogen durch
die Luft, und auf jeder Seite der Schranken kamen Roß und Mann
nach kurzem Auslauf unbeschädigt zum Stehen. Jeder der beiden
warf seinen zerbrochenen Holzschaft auf die Erde.
    Dietrich
zog sein Roß herum und ritt, ohne den Gegner zu beachten, als
sie einander passierten, auf seinen Platz zurück. Zwei
Platzordner huschten auf die Kampfbahn und räumten die
Lanzentrümmer beiseite. Das Volk schrie und johlte, die einen
für Urban, die anderen für Dietrich. Nur auf der Tribüne
der Edlen blieb es ruhig, allerdings war vielen Gesichtern anzusehen,
daß man den Kampf mit großem Interesse beobachtete. So
manches funkelnde Damenauge verfolgte mit zitternder Anteilnahme den
jungen Ritter, der mit seinem schwarzen Hengst verwachsen zu sein
schien, so sicher und elegant waren die Bewegungen von Roß und
Reiter aufeinander abgestimmt. Anders sein Gegner: Vor allem den
weiblichen Zuschauern erschien er mehr wie ein ungefüger
Eisenklotz, den man auf ein Pferd geschnallt hatte, um den Gegner in
gewaltigem Ansturm umzurennen. Aber solch ein Trugbild existierte nur
in den Köpfen manch aufgeregter Zuschauerinnen.
    Unten
auf dem Kampfplatz ging es wesentlich nüchterner zu. Roland
reichte seinem Herrn eine frische Lanze, während Ida ihren
Helden mit halb ängstlichen, halb hoffnungsvollen Blicken
bedachte. Der junge Kämpe neigte den behelmten Kopf, um sie zu
beruhigen, richtete dann aber rasch sein Augenmerk auf den Gegner,
der bereits zum neuen Durchgang anritt. Es blieb Dietrich nichts
anderes übrig, als Titus erneut aus dem Stand heraus zum Galopp
anzutreiben. Er schlug die Lanze unter den Arm, hob den Schild etwas
an und faßte den wie eine schwarze Wolke dahersprengenden
Kontrahenten ins Auge. Er bemerkte, daß dieser seine Lanze
etwas schräg nach oben richtete, und blitzartig schoß ein
warnender Gedanke durch sein Gehirn: Der Halunke will meinen Kopf
treffen!
    Da
war der andere heran, aber im Zeitraum eines Wimpernschlages hatte
Dietrich die aufwärts zuckende, auf den Augenschlitz seines
Helmes gerichtete Lanzenspitze mit seinem Schild über sich
hinweggewischt. Seine eigene Lanze traf den äußeren Teil
des gegnerischen Schildes und zersplitterte. Immerhin hatte er damit
Urban kurz ins Wanken gebracht, und auch dessen Roß war,
bedingt durch die momentane Unsicherheit seines Reiters, vom geraden
Kurs abgekommen und wäre fast gestrauchelt. Pferd und Mann
hatten sich jedoch wieder gefangen, der Geroldsecker riß wütend
sein Reittier herum und verhielt, bis der auf seinen Platz
zurückkehrende Dietrich sich ihm genähert hatte.
    "Ein
weiteres Mal wird dir das nicht gelingen, Bursche!" tönte
es dumpf unter Urbans Helm hervor.
    Dietrich
preßte die Lippen zusammen und ritt schweigend an dem erregten
Grafen vorbei. Er wußte, daß nichts gefährlicher für
die eigene Sicherheit war, als sich mitten in einem solchen Kampf
durch Worte erhitzen zu lassen.
    Trotz
der "Todesstachel" auf den Lanzen war bisher keiner der
beiden verletzt worden. Auch hielt sich Graf Urban, der mehr als
doppelt so alt wie sein junger Gegner war, wesentlich besser, als die
meisten aus der edlen Ritterschaft vermutet hatten. Die Zuschauer,
ganz im Banne des Geschehens, warteten jetzt voll Spannung auf den
dritten Durchgang. Viele von ihnen feuerten jeweils den Kämpfer
ihrer Sympathie durch immer lauter werdende Zurufe an, als wollten
die Parteien am Rande der Kampfbahn den Streit mit ihren Stimmen
ausfechten. Auch auf der Tribüne stieg die Spannung bei den
Edelleuten. Allerdings war man zu vornehm, um in dasselbe Geschrei
auszubrechen wie das niedere Volk. Vielleicht war es aber auch
weniger vornehme Zurückhaltung, als reine Vorsicht. Man wußte
ja nicht genau, welcher Seite Herzog Berthold zuneigte, und wollte es
keinesfalls bei ihm durch unbedachtes Eintreten für den
womöglich falschen Kämpfer verscherzen.
    Vor
dem dritten und nunmehr entscheidenden Lauf dirigierte Dietrich sein
Pferd rückwärts ein Stück weit hinter seinen
Standplatz und hielt erst wenige Schritte vor der Turmhalle des
Nordtores an. Die beiden Torwächter, die bisher den Kampf
verfolgten,

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