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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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die
Horde auf ungefähr viermal zehn Mann, vielleicht waren es auch
ein paar mehr."
    "Egeno",
sagte Dietrich entschlossen. "Würdet Ihr mir eine Gunst
erweisen?"
    "Was
immer Ihr wollt, Freund Dietrich. Ich helfe Euch!"
    Spontan
streckte der Geroldsecker dem anderen die Hand hin, die dieser
ergriff und bewegt sagte: "Ich danke Euch, Freund Egeno! Nun
hört: Wäre es Euch möglich, Eure Streitmacht für
eine Weile in die Ortenburg zu legen? Ihr selbst sollt die Aufsicht
über die Feste führen, bis ich zurück bin. Seid Ihr
einverstanden?"
    "Ja,
ich tu's für Euch, und noch mehr!"
    Egeno
wandte sich an seinen Hauptmann und befahl: "Wilfred, geh und
wähle um die dreimal zehn unserer Reisigen aus. Ich denke, Ihr
seid einverstanden, Dietrich? Eure eigenen Mannen sind wohl zu
ermüdet für diesen Streitgang."
    "Langsam",
entgegnete Dietrich, dessen Erschöpfung angesichts der
bedrohlichen Botschaft neuer Tatkraft gewichen war. "Zehn Recken
unter Wilfred, die ein gutes Schwert führen und ein schnelles
Roß reiten, genügen! Alles andere würde zuviel Zeit
in Anspruch nehmen."
    "Ja",
nickte Egeno. "Du hast es gehört, Wilfred. Eile jetzt und
rüste dich und deine Mannen!"
    Während
des Geroldseckers Hauptmann den Raum verließ, hatte Roland sich
seinem Herrn genähert, der sich jetzt erhob, um sich ebenfalls
auf den möglichen neuen Waffengang vorzubereiten.
    "Herr",
sagte der Knappe. "Darf ich mitkommen?"
    Dietrich
betrachtete ihn nachdenklich, aber noch ehe er sich äußern
konnte, war Egeno neben ihn getreten und legte ihm kameradschaftlich
die Hand auf die Schulter. "Ich meine, Ihr solltet zustimmen.
Ein Knappe gehört zu seinem Herrn, besonders einer, der das Zeug
zu einem Helden hat!"
    Trotz
der Sorgen um seine Gemahlin und die Thiersburg entlockte die
Bemerkung Dietrich ein leises Lächeln, das jedoch sofort wieder
verschwand. "Schmeichelt ihm nicht zu sehr, sonst wird er,
fürchte ich, noch hoffärtig!"
    "Meint
Ihr?" fragte Egeno und tat betroffen, als er sich zu Roland
wandte. Er setzte eine bedenkliche Miene auf und fragte mit
Grabesstimme: "Wie ist es, Junge - wirst du dem Laster der
Hoffart widerstehen?"
    Roland,
den die ungewohnte Aufmerksamkeit der beiden Recken verlegen machte,
hatte inzwischen nicht nur einen roten Kopf, sondern war förmlich
ins Schwitzen geraten. Aber da ihm bewußt war, daß Egeno
scherzte, straffte er seine Gestalt und sagte mit fester Stimme: "Als
Knappe des Herrn Dietrich wird niemals ein Laster Macht über
mich gewinnen!"
    "Hört,
hört, der Junge hat atemberaubende Vorsätze!" lachte
Egeno. "Aber du kennst noch nicht alle Versuchungen, die das
Leben für dich bereithält!"
    Dietrich
machte den Witzeleien ein Ende, denn ihm brannte die Zeit auf den
Nägeln. "Du kannst mitkommen, Roland. Aber halte dich im
Hintergrund, falls die Schwerter sprechen sollten. Ist das klar?"
    "Ja,
Herr. Soll ich meinen Bogen mitnehmen?"
    Dietrich
nickte. "Sicher. Für das, was wir vorhaben, muß man
bewaffnet sein."
    *
    Während Dietrich in blutigem
Kampf die ihm anvertraute Ortenburg verteidigte, herrschte seine
zierliche Gemahlin Adelheid auf der Thiersburg mit gewohnter Energie
und Umsicht. Sie war in der Zeit dieses mörderischen Krieges zur
Frau gereift, die wußte, was sie wollte und die sich
durchzusetzen verstand. Aber bei allem Nachdruck, mit dem sie ihre
Befehle erteilte, behielt sie ihr sanftes, verständnisvolles
Wesen und hatte für die vielen Menschen, die jetzt die Burg
bevölkerten, immer ein offenes Ohr.
    Es war allerdings nicht leicht
für sie, und obwohl ihr der Großknecht Bartholomäus
vieles abnahm, fühlte sie doch, wie schwer die Verantwortung für
das Wohl der Menschen auf ihren jungen Schultern lastete. Aber tapfer
vermied sie es, die Augen vor den Gefahren zu verschließen, die
auf sie zukommen mochten. Sie bezwang ihre Ängste, die sie
zuweilen anwandelten, und stellte sich der Erkenntnis, daß ihre
Pflichten als Burgherrin nicht nur Mut und Entschlußkraft,
sondern auch Weitsicht verlangten, um gewappnet zu sein, falls der im
Land wütende Krieg auch auf die Thiersburg überspringen
sollte.
    Die wenigen Waffenknechte, die
ihr zur Verfügung standen, waren rauhe Gesellen. Aber da sie
ihnen ein gewisses Maß an Verständnis entgegenbrachte,
gepaart mit energischer Strenge, wo es not tat, gehorchten sie ihr
inzwischen aufs Wort. Mehr noch, nunmehr respektierten diese
hartgesottenen Kriegsleute sie nicht nur, sondern hatten begonnen,
sie wie einen Engel zu verehren, seit ihnen der

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