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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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schalte und walte inzwischen, als sei
ich der Burgherr, und manchmal frage ich mich, ob er je wieder seine
Lebensenergie zurückerlangt, um selber über sein Besitztum
zu herrschen, oder ob seine schwarze Weltsicht ihn allzu früh
aufs Altenteil zwingt."
    "Es
tut mir leid, das zu hören", sagte Dietrich nachdenklich.
"Ich mußte mich jedoch bei dem Prozeß wehren, denn
für mich und die Gräfin ging es um Tod oder Leben."
    "Na
ja, Gräfin Ida hätte man wahrscheinlich hinter
Klostermauern gesperrt. Aber Euch hätte mein Vater im Zweikampf
nicht geschont, wenn er zum Zuge gekommen wäre, dessen bin ich
sicher. Ihr habt Euch nichts vorzuwerfen. Meines Vaters Verderben war
seine Machtgier. Er wollte auf Biegen und Brechen die Ortenburg in
die Hand bekommen, und das ist ihm gründlich mißlungen.
Ich selbst habe, Gott sei's gedankt, frühzeitig begriffen, welch
ein ungutes Vorhaben er sich da ausdachte, und ihm fortan in dieser
Sache die Gefolgschaft verweigert. Er hat zwar immer wieder versucht,
mich umzustimmen, hat mich an meine Sohnespflicht erinnert, aber
heute bin ich froh, daß ich fest geblieben bin."
    In
diesem Augenblick betrat Roland den Raum. Dietrich, der seinen
Knappen seit dessen Ritt zur Geroldseck nicht mehr gesehen hatte,
betrachtete den Jungen geistesabwesend, denn er dachte immer noch
über die Schilderung des Geroldseckers nach. Schließlich
ergriff Roland von sich aus das Wort: "Herr, ein Reisiger will
den Grafen Egeno sprechen."
    Dietrich
erwachte aus seinem Brüten. "Ah, du bist wohlbehalten
zurück! Ich bin sehr stolz auf dich, mein Junge. Du hast einen
großen Anteil an der Rettung der Ortenburg, weißt du
das?"
    Wieder
einmal, wie schon so oft, wurde Roland rot bis über beide Ohren.
Vor Verlegenheit trat er von einem Fuß auf den anderen und
stotterte: "Herr, draußen wartet...ich meine...
    Dietrich
lächelte. "Ja, führe den Mann jetzt herein, und du
bleibst am besten auch gleich da. Vielleicht brauche ich dich noch."
    Roland,
dem der Stolz über das Lob seines Herrn die Brust schwellte,
ging zur Tür, um den Besucher hereinzuholen. Gleich darauf trat
ein schlanker junger Kriegsmann ein. Sein glattes bartloses Gesicht,
noch vom vorangegangenen Kampf erhitzt, ließ den errungenen
Triumph erkennen; daß es harte Arbeit war, zeigte seine
stellenweise zerbeulte und mit Blutflecken besäte Brünne.
Er trug einen ebenfalls zerbeulten Helm unter dem Arm, während
sein Schwert jetzt friedlich in der Scheide ruhte. Roland hatte sich
bescheiden neben der Tür aufgestellt.
    "Graf
Egeno", sagte der Reisige in selbstbewußtem Ton, "die
Slawenpest ist auseinandergetrieben. Der Großteil sucht wohl
Zuflucht in seinem Offinburcer Nest, um sich die von uns geschlagenen
Wunden zu lecken. Lediglich eine abgesprengte Schar Berittener hat
sich in Richtung der Thiersperger Höhen davongemacht! Ich
dachte, es lohne sich nicht, sie zu verfolgen."
    Dietrich
war aufgesprungen und erregt auf den Boten zugegangen. "Was sagt
Ihr da? Slawen auf dem Weg zu den Thiersperger Höhen?" Ihm
war siedendheiß Hacko eingefallen, der ihn Tage zuvor gewarnt
hatte, daß die Slawen den Standort seiner Burg wüßten.
    Auch
Egeno hatte sich erhoben. "Verzeiht, Dietrich, das ist mein
Hauptmann Wilfred, er meint wahrscheinlich, sie haben sich dort
irgendwo in den Wäldern verkrochen. Ist das wichtig für
Euch?"
    Verwundert
betrachtete er Dietrichs erregte Miene, der ihn nun aufklärte.
"Und ob es wichtig ist. Meine eigene Burg steht dort. Nicht auf
den Höhen, aber gleich nebenan in einem Tal. Ich habe dort nur
wenige Waffenknechte zur Verfügung. Und nach dem, was ich vor
kurzem erfahren habe, besteht jetzt die Gefahr, daß dieser von
Eurem Hauptmann erwähnte Slawenhaufen versuchen könnte,
sich einen letzten Trumpf gegen uns zu verschaffen."
    "Ihr
meint, sie wollen Eure Burg erobern und sie dann als Druckmittel
gegen Euch verwenden, nachdem sie sich hier auf der Ortenburg eine
blutige Nase holten?"
    "Schlimmer,
viel schlimmer!" entgegnete Dietrich, der zunehmend nervöser
wurde. Er berichtete dem Geroldsecker kurz, was die Slawen mit der
Frau des Jost von Ullenburg vorhatten. "Das gleiche könnte
meiner Gemahlin geschehen, wenn sie ihrer habhaft würden."
    "Oh!
Jetzt verstehe ich Eure Befürchtungen", rief Egeno, jetzt
ebenfalls betroffen, und wandte sich seinem Kriegsmann zu. "Wie
viele waren es, Wilfred?"
    Der
junge Hauptmann hob die Schultern und breitete seine Hände aus.
"Genau kann ich das nicht sagen, aber ich schätzte

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