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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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werden konnte.
    Jetzt war keine Zeit
mehr, sich eine besondere Taktik auszudenken, soviel war Urban
inzwischen klar geworden. Er wandte sich noch einmal um. Noch war auf
den Höhen nichts zu sehen außer seinen eigenen Spähern,
das hieß, das Hauptheer der Slawen war jenseits der Hügel
noch im Anmarsch.
    Es dauerte eine
Weile, bis die Befehle zur Umkehr überall durchgedrungen waren
und sich das Heer praktisch auf den Rückweg begab. Es sollte
sich so bald wie möglich in Pfeilschußweite vom linken
Ufer der Künzig aufstellen und sich dann dem aus Offinburc
nahenden Feind entgegenwerfen. An der Spitze befanden sich jetzt die
Berittenen, während die Fußkämpfer im Laufschritt
hinterher eilten. Die Sonne stand inzwischen schon hoch am Himmel,
die Kriegsleute gerieten ordentlich ins Schwitzen, und der warme
Wind, der stärker geworden war, verschaffte ihnen auch keine
Abkühlung.
    Noch während
die Masse in Richtung des Flusses unterwegs war, tauchte bereits eine
slawische Reiterschar zur Linken des Mortenauer Heereszuges auf. Es
waren nur wenige, und sie zügelten sofort ihre Rosse, als sie
des feindlichen Aufgebots ansichtig wurden. Etwa eine Viertelmeile
dahinter war die gesamte Slawenstreitmacht zu sehen, die von der
Marktsiedlung her anrückte und nun zu ihrem unschlüssig
verharrenden Spähtrupp aufschloß.
    Dietrich fiel sofort
die nicht übermäßig große Kopfstärke des
slawischen Reiterheeres ins Auge. Es war für ihn jetzt
eindeutig, daß die feindlichen Berittenen an Zahl der
Mortenauer Ritterabteilung nicht ebenbürtig waren. Sie schienen
sich zu beraten. Offensichtlich waren sie überrascht, den ihnen
an Gesamtzahl überlegenen Gegner plötzlich in ihrem
Gesichtskreis auftauchen zu sehen. Auch Urban erkannte die
Unsicherheit, die sich bei der Slawenabteilung breitmachte. Ohne sich
lange zu besinnen, richtete er sich in den Steigbügeln auf, riß
sein Schwert aus der Scheide, schwenkte es über seinem behelmten
Kopf und schrie: "Auf zum Kampf, Mannen! Mit Gott zum Sieg gegen
die Landräuber!"
    Damit spornte er
sein Roß so ungestüm zum Galopp an, daß es sich
aufbäumte und dann, wie von der Sehne geschnellt, losjagte. Das
Heer der Ritter und Reisigen folgte mit dumpfem Getöse und
wildem Geschrei, während das Fußvolk zurückblieb.
Schrill tönten Posaunen und Hörner und befeuerten die
Krieger. Eine dunkle, bedrohlich anzusehende Masse aus Menschen- und
Pferdeleibern, eingehüllt in eine hoch aufwirbelnde Staubwolke,
donnerte mit unheilschwangerem Brausen auf die erschrockenen Slawen
zu. Dazwischen funkelten scharfe Lanzenspitzen, blitzten
Schwertklingen und Streitäxte, leuchteten die bewegten Farben
der Wappenröcke und Schilde, und zahlreiche Banner standen
waagerecht im sausenden Reitwind.
    Dietrich sprengte
neben Graf Max an der Spitze des rechten Flügels dahin, zunächst
noch darauf bedacht, den Grafen nicht aus dem Blickfeld zu verlieren.
Aber schon bald fühlte auch er, gleich allen anderen, den
aufsteigenden Rausch, der einen Ritter ergriff, wenn er in der
Gemeinschaft auf den Feind losstürmte. Da
war nichts von Furcht oder Vorsicht zu spüren. Das unaufhörliche
Trommeln der Pferdehufe auf die ächzende Erde, das wahnwitzige
Tempo des Rittes, vor Augen das Opfer als auserkorenes Ziel, dies
alles riß jeden der Recken wie ein unbezwingbarer Strom mit,
erzeugte für kurze Zeit das überwältigende Hochgefühl,
Teil einer lebenden Riesenwaffe zu sein, gegen die keine Macht der
Welt standhalten und deren Wucht Tod und Verderben säen würde!
Alles, was einen Menschen vom Tier unterscheidet, versank in einer
trunkenen, unwirklichen Siegeszuversicht, die den grausamen
Vernichtungswillen gebar, mit dem dieser mörderische Reitersturm
in die Reihen des zögernden Feindes hineinschlug.
    Der Zusammenprall
mit dem Gegner löschte schlagartig das berauschende Gefühl
der eingebildeten Unverwundbarkeit aus...
    Erst jetzt schaltet
sich bei denen, die noch im Sattel sitzen, der Verstand ein. Jetzt
heißt es, hauen und stechen, um zu überleben! Und wenn
neben, vor und hinter dir die Helden todwund zu Boden sinken, dann
weißt du, es gibt nur noch eine Wahl für dich: töten
oder fliehen. Wer das eine tut, hat dasselbe im Sinn wie jener, der
sich für das andere entscheidet - überleben um jeden Preis.
    Die Slawen hatten
sich für das andere entschieden - sie versuchten zu fliehen,
nachdem das Ritterheer wie ein Eisenkeil in ihre unschlüssige
Reiterabteilung hineingefahren war. Zahlenmäßig

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