Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
Vom Netzwerk:
bezweifle, daß sie für alle auf der
Ortenburg befindlichen Menschen bis zum Winterende reichen werden."
    Er
schwieg und starrte Ida herausfordernd an, als wollte er sie zwingen,
die Schlußfolgerung selbst zu formulieren. Ein müdes
Lächeln glitt über ihr Gesicht. "Ach, Dietrich, Ihr
meint wohl, fünf Esser weniger würden dieses Problem aus
der Welt schaffen? Ich sage Euch, fünf Leute mehr kann unsere
Tafel verkraften, wir müssen nur frühzeitig die Rationen
verkleinern. Davon stirbt keiner. Aber fünf Krieger zu wenig bei
der Verteidigung - das kann uns das Leben kosten. Nein, mein Lieber,
du...Ihr habt mich überzeugt, daß wir überhaupt keine
Männer entbehren können!"
    Adelheid
erhob sich unvermittelt, als habe sie genug gehört, um zu
wissen, daß sie umsonst gekommen war. Ida sah sie mit
gespieltem Erstaunen an. "Du willst doch nicht etwa aufbrechen?
Jetzt gibt es gleich das Mittagsmahl, da wirst du uns doch
Gesellschaft leisten! Du bist ganz herzlich eingeladen."
    Es
fiel Adelheid nicht leicht, aber sie zwang sich, ruhig und gelassen
zu antworten. "Ich danke dir von Herzen, liebe Ida, für
deine großmütige Einladung. Aber ich werde es dir nicht
antun, meinetwegen vielleicht einmal Hunger leiden zu müssen."
    Sie
wandte sich mit einem Ruck Dietrich zu und fuhr mit bitterer Schärfe
fort: "Ich weiß jetzt, daß ich hier keine Hilfe
erwarten kann, was ich mir eigentlich hätte denken können.
Bitte, begleite mich hinaus, ich möchte gehen!"
    Dietrich
hatte sich ebenfalls erhoben und warf Ida, die sitzen blieb, einen
grimmigen Blick zu. "Wir sprechen uns noch", murmelte er,
und es klang wie eine Drohung.
    Ida
schien das alles nicht sonderlich ernst zu nehmen, sondern rief
Adelheid mit heiterem Lächeln zu: "Leb wohl, Liebste! Ich
hoffe, wir sehen uns bald wieder."
    Adelheid
neigte den Kopf und entgegnete leise: "Ich danke dir, daß
du mich angehört hast. Wenn ich auch erfolglos von hier weggehe,
so habe ich doch eines gelernt - man muß die Menschen danach
beurteilen, wie sie miteinander umgehen! Bloße freundliche
Worte täuschen oft. Leb wohl."
    Sie
wandte sich brüsk ab und schritt mit erhobenem Haupt rasch dem
Ausgang zu, damit niemand sah, wie ihr die Tränen in die Augen
traten. Dietrich hatte keine andere Wahl, als ihr eilig zu folgen,
während Ida den beiden schweigend nachblickte, wobei ihre
gespielte Heiterkeit einer mißmutigen Miene wich.
    Wortlos
verließen die beiden den Palas. Erst als sie draußen im
Burghof angelangt waren, wo die frische Luft ihre erhitzten Gemüter
kühlte, hielt Dietrich seine Gemahlin am Arm zurück.
    "Höre",
sagte er, worauf sie sich ihm mit traurigem Blick zuwandte. "Es
tut mir leid, daß dieses Gespräch mit einem derartigen
Mißklang endete."
    "Du
brauchst dich dafür nicht zu entschuldigen", sagte sie
leise. "Du hast alles versucht, aber Ida will nicht."
    "Trotzdem
werde ich tun, was ich für richtig halte!" entgegnete
Dietrich in trotzigem Ton. "Du bekommst die sechs Mann, um die
du gebeten hast."
    Auf
Adelheids Antlitz erschien ein mildes Lächeln. "Nein, mein
Gemahl. Ich werde dein Angebot jetzt nicht mehr annehmen. Du würdest
dir einen Konflikt mit Ida auf die Schultern laden. Sie würde
deine Entscheidung nicht widerspruchslos hinnehmen, und ich möchte
nicht, daß du meinetwegen in Schwierigkeiten gerätst.
Bedenke, sie ist die Herrin einer bedeutenden Burg mit Verbindungen
zu den hohen Adelskreisen! Willst du künftig mit ihr in
Zwietracht unter demselben Dache leben?"
    Dietrich
sah seine Gemahlin unsicher an. Leise begann sich sein Gewissen zu
regen. Eine unangenehmes Gefühl stieg in ihm auf. Wie sollte er
ihre Worte deuten? War das alles nur so dahergesagt - oder hatte sie
bemerkt, daß zwischen ihm und Ida mehr war, als der höfischen
Sitte entsprach?
    "Nun,
wenn man es so betrachtet, magst du nicht unrecht haben", sagte
er zögernd. "Wir wollen ihr Zeit geben, die Sache zu
überdenken. In ihrer momentanen Stimmung könnte es sonst
tatsächlich sein, daß sie außer sich geriete, wenn
ich jetzt eigenmächtig handelte. Sie wäre in ihrem Zorn
imstande, Herzog Berthold zu benachrichtigen, daß ich gegen ihr
Recht verstoßen hätte. Das wäre weder für mich
gut noch für dich."
    Mit
zarter Geste legte Adelheid die Hand auf seinen Arm und sah ihn mit
ihren leuchtenden Augen offen und fast ein wenig mitleidig an. "Sorge
dich nicht, mein Gemahl. Die Angelegenheit ist es nicht wert, daß
du dir Kummer machst. Und jetzt laß meine beiden

Weitere Kostenlose Bücher