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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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Mitglieder hatten sich mittlerweile in dem großen Ger versammelt, das zuvor als Festzelt gedient hatte. Anstatt sich lauthals über sie lustig zu machen, hörte ihr die versammelte Menge, mit Ausnahme einiger Babys und herumtollender Kinder, schweigend zu. Alle wirkten überwältigt und sprachlos. Bis auf Thalia, Gabriel und Batu.
    »Nicht unbedingt«, erklärte Thalia. Batu übersetzte parallel für Gabriel. »Manchmal ist die Magie in einem Gegenstand gefangen und wird erst durch spezielle Worte oder Handlungen freigesetzt. Doch wir wissen bereits, dass dieser Kessel eine gewisse Kraft besitzt. Gabriel Guai und ich haben es letzte Nacht erlebt.« Unter welchen Umständen erklärte sie allerdings nicht. »Aber vor allem ist diese Kraft dafür zuständig, dass die karmesinroten Blumen dem Stamm überallhin folgen.«
    Ein erstauntes Murmeln ging durch die Menge.
    »Wie können wir die Magie freisetzen?«, fragte ein Mann.
    Thalia schwieg. Sie wusste es nicht. Wann immer sie mit ihrem Vater und anderen Klingen der Rose über den Gebrauch der Quellen gesprochen hatte, war nie die Rede davon, wie man Zugang zur Kraft einer Quelle erlangte. Dann kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Mussten Gabriel und sie vor dem gesamten Stamm miteinander schlafen, um die Magie freizusetzen? Mit einer Darbietung dieser Art wollte sie nichts zu tun haben.
    »Wasser«, bemerkte Gabriel hinter ihr.
    Überrascht drehte Thalia sich zu ihm herum. »Was?«
    Er schritt nach vorn und nahm Oyuun den Kessel ab. »Ich vermute, dass es mit Wasser zu tun hat. Wieso sollte etwas, in dem man Wasser erhitzen kann, sonst magische Kräfte besitzen?«
    »Aber sie kochen jeden Tag Wasser in dem Kessel«, gab Thalia zu bedenken, »und es ist nichts passiert.«
    Gabriel dachte einen Augenblick darüber nach, während er aufmerksam den Kessel musterte. »Wasser ist rar in der Mongolei«, sagte er schließlich. »Vielleicht haben sie nicht ausreichend genommen«, fuhr er mit zusammengezogenen Brauen fort, »oder zu viel.« Er wandte sich an Oyuun: »Wir brauchen Wasser und ein Feuer.«
    Nachdem man ihr seine Worte übersetzt hatte, nickte Oyuun und bedeutete einigen Frauen, ihr zu helfen. Thalia musste lächeln. Durch und durch Soldat, konnte Gabriel sogar der Frau eines Stammesführers Befehle erteilen, die diese widerstandslos befolgte. Seine autoritäre Ausstrahlung ließ weder Raum für Widerstand noch für Ungehorsam. Thalia dachte daran, wie er sie ein paar Nächte zuvor aufgefordert hatte, ihm ihren vollständigen Namen zu nennen, oder ihr befohlen hatte, sie solle sich auf das Bett legen. Sie war nicht in der Lage gewesen, sich ihm zu widersetzen. Inmitten des riesigen Gers, umgeben von Hunderten Augenpaaren, während das Rätsel der Quelle gelüftet wurde, entfachte die Vorstellung, wie er tief in sie eingedrungen war, gegen ihren Willen erneut ihre Lust.
    Thalia presste eine Hand auf ihren flatternden Magen und beobachtete, wie ein Feuer angezündet wurde und Gabriel den mit Wasser gefüllten Kessel daraufstellte.
    »Und jetzt?«, fragte Thalia ihn.
    Er ließ den Kessel nicht aus den Augen. »Jetzt warten wir.«
    In der angespannten Stille im Zelt klang das Geräusch des sich langsam erhitzenden Wassers wie ein leises Lied. Aus dem Kessel stieg Dampf auf. Nach ein paar Minuten war das Wasser verdunstet und der Dampf verschwunden. Doch Gabriel ließ den Kessel auf dem Feuer stehen. Thalias Blick glitt zwischen dem Teekessel und Gabriel hin und her. Sie fragte sich, was beide als Nächstes tun würden. Es schien sinnlos, den Kessel ohne Wasser weiter zu erhitzen.
    »Ich sollte ihn auffüllen«, sagte Thalia und trat nach vorn.
    Gabriel hob die Hand und gebot ihr wortlos zu bleiben, wo sie war.
    Sowohl sie als auch die versammelten Stammesmitglieder befiel eine wachsende Unruhe. Doch keiner wagte es, sich unnötig zu bewegen, geschweige denn, sich Gabriel zu widersetzen.
    Nachdem der Kessel eine Ewigkeit auf dem Feuer geschmort hatte, schnappte Thalia nach Luft. Sie griff Gabriels Arm. »Siehst du das … ?«
    »Ich sehe es«, erwiderte er knapp.
    Erst bildete sich nur ein zartes Wölkchen, doch kurz darauf strömte dichter, süß duftender Dampf aus dem Kessel. In ihm befand sich nichts, das diesen Dampf rechtfertigte, schon gar nicht in dieser Menge. Dennoch stieg er unablässig weiter auf und bildete über ihren Köpfen eine Wolke. Darin erschienen schemenhafte Gestalten, die langsam an Schärfe gewannen.
    Thalias Puls raste, und sie spürte, wie

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