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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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loszulassen.
    »Der Casanova?«, fragte Gabriel an Thalia gewandt. Sie errötete, doch Day lachte.
    »Sagt man das von mir? Wie charmant. Die meisten Leute bezeichnen mich als Mistkerl.«
    Gabriel reichte Day widerwillig die Hand und musterte den Mann mit unverhohlenem Misstrauen. Er war nicht ganz so groß wie Gabriel, doch von der Natur begünstigt: dunkle Haare, helle Augen und die Statur eines Boxers. Day mochte noch so viel lächeln und zwinkern wie ein Geck, Gabriel bezweifelte nicht, dass er zu einem anständigen rechten Haken in der Lage war. Davon zeugte sein kräftiger Griff.
    Day wandte sich mit einem fröhlichen Lächeln, dem die Frauen vermutlich in Scharen erlagen, an Thalia. »Das Wüstenleben scheint dir gut zu bekommen, Thalia. Du strahlst geradezu.«
    Sie zog eine Grimasse, während Gabriel darüber nachdachte, ob er dem Mann an die Kehle gehen sollte. »Du meinst, ich sehe sonnenverbrannt und abgemagert aus«, korrigierte sie.
    »Etwas gebräunt vielleicht … «, gab Day zu, »aber auf jeden Fall hinreißend. Oder vielleicht«, er wandte sich mit nachdenklichem Blick zu Gabriel um, »ist es nicht die Wüste, sondern mehr die Gesellschaft.«
    Offenbar spürte Thalia, dass Gabriel kurz davor war, mit den Fäusten auf Day loszugehen, denn sie wechselte schnell das Thema. »Was machst du hier?« Eine ganz einfache Frage, doch es schmerzte ihn zu sehen, wie sehr sie sich über Days Anwesenheit freute. Das war der Mann, für den sie einst geschwärmt hatte. Der Mann, der so häufig mit Frauen ins Bett ging, wie andere Männer ihre Stiefel anzogen. Der immer noch ihre Hand hielt.
    »Dein Vater schickt uns«, antwortete er.
    »Uns?«, wiederholte Gabriel.
    »Ja, uns«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen.
    Alle drehten sich um, und beim Anblick des Neuankömmlings stieß Thalia erneut einen mädchenhaften Schrei aus und machte sich von Day frei. »Catullus!«
    Einer der elegantesten Männer, die Gabriel je gesehen hatte, lächelte zu ihr herab und umarmte sie. Mit einer dunkelgrünen, bestickten Weste, einem perfekt sitzenden grauen Mantel und Hosen sowie glänzenden Stiefeln sah er aus, als wäre er soeben einem Modemagazin entstiegen. Er trug eine blitzende Metallbrille, hinter der intelligente dunkle Augen funkelten.
    »Gabriel, das ist Catullus Graves«, erklärte Thalia und trat zurück. »Der Zauberer der Wissenschaft bei den Klingen der Rose.«
    »Aber Sie sind ja schwarz«, platzte es aus Gabriel heraus.
    »Ich weiß«, erwiderte Graves mit verschleiertem Blick.
    »Tut mir leid«, sagte Gabriel und schüttelte den Kopf, »ich bin nur etwas überrascht.« Er streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin verdammt froh, Sie kennenzulernen, Mr. Graves. Dieser Adler, den Sie erfunden haben, ist brillant. Er hat uns wirklich den Arsch gerettet. Sie müssen mir unbedingt erzählen, wie Sie auf die Idee gekommen sind.«
    Graves entspannte sich und schüttelte Gabriels Hand. »Freut mich, dass er Ihnen von Nutzen war, Hauptmann. Ich habe den Entwurf in den letzten Jahren optimiert.«
    »Hsiung Ming«, rief Thalia strahlend, als sie sich zu einem schlanken Chinesen umdrehte, der ebenfalls vor das Tor getreten war, »du bist auch hier? Das ist ja ein richtiges Treffen.«
    »Graves und Day haben mich in Peking eingesammelt«, antwortete er lächelnd. Er sprach perfekt Englisch, gewählter als Gabriel. »Graves hat, so brillant er auch ist, kein Ohr für die chinesische Sprache. Also habe ich sie begleitet.«
    Thalia stellte den Mann Gabriel vor und fügte ergänzend hinzu, dass er die Klingen der Rose im Nordosten von China vertrat. Den Mitgliedern eines Geheimbundes vor den Mauern eines buddhistischen Tempels in der Wüste Gobi höflich die Hand zu schütteln, als würden sie gemeinsam Bowle trinken, war eine der seltsamsten Erfahrungen in Gabriels Leben.
    Bevor sie weitersprachen, stellten sich Thalia, Graves, Day und Hsiung Ming im Kreis auf. Gabriel beobachtete sie neugierig. Die vier fassten sich an den Händen.
    »Ewig ist der Norden«, sagte Thalia.
    »Für immer ist der Süden«, antwortete Graves.
    »Der Westen ist endlos«, erwiderte Day.
    »Der Osten ist unendlich.« Hsiung Ming sprach die Codeworte als Letzter. Alle schienen ein bisschen erleichtert zu sein. Dann warf Day einen skeptischen Blick auf Gabriel.
    »Können wir ihm vertrauen?«, fragte er Thalia, ohne Gabriel aus den Augen zu lassen.
    Angesichts der Umstände eine verständliche Frage. Dennoch hätte Gabriel Day am liebsten die Faust in

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